Mit Altpapier im Geschäft
Halle/MZ. - "Sero-König" steht auf dem Schild in der Reideburger Straße. Thomas König wäre froh, wenn er wirklich bald ein "König" als privat-gewerblicher Altpapiersammler wäre. Denn momentan läuft das Geschäft gar nicht königlich, sondern eher schleppend, wie der 45-Jährige sagt. Seit rund fünf Wochen betreibt er das Gewerbe mit dem Sekundärrohstoff (Sero) Altpapier sowie mit Alttextilien.
Ein halbes Jahr lang wird er von der Arbeitsagentur als Existenzgründer finanziell unterstützt, dann muss er damit allein seinen Lebensunterhalt verdienen. Er hofft deshalb, dass die große Nachfrage nach alten Zeitungen, Zeitschriften, Pappe und ähnlichem auf dem Weltmarkt anhält.
In Halle ist er einer unter fünf gewerblichen Sammlern, die neben Altpapier noch andere Altmaterialien wie Textilien und Schrott annehmen. Lohnt sich der Weg zu ihm für die Leute? "Ich zahle vier Cent für das Kilo Altpapier", so König, der von Beruf Karosseriebauer ist und vor seiner Existenzgründung viele Jahre im Vertrieb und Verkauf bei einer Lebensmittelkette gearbeitet hat.
Was er im Weiterverkauf bekommt, will er nicht sagen. Aber sogar Hausgemeinschaften würden wieder Papier abgeben - wie zu DDR-Zeiten. Sein Versuch jedoch, Sammeltage in Schulen zu veranstalten, habe nicht geklappt: "Da kam keinerlei Reaktion auf mein Schreiben."
Schon länger als Thomas König ist Mario Schmidt im Geschäft. Mit einem Partner aus Leipzig betreibt er seit zwei Jahren einen Aufkauf in der Trothaer Straße. Diesen Schritt habe er noch nicht bereut, es gebe Höhen und Tiefen. "Von Altpapier allein könnte ich jedoch nicht leben", erzählt der Mittdreißiger. Erst durch Alttextilien und Schrott lohne sich für ihn das Geschäft.
Zu Schmidt bringen vor allem Kinder Altpapier in kleineren Mengen, wie er sagt. Sie besserten sich ihr Taschengeld auf - fünf Cent zahle er pro Kilo. Aber auch ältere Leute kämen, manche mit dem Handwagen, weil sie es von früher so gewohnt seien. Recht gute Erfahrungen habe er mit Sammeltagen in Heide-Nord sowie in Löbejün im Saalkreis gemacht. "Außerdem hole ich regelmäßig Papier aus einem Betrieb ab."
Das privat-gewerbliche Sammelgeschäft blühe immer dann auf, wenn die Verwertungsindustrie gut bezahle; 70 bis 100 Euro gebe es pro Tonne je nach Qualität, erklärt Simone Franz, Teamkoordinatorin Abfallentsorgung im Umweltamt. Und das sei seit zwei, drei Jahren der Fall. Die Mengen, die dadurch der Stadt verloren gehen, seien noch zu verschmerzen.
Deshalb erhalte auch jeder, der es wolle, eine Gewerbegenehmigung; derzeit gibt es fünf Gewerbetreibende. "Aber auch die sinkende Bevölkerungszahl macht sich beim Aufkommen bemerkbar", sagt sie. Hinzu komme, dass sogar Haussammlungen wie in Neustadt gemacht würden und immer mehr Altpapier aus den blauen Tonnen gestohlen werde, um es in kleinen Mengen dann bei Annahmestellen zu Geld zu machen.
Konkrete Zahlen konnte sie zwar nicht nennen. In Halle entsorge die Stadtwirtschaft jedoch immer weniger Altpapier, wie die Tendenz über Jahre hinweg zeige. Entsprechend geringer fielen die Erlöse aus. Und die dienten ja dazu, die Bürger bei der gesamten Abfallentsorgung finanziell zu entlasten.