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Mehr Platz Mehr Platz: Behindertenwerkstätten in Heide-Nord erweitern ihre Holzwerkstatt

Von Claudia Crodel 26.02.2020, 13:21
Die Behindertenwerkstätten im Blumenauweg in Halle haben Geld für den Ausbau der Holzwerkstatt bekommen
Die Behindertenwerkstätten im Blumenauweg in Halle haben Geld für den Ausbau der Holzwerkstatt bekommen Silvio Kison

Halle (Saale) - Noch vor wenigen Wochen ging es im Bereich der Holzwerkstatt der Halleschen Behindertenwerkstätten (HBW) im Blumenauweg in Heide-Nord sehr beengt zu. Teils wurde sogar ein Lager dafür genutzt. Doch damit ist nun Schluss. Die Mitarbeiter mit Behinderungen sind in eine neue Fertigungshalle gezogen. Sie ist hell und freundlich und bietet den nötigen Platz für Montagearbeiten wie das Zusammensetzen von Lattenrosten aus vielen Einzelteilen.

Behindertenwerkstätten in Heide-Nord erweitern Holzwerkstatt

Damit können nun auch die Mitarbeiter in den anderen Räumen der Holzwerkstatt aufatmen. Die Entflechtung der Tischlerei ist in vollem Gang, das Lager kann umgebaut und eine Maschinenhalle mit CNC-Fräse ordentlich eingerichtet werden. Lattenroste werden beim HBW schon seit Jahren montiert. Aufgrund der eingeschränkten Platzverhältnisse habe es schon im Jahr 2013 erste Überlegungen für eine Erweiterung der Holzwerkstatt gegeben, erläutert Werkstattleiter Michael Knorr.

Zunächst habe man daran gedacht, den Werkstattbereich in einem Containergebäude unterzubringen. „Die Planungen zogen sich bis 2015 hin“, so Knorr. „Durch die Flüchtlingswelle gab es dann nicht mehr so einfach Container. Da half nur ein Umplanen“, fügt HBW-Geschäftsführerin Ilona Wusterhausen hinzu.

Über eine halbe Million Euro wurde in die neue Fertigungshalle investiert

Zunächst hatte man vor, am HBW-Standort am Südstadtring ein Grundstück von der Stadt zu kaufen. Doch die Kaufsumme sei zu hoch gewesen. So entschied man sich schließlich für einen Erweiterungsbau am Hauptstandort im Blumenauweg, der seit 1994 besteht. Ende Mai 2019 war der erste Spatenstich für die 400 Quadratmeter große Halle. Am 26. November erfolgte die Bauübergabe.

Insgesamt wurden über eine halbe Million Euro in die neue Fertigungshalle investiert, die nun mit 25 behindertengerechten Arbeitsplätzen, Werkzeugen, Maschinen und Ausrüstungen ausgestattet ist. Finanziert wurde das Projekt über einen Kredit und Eigenmittel.

Dieser Tage hat der Verein HBW eine Zuwendung in Höhe von 75.000 Euro von der Lotto-Toto GmbH Sachsen-Anhalt erhalten. „Darüber freuen wir uns sehr. Es hilft uns, allen voran natürlich unseren behinderten Menschen, sehr viel weiter“, sagt Ilona Wusterhausen.

Mitarbeiter in den Behindertenwerkstätten werden älter werden und bräuchten mehr Betreuung

Der HBW ermöglicht insgesamt rund 430 Menschen mit Behinderungen die Teilhabe an der Arbeitswelt. Durch die intensive individuelle Förderung und berufliche Qualifizierung in einer Werkstatt mit Berufsbildungsteil erfahren die Menschen eine Bestätigung im Alltag.

Ilona Wusterhausen erzählt, dass die Mitarbeiter in den Behindertenwerkstätten immer älter werden und dadurch langsamer arbeiteten und auch mehr Betreuung bräuchten. „Wir sagen immer: Produktion ja, aber nicht auf Teufel kommt raus. Uns ist zugleich das Wohlergehen der Menschen wichtig“, betont die Geschäftsführerin. Aus diesem Grund seien sportliche Aktivitäten wie Schwimmen und Tischtennis, Musikerziehung im Chor und Bildungsprojekte integriert.

Behindertenwerkstatt befindet sich in stetiger Entwicklung

Zum Verein HBW gehören neben verschiedenen Werkstätten, Dienstleistungsabteilungen sowie Förder- und Ausbildungsmöglichkeiten auch Wohnbereiche. Alles befindet sich in stetiger Entwicklung. So gibt es im landwirtschaftlichen Bereich in der Zechenhausstraße seit kurzem eine kleine Imkerei mit zwei Völkern.

Unterstützt wird diese durch Bienenexpertin und Vorstand des Imkerverbandes Sachsen-Anhalt Gabriele Huber-Schabel. „Im Landwirtschaftsbereich wollen wir demnächst auch ein Gewächshaus errichten und dort selbst Gemüse anbauen“ stellt Ilona Wusterhausen in Aussicht. (mz)

Werkstattleiter Michael Knorr überprüft die Arbeit von Mitarbeiter Jan (links).
Werkstattleiter Michael Knorr überprüft die Arbeit von Mitarbeiter Jan (links).
Silvio Kison