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Investition Mehr grüne Energie für Halle

Der Strommix des städtischen Energieversorgers EVH ist ab dem nächstem Jahr atom- und kohlefrei, erneuerbare Energien werden weiter ausgebaut. Was aber noch zu tun ist, um klimaneutral zu werden.

Von Denny Kleindienst 20.12.2021, 11:04
Der beluechtete Energie-und Zukunftsspeicher im Energiepark in der Dieselstraße ist ein Symbol für die Energiewende in Halle.
Der beluechtete Energie-und Zukunftsspeicher im Energiepark in der Dieselstraße ist ein Symbol für die Energiewende in Halle. Silvio Kison

Halle/MZ - Die Stadt Halle will bis zum Jahr 2040 eine Ökostromquote von 100 Prozent erreichen. Olaf Schneider zweifelt nicht daran, dass das gelingt. „Es wird deutlich früher sein.“ Der Geschäftsführer der EVH GmbH, einem Unternehmen der Stadtwerke Halle, peilt vielmehr das Jahr 2030 an.

Anfang November wurde die abgeschlossene Modernisierung der Energieparks Dieselstraße und Trotha in einem Festakt begangen. Zu diesem Anlass wurde dem Energie- und Zukunftsspeicher in der Dieselstraße - dem weltweit größten Wärmespeicher seiner Art - eine spektakuläre Lichtinstallation verpasst. Seither leuchtet der 45 Meter hohe Zylinder rot, wenn er beladen ist und in Form von heißem Wasser Energie speichert. Grün, wenn er entladen wird und die Wärme in die halleschen Wohnungen fließt.

Effizienter und flexibler

Für die Modernisierung wie auch für den Bau neuer Photovoltaik- und Windanlagen wurden seit 2015 etwa 270 Millionen Euro investiert. So wurden alte Gasturbinen durch neue ersetzt, die laut Schneider „effizienter und sehr viel flexibler sind“. Das Kraftwerk in der Dieselstraße wurde um einen Block erweitert, der nur den Zukunftsspeicher versorgt, welcher allein schon zwölf Millionen Euro gekostet hat.

Inzwischen erzeugt die EVH Fernwärme und Strom ausschließlich mit Hilfe der umweltfreundlichen Kraft-Wärme-Kopplung (KWK). Das Verfahren wird von dem Unternehmen als „Schlüssel der Energiewende in Halle“ angepriesen. Im Gegensatz zu einem reinen Gaskraftwerk werden dabei laut Olaf Schneider „Strom und Wärme gleichzeitig erzeugt“.

Dank neuer Turbinen können die KWK-Anlagen innerhalb von sieben Minuten hoch- oder runtergeregelt werden, was zuvor bis zu vier Stunden gedauert hat. Das schnelle Agieren ist notwendig. „Am Markt müssen sie aktuell innerhalb von Minuten reagieren“, so Schneider. Grund sind wechselhafte Einspeisungen von erneuerbaren Energien.

Mit Blick in die Zukunft betont er: „Unsere Gasturbinen sind heute schon Wasserstoff ready.“ Statt fossiles Erdgas zu nutzen, kann die EVH also auf Wasserstoff umsteigen, so dass bei der Wärmeerzeugung gar keine Treibhausgase mehr ausgestoßen werden. Es wird allerdings noch Jahre dauern, bis genügend Wasserstoff zur Verfügung steht. „Und so lange brauchen wir das Gas“, betont Olaf Schneider. Gleichwohl hat er ein Ziel: „Wir wollen gemeinsam mit vielen Partnern hier in Mitteldeutschland die Wasserstoff-Metropol-Region entwickeln.“

Möglichst viel CO₂ einsparen

Am Standort Trotha baut die EVH außerdem eine Groß-Wärme-Pumpe namens „Saale to Heat“. Parallel investiert die Stadtwerke-Tochter in den weiteren Ausbau von Photovoltaik und Windkraft. Rein rechnerisch kann die EVH heute schon 100.000 Haushalte in Halle mit dieser Energie versorgen. Bis 2025 soll die Leistung so weit aufgestockt werden, dass es für 200.000 reichen würde - weit mehr als es in Halle überhaupt gibt. Dafür brauche es laut Schneider aber auch große und überregionale Anlagen, wie sie die EVH etwa in Eisleben bereits betreibt.

Die Strategie ist: Mit einer Investition so viel CO₂ wie möglich einzusparen. „Wir wollen alle Potenziale in Halle nutzen“, sagt Schneider. Um aber genügend Strom aus erneuerbaren Energien zu erzeugen, reiche das nicht aus. So gelte es, weitere Baustellen anzugehen - zum Beispiel die Temperaturen im Fernwärmesystem zu reduzieren, um auch so Energie zu sparen.

Entscheidend war, dass die EVH frühzeitig auf KWK gesetzt hat und dadurch Fördermittel in großem Umfang einwerben konnte. Enorm wichtig war außerdem die 2016 gegründete Energie-Initiative Halle, der knapp 30 Partner aus Wohnungswirtschaft, Industrie und Forschung angehören. Sie haben der EVH zugesichert, in der Fernwärme zu bleiben. Bleibt die Herausforderung, noch mehr private Kunden zu gewinnen.

Stabile Preise bei Fernwärme, Gas und Strom wird teurer

„In der Fernwärme gehören wir heute schon zu den günstigsten Anbietern.“ Der Ökostrom der EVH müsse indes „noch attraktiver werden“, so Schneider. „Öko-Zertifikate reichen nicht aus. Der Kunde möchte wissen, wo sein Strom produziert wurde. Er darf auch nicht viel mehr kosten als normaler Strom. Daran arbeiten wir.“

Die Fernwärmepreise bleiben für EVH-Kunden im kommenden Jahr unverändert. Im Gassektor liege man mit der Zehn-Prozent-Erhöhung deutlich unter den Preissteigerungen der Konkurrenten, so Schneider, denen man wiederum bei den gestiegenen Strompreisen entspreche.