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Medizin Medizin: Kliniken in Halle kooperieren

Von Cornelia Fuhrmann 14.10.2014, 18:04
Die frühere Orthopädie in der Magdeburger Straße
Die frühere Orthopädie in der Magdeburger Straße Schlüter Lizenz

Halle (Saale) - Die Universitätsmedizin Halle geht einen weiteren Schritt, um die in ihrem Entwicklungskonzept vorgesehenen Kooperationen mit anderen Kliniken mit Leben zu erfüllen. Die neueste und bisher größte Zusammenarbeit wird es in Zukunft mit dem Berufsgenossenschaftlichen Klinikum Bergmannstrost in Halle geben. Die MZ klärt die wichtigsten Fragen.

Welchen Nutzen hat eine Kooperation zwischen Bergmannstrost und der Uni-Medizin?

Die Universitätsmedizin und das Klinikum Bergmannstrost wollen in Forschung und Lehre, Krankenversorgung sowie Rehabilitation zusammenarbeiten. Das Ziel ist eine bessere Versorgung der Patienten im südlichen Sachsen-Anhalt und die Steigerung der wirtschaftlichen Effizienz der Uni-Medizin. Langfristig könnte, sagt Hubert Erhard, Geschäftsführer des Bergmannstrosts, Halle zu einem Gesundheitsstandort mit überregionaler Ausstrahlung werden.

Was wird sich konkret verändern?

Das Bergmannstrost wird Mieter der früheren Uni-Klinik für Orthopädie in der Magdeburger Straße. Es werden 50 Betten zusätzlich für Handrehabilitation und berufsgenossenschaftliche Weiterbehandlung geschaffen. Am Uni-Standort Ernst-Grube-Straße richtet das Bergmannstrost 60 Betten für die Frührehabilitation ein.

Seit Jahren steht die Uniklinik Halle unter Druck. Grund sind anhaltende Millionen-Verluste, die am Ende vom Land aufzufangen sind. Für dieses Jahr wird davon ausgegangen, dass die Uniklinik mindestens neun Millionen Euro Verlust machen wird. Die Klinikleitung sieht als Hauptursachen für die schlechten Finanzen die starke Konkurrenz in Halle und eine Unterfinanzierung durch die Krankenkassen. Die Klinik hat 2 850 Mitarbeiter; Gebäude wie die frühere Orthopädie befinden sich in der Nebenstelle in der halleschen Innenstadt. Der Klinikvorstand hat ein Entwicklungskonzept mit Kooperationen und Stellenabbau erarbeitet, wodurch die laufenden Kosten bis 2025 um zehn Millionen Euro sinken sollen.

Das Klinikum Bergmannstrost ist eines von neun berufsgenossenschaftlichen Krankenhäusern in Deutschland. Der Träger ist die gesetzliche Unfallversicherung. Es gehört zu den modernsten Traumazentren Deutschlands. Es werden unter anderem Schwerstbrand- und Wirbelsäulenverletzte behandelt. Das Klinikum hat 560 Betten und beschäftigt 1 200 Mitarbeiter.

Ebenfalls in der Magdeburger Straße wird ein Zentrum für ambulante Operationen geschaffen, die bisher noch an den beiden Hauptstandorten in der Merseburger Straße (Bergmannstrost) und der Ernst-Grube-Straße (Uni-Klinik) durchgeführt werden.

Das Bergmannstrost finanziert eine Stiftungsprofessur für Handchirurgie. „30 Prozent der Arbeitsunfälle betreffen die Hand“, erklärt Erhard. Deshalb sei es sinnvoll, dass in diesem Bereich Forschung und Lehre betrieben werden, die die Uni-Klinik leisten könne.

Es soll eine Brückenprofessur für Kindertraumatologie entstehen und damit auch ein weiteres Forschungsthema. Der noch zu berufende Professor wäre an beiden Kliniken beschäftigt.

Die beiden Kliniken wollen ihre Kompetenzen im Bereich Urologie zusammenfassen. Dafür soll laut dem Ärztlichen Direktor des Uni-Klinikums, Thomas Klöss, Personal der Uni im Bergmannstrost eingesetzt werden. Neuro-urologische Leistungen, die bereits am Bergmannstrost bestehen, werden zusätzlich in die urologische Klinik der Uni integriert.

Wann ist mit der Umsetzung der Kooperationsvereinbarung zu rechnen?

Das ambulante OP-Zentrum soll in knapp einem Jahr in Betrieb gehen. Für die Brückenprofessur Kindertraumatologie wird ein Konzept erarbeitet. Wenn der bisherige Universitätsprofessor in Rente geht, soll der neue Professor berufen sein, so Klöss. Für die Stiftungsprofessur gebe es ebenfalls ein reguläres Berufungsverfahren, so dass in spätesten zwei Jahren mit einer Besetzung zu rechnen sei.

Werden Stellen beim Personal gestrichen?

Weder Mitarbeiter des Bergmannstrosts noch der Uni-Kliniken müssen Entlassungen fürchten, sagen Klöss und Erhard.

Wie groß ist das Einsparpotenzial aufgrund der Kooperation?

„Wir haben das Geld erstmal außen vor gelassen, aber es wird keine Kooperation, bei der es hinterher teurer wird“, sagt Bergmannstrost-Geschäftsführer Erhard. Die Uni-Medizin erhofft sich allerdings laut Dekan Michael Gekle eine Verringerung der wirtschaftlichen Probleme. Die Uni-Klinik spart Betriebskosten von rund einer halben Million Euro jährlich und wird durch die Vermietung des Gebäudes an das Bergmannstrost Einnahmen erzielen. Die Reha-Betten, die das Bergmannstrost schafft, bringen dem Uni-Klinikum ebenfalls Einsparungen. Außerdem soll durch die bessere Reha-Versorgung die Verlegung von Patienten in andere Krankenhäuser, beispielsweise nach Sachsen, überflüssig werden. Im ambulanten OP-Zentrum können künftig kostengünstiger Leistungen erbracht werden. Außerdem sollen mehr Erlöse erwirtschaftet werden, sagt Klöss.

Welche Auswirkung hat die Kooperation auf die Patientenversorgung?

Die Wege für Patienten und ihre Angehörigen sollen kürzer werden, weil sich Frührehabilitation und Intensivmedizin in unmittelbarer Nähe befinden. Erhard sieht zudem ein noch großes Reha-Potenzial.

(mz)

Das Hauptgebäude des Universitätsklinikums in Halle: Jetzt wollen die Mediziner mit anderen Krankenhäusern zusammenarbeiten. So sollen auch Kosten gesenkt und mehr Einnahmen erzielt werden.
Das Hauptgebäude des Universitätsklinikums in Halle: Jetzt wollen die Mediziner mit anderen Krankenhäusern zusammenarbeiten. So sollen auch Kosten gesenkt und mehr Einnahmen erzielt werden.
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