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Meckel-Haus in der Brüderstraße Meckel-Haus in der Brüderstraße: Barockpalais bekommt Verjüngungskur

Von MICHAEL Falgowski 01.12.2015, 13:34
Die kaum noch für möglich gehaltene Rettung des Denkmals in der Brüderstraße hat begonnen.
Die kaum noch für möglich gehaltene Rettung des Denkmals in der Brüderstraße hat begonnen. Günter Bauer Lizenz

Halle (Saale) - Betreten auf eigene Gefahr! Die Gründerzeit-Treppe, die etwa 1870 hinten an das Barockhaus Brüderstraße 5 angesetzt wurde, sollte immer nur eine Person hinaufsteigen. Aber praktisch überall im Haus besteht die Gefahr, einzubrechen. Von ganz oben, auf den eigens montierten Stegen des vor zwei Jahren notgesicherten Dachstuhls, geht der Blick durch vielerorts eingebrochene Decken hinab in die Tiefe. Überall stützen Balken die Decken. Es sieht so aus, als ob nur die einzige erhaltene, aber arg lädierte, 300 Jahre alte barocke prächtige Stuckdecke im Erdgeschoss gerettet werden könnte.

Balken stützen aber auch den mittelalterlichen Keller, dessen ältester Teil wohl aus dem 13. Jahrhundert stammt. Im Gewölbe zeigen sich Risse. Der Hausschwamm hat überall gewütet.

„Zehn Jahre eher wäre besser gewesen, aber die Sanierung kommt gerade noch rechtzeitig“, sagt Lutz Rommerskirch. Der Bau- und Immobilienunternehmer hat in Halle schon einige denkmalgeschützte Häuser saniert. Die Brüderstraße 5 sei ein schwieriger Fall, aber machbar, sagt er. Das aber muss sich noch erweisen. Zunächst wird das Barockpalais eingerüstet. „Bis zum Frühjahr wird alles ausgeräumt, das im Laufe der Jahrhunderte gestückelte Fachwerk leergemacht. Balken für Balken muss geprüft und das beschädigten Holz etagenweise ausgetauscht werden“, so Rommerskirch.

Die Außenwände bleiben stehen, ansonsten werde der Zimmermann das Fachwerk und den Dachstuhl praktisch neu aufbauen. Erst im August oder September 2017 soll die Sanierung abgeschlossen sein. Möglichst viele originale Balken sollten dabei erhalten bleiben, sagt Rommerskirch. Und das immer in Absprache mit dem Denkmalschutz. Im Innern werden zum Beispiel die noch vorhandenen Barocktüren aufgearbeitet und neue nach deren Vorbild angefertigt.

Eine kaum mehr für möglich gehaltene Rettung hat also endlich begonnen. Das ist vor allem auch Andreas Riethmüller zu verdanken. Der vor wenigen Tagen völlig unerwartet verstorbene Leiter der Abteilung „Bildung und Kultur“ im Landesverwaltungsamt hatte den erstmals 2010 geplanten Abriss des Denkmals verweigert und sich engagiert für dessen Erhalt eingesetzt. Nachdem der letzte private Eigentümer das Projekt als „unwirtschaftlich“ aufgegeben hatte, ist vor einigen Wochen die Saalesparkasse eingesprungen, um eins der wertvollsten, verfallensten und seit Jahren umstrittensten Baudenkmale Halles zu sanieren. Sieben große Wohnungen sind geplant, die die Sparkasse selbst vermieten will. Rund 2,2 Millionen Euro soll die Sanierung kosten, 1,2 Millionen Euro steuert die Stadt aus dem Bundesprogramm „Städtebaulicher Denkmalschutz“ bei. Das Barockhaus mit seiner Sandsteinfassade ist auch stadtgeschichtlich bedeutend.

Unter anderem war es das Haus der weltberühmten Medizinerfamilie Meckel. Später diente es dem Mediziner Peter David Krukenberg als Zuhause, der 1817 bis 1840 darin wohnte und seine Klinik in Halle einrichtete. (mz)

Das Treppenhaus wurde 1870 gebaut.
Das Treppenhaus wurde 1870 gebaut.
Bauer Lizenz
Diese Decke aus dem Anfang des 17. Jahrhunderts soll tatsächlich gerettet werden. Es ist wohl die einzige im Haus.
Diese Decke aus dem Anfang des 17. Jahrhunderts soll tatsächlich gerettet werden. Es ist wohl die einzige im Haus.
Bauer Lizenz
Ein Bild der Verwüstung im Innern.
Ein Bild der Verwüstung im Innern.
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Im mittelalterlichen Keller
Im mittelalterlichen Keller
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