Marode Häuser Marode Häuser: So soll die Schwemme gerettet werden

Halle (Saale) - Als vor genau einem Jahr das Dach der verfallenen Schwemme-Brauerei brannte, blieb lange unklar, ob dies nicht das Schicksal dieses frühen Industriedenkmals besiegelt hatte. Endgültiger Abriss oder doch eine Sanierung? Die Flammen drohten zu vollenden, was die Jahrzehnte des Leerstands an dem 1718 gebauten ehemaligen Brauhaus „Zum Pelikan“ begonnen hatten. Mit dem als „Schwemme“ bekannten Haus in der Klaustorvorstadt drohte ein weiteres Denkmal von der „Roten Liste“ Halles zu verschwinden - durch Abriss.
Auf diese Liste hat der Stadtrat 26 „besonders gefährdete Baudenkmale von herausragender kulturhistorischer und städtebaulicher Bedeutung“ gesetzt. Ziel dieser wohl einzigartigen halleschen Denkmalliste war es, die Rettung der Objekte zu befördern. Mit Erfolg: Inzwischen könnten sechs sanierte hochrangige Baudenkmale aus der Liste entlassen werden.
Schwemme ist der nächste Kandidat
Bei drei weiteren Objekten hat zudem die Sanierung begonnen: die Häuser Brüderstraße 5, Kleine Märkerstraße 5/6 sowie an der Neumühle. Zudem ist mittlerweile die Sanierung zweier weiterer Baudenkmale genehmigt.
Die Schwemme ist der nächste Kandidat. Das seit Anfang der 1990er Jahre leerstehende, beinahe 300 Jahre alte Brauhaus ist in zweierlei Hinsicht ein besonderer Sanierungsfall. Erstens gehören bislang noch zwei Drittel des Gebäudes der Kommune. Zweitens tritt kein privater Investor, sondern ein Verein aus Denkmalfreunden an, das Denkmal zu retten.
Schwemme-Verein kauft Gebäude
Nachdem der Schwemme-Verein im Frühjahr bereits für einen Euro den bis dato privaten, vom Brand besonders schwer betroffenen nördlichen Teil des Gebäudes kaufte, übernimmt er nun auch den kommunalen Teil. „Bis Jahresende soll der im Feuer besonders schwer geschädigte nördliche Gebäudeteil weiter gesichert werden“, sagt Henryk Löhr vom Schwemme-Verein. Vor allem soll ein Notdach noch vor dem Winter das Gebäude schließen.
Der Verein setzt ganz auf bürgerschaftliches Engagement. Und er wird von den Bürgern erhört: Bisher haben Hallenser 8.500 Euro für die Notsicherung gespendet. In bisher 23 Arbeitseinsätzen haben die Vereinsmitglieder und Helfer bereits 110 Tonnen Schutt aus der Brandruine herausgetragen, in 550 Arbeitsstunden.
Unterstützung durch Bürgerstiftung Halle
Unterstützt wird der Verein etwa durch die Bürgerstiftung Halle, die Stadtwerke und die Saalesparkasse - und durch viele aktive Helfer und private Spenden. Das passt zu der geplanten Nutzung des Denkmals: In dem frühen Industriedenkmal Halles sollen nicht etwa Wohnungen oder ein Altersheim entstehen. Stattdessen sollen die Künstler und Vereine Haus und Areal an der Saale nutzen. Das mache die Sanierung in Eigenregie deutlich günstiger, so Henryk Löhr. Am Tag des offenen Denkmals, am kommenden Sonntag, veranstaltet der Verein erstmals Führungen im Haus - und auch szenische Lesungen im früheren Bierkeller. „Der Bierkeller wird auch der erste Ort sein, den wir schon in diesem Jahr für weitere Veranstaltungen nutzen wollen.“
Dass die „Schwemme“ von Halles Roter Liste gestrichen wird, erscheint inzwischen realistisch. „2018 soll die Sanierung beginnen. Dann wird die Brauerei genau 300 Jahre alt“, sagt Gernot Lindemann. Der Architekt unterstützt und berät eigens im Auftrag der Stadt Eigentümer solcher problematischer Gebäude. Die Stadt bereitet derzeit einen Förderantrag in von Höhe von 970.000 Euro für die bauliche Sicherung des Denkmals vor. Mit dem Geld sollen die äußere Hülle und die statische Sicherheit wieder hergestellt werden. Insgesamt werden dafür 1,3 Millionen Euro benötigt. (mz)
