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Marode Altbauten Marode Altbauten: Rote Liste wird nicht kürzer

Von Michael Falgowski 08.10.2012, 18:35

Halle (Saale)/MZ. - Die Verfügung des Stadtordnungsamtes im Mai war unmissverständlich: Komplettabbruch oder eine grundlegende Sicherung des Hauses Franz-Schubert-Straße 9. Die gespannten grünen Fangnetze allein reichten der Behörde nicht mehr aus. Und auch nicht mehr das Abschlagen loser Mauerstücke. Und was geschah? Der neue Eigentümer des denkmalgeschützten Eckhauses hat keinen Abrissantrag gestellt, sondern sich für die aufwändige Sicherung des neubarocken Wohnhauses entschieden.

Absturz löste Debatte aus

Im Sommer 2010 war der repräsentative Giebel des ruinösen neubarocken Hauses in die Tiefe gestürzt - Passanten kamen nicht zu schaden. Dieser spektakuläre Absturz hatte eine starke öffentliche Diskussion um die vielen leerstehenden, verfallenden Altbauten in Halle entfacht. Seither ist viel geschehen. Die Stadt hat unter anderem erfolgreich Förderprogramme aufgelegt, um in einigen Altbauvierteln die Eigentümer zu Sanierungen anzuschieben - und es gibt viele positive Beispiele, dass dies angenommen wird. So etwa die Häuser Torstraße 63 und 64 am Rannischen Platz, die derzeit endlich saniert werden.

Dass sich bei der Beseitigung der privaten Wohnhausruinen in Halle viel getan hat, dafür gibt es einen Beleg: In diesem Jahr hat die Stadt noch keine sogenannten Abbruch-Ersatzvornahmen angeordnet - marode Häuser auf eigene Kosten weggerissen, deren Besitzer dazu nicht in der Lage sind oder dies behaupten. Im vergangenen Jahr hat die Kommune für drei große Not-Abrisse immerhin 157 000 Euro vorschießen müssen. Und auch sogenannte Abbruchverfügungen gegen die Eigentümer gab es außer in der Franz-Schubert-Straße 9 nur noch in der Brüderstraße 12 ("Abriss in der…"). Das kann sich freilich rasch ändern. So kann ein harter, frostiger Winter plötzlich wieder Mauern bedrohlich aufreißen und Fassaden bröckeln lassen.

Für Günter Hannuschka, den Leiter des Amtes für Bauordnung und Denkmalschutz im Rathaus, gibt es deshalb auch angesichts vieler positiver Sanierungsbeispiele keinen Grund zur Entwarnung. "Unsere Mitarbeiter haben immer rund 100 Gebäude im Blick. Zwar werden viele Altbauen saniert, gerade in der Innenstadt, im Paulusviertel, im Giebichenstein, aber auch im halleschen Osten. Aber es kommen doch immer wieder auch neue marode Objekte hinzu." Und daran werde sich auch in zehn Jahren nichts ändern. Die"Rote Liste" der bedrohten Gebäude wird also nicht kürzer. Im Grunde aber gebe es eine solche Liste nicht, sagt Hannuschka. Sie müsse laufend fortgeschrieben werden. Und jeder Fall sei ein Einzelfall. Oft leisteten die Mitarbeiter des Bauordnungs-Amtes Detektivarbeit.

Schwierige Verhältnisse

Wie etwa am Haus in der Dieskauer Straße 1, ein echter Problemfall. Bereits seit zwei Jahren (!) ist die Sackgasse an der Nummer 1 gesperrt. "Das Haus gehört einer Firma, die im April 2010 wegen Vermögenslosigkeit aufgelöst wurde, ein Konkursverfahren wurde nicht eröffnet. Der Abriss würde bis zu 80 000 Euro kosten", sagt Hannuschka. Derzeit versuche man aber, einen sogenannten Nachtragsliquidator einzusetzen. Das Haus wird dabei nachträglich aus dem "Vermögen" herausgelöst und einzeln vermarktet.

Gleiches gilt auch für die beiden Häuser Böllberger Weg 9 und 10. Die Eckhäuser zur Geseniusstraße gehören einem Eigentümer aus Liechtenstein, der schon lange Konkurs gegangen ist. Im Rathaus hofft man, das Haus 2013 verkaufen zu können.

Ein anderes Sorgenkind ist indes keines mehr: die Krukenbergstraße 13. Im Januar 2011 musste die Straße komplett gesperrt werden, nachdem Dachteile auf die Straße gekippt waren. Nun hat ein Nachbareigentümer das Gebäude gekauft und will es sanieren.