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Marktkirche Marktkirche: Ein Platz für Gebete gegen den Krieg

23.03.2003, 17:28

Halle/MZ/md. - Freitagabend: Stunden nach der Schüler-Protestkundgebung gegen den Irak-Krieg und Momente nach dem Geschäftsrummel ist die Marktkirche noch immer offen. Kerzen brennen, und junge Menschen kommen in das Gotteshaus. Schüler, wie Christian Wener und Anett Reinsch, die sonst höchstens zu Weihnachten hierher finden, entdecken es in Tagen des Krieges als Stätte der Besinnung. "Die Kirche ist auf einmal der Platz, an dem ich über die Situation am besten nachdenken kann", sagt das 15-jährige Mädchen. Darüber hinaus wolle sie am Dienstag wieder zur Friedensdemo. "Halt etwas tun, anstatt nur rumzusitzen."

Samstagmorgen: Der Markt hat die Menschen zurück. Während die meisten durch Geschäfte tingeln, haben sich andere der Protestkundgebung angeschlossen und eine Menschenkette gebildet. Mit Glockengeläut und Orgelklängen beginnt das erste Friedensgebet.

Auffällig: Viele Touristen haben in der Marktkirche Platz genommen. Auch Frauke und Hans-Peter Lämmel aus Berlin halten still Andacht. "Das Gebet nützt mir, um mit der Situation besser zurechtzukommen", flüstert die Berlinerin. Dann lauschen sie zusammen mit den Hallensern der Predigt von Marktkirchenpfarrer Harald Bartl, die einmal mehr als Anklage gegen die Politik der USA sowie deren einseitige Kriegsberichterstattung zu verstehen ist. "Die Wahrheit stirbt im Krieg zuerst", zitiert er eine altgriechische Weisheit.

Sonnabendnachmittag: Zur zweiten Friedensandacht sind weniger gekommen. "Ich bin etwas enttäuscht", sagt Anke Heide. Regelmäßig bittet die Hallenserin hier gemeinsam mit ihrem Mann Steffen um eine friedliche Lösung des Konfliktes. "Das ist die einzige Möglichkeit. Durch das Gebet wird auch mein Gewissen erleichtert", sagt sie, bevor sie das Gotteshaus für Montag verlässt.