Gerüchte um Zukunft des Hotels Maritim in Halle (Saale): Zieht Theaterbühne in das ehemalige Hotel?
Halle (Saale) - Das Maritim-Hotel am Riebeckplatz in Halle hat seit dem 31. März dieses Jahres keine „Gäste“ mehr. Nach den Flüchtlingen, die dort betreut wurden, waren auch Mitarbeiter des Landesverwaltungsamts ausgezogen. Auf dem Höhepunkt der Flüchtlingskrise im Oktober 2015 hatte das Land Sachsen-Anhalt das Hotel komplett angemietet.
Der Vertrag mit der Beitreibergesellschaft läuft noch bis 2018 und kostet das Land alleine in diesem Jahr rund 5,5 Millionen Euro - auch ohne Nutzung. Kein Wunder, dass die Spekulationen zur Zukunft des Maritims ins Kraut schießen.
Maritim in Halle (Saale): Wird ehemaliges Hotel zur Theaterbühne umfunktioniert?
Derzeit macht eine Idee in der Kulturszene die Runde, die nach MZ-Informationen in der Theater-, Orchester und Oper-Gesellschaft (TOO) geboren worden sein soll: Das Maritim könnte für rund drei Monate im Rahmen eines Kulturprojekts zur Spielstätte umfunktioniert werden.
Es soll sich um ein Sonderprojekt handeln, freilich seien noch viele Fragen - insbesondere auch technische und versicherungsrechtliche Fragen ungeklärt, weshalb man im Detail noch nichts zu dem Vorhaben sagen könne, so TOO-Geschäftsführer Stefan Rosinski.
Auch in der Stadtverwaltung hält man sich zu dem Thema noch bedeckt: „Die TOOH prüft gegenwärtig die Rahmenbedingungen. Anschließend kann über das Ergebnis informiert werden“, so der stellvertretende Stadtsprecher Peter Godazgar.
Allerdings seien kursierende Informationen „nicht korrekt“, denen zufolge das Maritim für drei Monate bespielt werden und das Projekt 500. 000 Euro kosten solle. Den Opernintendant Florian Lutz, der als Initiator des Projekts „Theater im Maritim“ gilt, hat die MZ zum Sinn und zu Details angefragt - bislang ohne Reaktion. Dafür erklärte sich Staatsminister Rainer Robra (CDU): „Ich unterstütze das Anliegen“, ließ er übermitteln.
Halles Theater haben sich schon mehrfach ungewöhnliche Schauplätze ausgesucht
Es wäre nicht das erste Mal, dass hallesche Theater über längere Zeiträume Orte bespielen, die keine Musentempel sind. Freilich waren derlei Projekte bislang räumlichen Notsituationen geschuldet, wie 2002 die Bespielung des Kaufhauses an der Ostseite des Markts durch das Thalia-Theater während einer Bauphase in dessen damaliger Spielstätte in der Kardinal-Albrecht-Straße.
Seinerzeit konnte die Truppe um Intendantin Annegret Hahn damit erheblich punkten und die Inszenierung „Das verrückte Kaufhaus“ avancierte zu einem Höhepunkte der jüngeren halleschen Theatergeschichte.
Maritim in Halle (Saale): Sind die Tage des ehemaligen Hotels gezählt?
Unabhängig von der Frage, ob die Kultur ins Maritim nun einzieht oder nicht, scheinen die Tage des Sechsgeschossers als Hotel gezählt zu sein. Im März machten Informationen die Runde, das Land habe sich mit der Betreibergesellschaft darauf geeinigt, dass das Maritim verkauft und abgerissen werden solle. Im Juni dieses Jahres würden die Verträge unterzeichnet. Das Dementi kam prompt.
Aus dem Innenministerium hieß es dazu lediglich, dass man sich um eine vorzeitige Vertragsauflösung kümmere. Wie erfolgreich die Gespräche laufen, darüber schweigt die Landesregierung.
Auch eine MZ-Nachfrage zu besagtem Kulturprojekt bleibt unbeantwortet. Das Innenministerium erklärt sich für nicht mehr zuständig und verweist an das Finanzministerium sowie das Bau- und Liegenschaftsmanagement des Landes. Dort äußerte man sich aber nicht.
Geht es nach den MZ-Lesern, dann sollte das Maritim von der Bildfläche verschwinden. Im November 2016 hatten sich 68 Prozent der Teilnehmer einer Umfrage für den Abriss des Gebäudes ausgesprochen. So sieht es auch Oberbürgermeister Bernd Wiegand (parteilos), der einen Abriss des Maritims favorisiert und sich für den Bau eines Hotel- und Kongresszentrums an dem Standort ausspricht. (mz)
Hier finden Sie alle Informationen und Entwicklungen zum ehemaligen Maritim-Hotel in Halle.