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Märchenteppich geht online Märchenteppich geht online: Wie eine Puppenspielerin jetzt auf ihr Publikum zugeht

Von Jonas Nayda 14.04.2020, 11:55
Die Puppenspielerin Susa Ahrens erzählt ihre Märchen wegen der Corona-Krise jetzt im Video.
Die Puppenspielerin Susa Ahrens erzählt ihre Märchen wegen der Corona-Krise jetzt im Video. Mape

Halle (Saale) - Seit 25 Jahren spielt Susa Ahrens Puppentheater für große und kleine Zuschauer. Ihre Spezialität sind klassische Märchen. Besonders wichtig am Spielen ist ihr die Nähe zum Publikum. „Es ist etwas sehr Familiäres“, sagt sie. Die Kinder säßen bei ihren Aufführungen teilweise direkt am Bühnenrand, quasi unmittelbar vor der Spielerin.

Kein Wunder - von weiter weg sind die Puppen schließlich nur schwer zu erkennen. Im Figurentheater Märchenteppich, das Ahrens 2004 gegründet hat, finden deshalb auch nur maximal 40 Personen Platz.

Theater ist aus Sicherheitsgründen geschlossen

Doch die Corona-Krise zwingt die 57-Jährige dazu, die Nähe zu ihren Zuhörern aufzugeben. Das Theater ist aus Sicherheitsgründen geschlossen. „Ich habe lange überlegt, was ich tun könnte, um den Kontakt zum Publikum zu halten“, sagt sie. Ihre Texte einfach ins Internet zu stellen schien ihr keine gute Lösung. Auch gegen Videos von den Puppenspielen hat sie sich entschieden, weil dadurch keine rechte Nähe entstehen würde.

Von der Kamera macht sie jetzt aber dennoch gebrauch: Sie hat sich auf die alte Kunst des Erzählens berufen. Statt Puppentheater zu spielen, erzählt Ahrens jetzt ihre Märchen frei und lässt sich dabei filmen. „Ich habe dabei nicht das Gefühl, vor der Kamera zu sitzen. Ich sehe im Geiste die Menschen vor mir“, sagt sie. Und das ist ihren Aufnahmen tatsächlich anzumerken.

„Es ist wichtig, dass man persönlich von der Geschichte berührt ist“

Ahrens wiegt ihren Körper mit den Worten, die sie spricht, hin und her. Sie versucht, die Kinder emotional mit ins Märchenreich zu führen. Nach knapp zehn Minuten ist es vorbei und die Kerzen, die neben dem Märchenstuhl stehen, werden ausgepustet.

„Es ist wichtig, dass man persönlich von der Geschichte berührt ist“, sagt Ahrens. Deshalb erzählt sie auch nur Märchen, die ihr selbst gut gefallen. Bislang gibt es „Jorinde und Joringel“ und „Das gestohlene Liedchen“ zu hören und zu sehen. Jede Woche soll ein neues Stück dazu kommen.

Alleine das erste Märchen ist inzwischen schon mehr als 500 Mal angeklickt worden

Die Videos lädt Ahrens auf ihre Internetseite hoch, wo sie kostenlos für jeden verfügbar sind. Alleine das erste Märchen ist inzwischen schon mehr als 500 Mal angeklickt worden. Geld könne sie mit den Aufnahmen nicht verdienen, das ist ihr klar. Doch Ahrens bittet um Spenden, damit das Figurentheater nach der Corona-Krise auch wieder eröffnen kann. Seit den Ausgangsbeschränkungen hat sie schon viele liebe Nachrichten von Fans und Zuhörern bekommen. „Danke. Das hilft ungemein in dieser Zeit“, sagt sie.

››Die Märchen sind zu finden im Internet unter www.maerchenteppich.de/maerchenzeit (mz)