Magische Hand lockt auf Petersberg
Petersberg/MZ. - Das Rätsel der Hand können Besucher des Petersbergs entschlüsseln. Ihre Geheimnisse enthüllt eine neue Ausstellung im Museum. Die Exponate stammen aus der Privatsammlung von Andreas Mahlfeld aus Magdeburg. Auf ihn geht auch das Konzept der ungewöhnlichen Schau zurück.
Mediziner und SammlerMit dieser Exposition wage man sich in museales Neuland, sagt Bernd Hartwig als Leiter der Kulturstätte. Vergleichbares habe es in der Region noch nicht gegeben.
Mit Mahlfeld nimmt sich ein Fachmann des Themas an. Der 45-Jährige ist von Haus aus Mediziner. Sein Spezialgebiet: Chirurgie der Hand. Die Sichtweise speist sich aus langjährigen Erfahrungen. Die Hand fasziniere ihn schon seit Studententagen an der Martin-Luther-Universität in Halle. "Seitdem sammle ich so ziemlich alles, was damit zusammenhängt." Auf diese Weise sei ein reicher Fundus entstanden, mit dem sich das anatomische Kunstwerk auf äußert facettenreiche Weise darstellen lasse.
Natürlich erfährt der aufmerksame Betrachter, dass eine Hand aus 27 Knochen und vielen Nerven, Sehnen und Muskeln besteht. Dieses Zusammenspiel habe etwas Magisches: "Das menschliche Greifwerkzeug ist ein Geniestreich der Evolution." Andererseits reicht die natürliche Ausstattung nicht aus, um tatsächlich auch greifen zu können. Dazu sei die Hand auf die Kraft des Unterarmes angewiesen, so Mahlfeld. Nebenbei gesagt erklärt das auch, warum eine Überlastung der Hand oftmals Schmerzen im Ellenbogen auslösen. Doch beim medizinischen Einmaleins belässt es diese Ausstellung nicht.
Ein spezielles Kapitel widmet Mahlfeld den Linkshändern. Vorurteile, die ihnen das Leben mitunter schwer machen, entbehren ihm zufolge jeglicher Grundlage. Mittlerweile gebe es glücklicherweise, angestoßen von der modernen Wissenschaft, einen allmählichen Meinungswandel.
"Linkshänder besitzen oft besondere Intelligenz und seltene Begabungen." Das zeigt auch eine Ahnengalerie mit Bildnissen weltberühmter Linkshänder. Nicht nur der Dichterfürst Johann Wolfgang von Goethe gehört in diese Reihe. Ebenso finden die Besucher des Petersberg-Museums dort Leonardo da Vinci, Michelangelo, Pablo Picasso oder Käthe Kollwitz.
Richard Brummer aus Halle-Neustadt, der am vergangenen Sonnabend zu den ersten Besuchern der Ausstellung gehörte, sieht eine späte Bestätigung. Der ehemalige Chemieingenieur und jetzige Pensionär erinnert sich an seine Kindheit in der Nazi-Zeit: "Ich bin Linkshänder und sollte als Schüler unbedingt mit der rechten Hand schreiben. Das war eine einzige Quälerei."
Der Markt reagiert längst. Mittlerweile sind, wie in den Vitrinen im Petersberg-Museum zu sehen ist, viele Dinge extra für Linkshänder im Angebot. Das beginnt beim Korkenzieher und reicht bis zum Hobel.
Unterhaltsames bietet der Ausstellungsabschnitt, der sich der Hand in Kunst und Politik zuwendet. Mahlfeld, ganz akribischer Chronist, vergisst nicht einmal die DDR-Losung "Meine Hand für mein Produkt". Auch die geballte Faust als politisches Symbol findet sich in vielerlei Varianten, beispielsweise auf Abzeichen oder Parteiplakaten.
Für Maler und Grafiker gehört die Hand zu den ewigen Motiven. Über manches Ergebnis kann man vermutlich streiten. So ist eine Vase, die gleichsam aus einer Hand wächst, sicher nicht jedermanns Geschmack.
Das Museum auf dem Petersberg ist täglich außer montags von 10 bis 17 Uhr geöffnet. Die Ausstellung kann voraussichtlich bis zum 6. März besichtigt werden.