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Löbejün-Wettin Löbejün-Wettin: Fünf wollen den Chef-Sessel

Von KORNELIA PRIVENAU 07.11.2010, 16:55

WETTIN/MZ. - Die Veranstalter hätten es wissen müssen: Die Vorstellung der fünf Kandidaten um den Bürgermeister-Posten der künftigen Doppelstadt Löbejün-Wettin würde auf ein riesiges Interesse stoßen. Und so war es nur folgerichtig, dass die Stühle im Wettiner Burggewölbe nicht ausreichten und einer großen Zahl von Zuhörern nur Stehplätze blieben.

Dessen ungeachtet: Am Freitagabend wollten alle den Bewerbern auf den Zahn fühlen und wissen: Wie geht es weiter mit der Einheitsgemeinde, die ab 1. Januar - nicht freiwillig, sondern zwangsweise gebildet - Realität sein wird? Welcher Kandidat empfiehlt sich mit dem besten Konzept?

Eine Frau und vier Männer gehen am 14. November ins Rennen um den Chefsessel. Einzig Antje Klecar (48, parteilos, zu Hause in Nauendorf) bringt von Berufs wegen kommunalpolitische und Verwaltungs-Erfahrung mit. Sie ist seit fünf Jahren Leiterin des Verwaltungsamtes der Verwaltungsgemeinschaft Saalkreis Nord. In einem wahren Stakkato zählte sie auf, wie sie als Bürgermeisterin zu handeln gedenke: Vervollkommnung der Verwaltung, kooperative Zusammenarbeit auf Augenhöhe mit den Mitgliedern des Stadtrates, Erhaltung und Ausbau der in den Orten vorhandenen Einrichtungen - die Aufzählung war noch länger und wurde ergänzt mit detaillierten Beispielen ihrer bisherigen Verwaltungsarbeit.

Lars Augner (31, parteilos, zu Hause in Halle) ist in der Stadt Wettin aufgewachsen und fühle sich ihr eng verbunden, wie er sagte. Der Bankkaufmann legte den Finger sogleich auf einen wichtigen Posten: Die Doppel-Stadt bringe 32 Millionen Euro Schulden in den neuen Haushalt. Die müssten abgebaut werden. Augner machte den Zuhörern nichts vor: "Von heute auf morgen wird das nicht zu machen sein." Seine Botschaft: keine freien Träger für Kitas, um Dumping-Löhne zu vermeiden. Alle kommunalen Kredite sollten in einem zusammengeführt werden, um sparen zu können. Auf die Frage aus dem Publikum, ob er als Bürgermeister wieder nach Wettin ziehen würde, kam von Augner ein "Ja".

Der Rechtsanwalt Jens Franke (38, zu Hause in Halle), er ist Vorsitzender des Sportvereins Wettin, nannte ebenfalls die Schulden als entscheidendes Kriterien für die Verwaltungsarbeit. An ihrer Minimierung müssten Verwaltung und der zu wählende neue Stadtrat, der 28 Mitglieder haben werde, unverzüglich gemeinsam arbeiten. Auf die Frage, ob anstehende Klagen etwa der Gemeinde Domnitz gegen die Zwangseingemeindung noch eine grundsätzliche Änderung bringen könnten, war Franke überzeugt: "Ich glaube das nicht. Solche Prozesse kosten Zeit und vor allem Geld, das die Kommunen nicht haben."

Der Politikwissenschaftler Mat- thias Haak (32, CDU, zu Hause in Wettin) sieht eine Aufgabe des künftigen Bürgermeisters in der Stärkung der Ortschaftsräte, die er als "Verbindung zwischen den Mitgliedsgemeinden und dem Stadtrat" ansehe.

Für Die Linke geht Christian Jongen (36, zu Hause in Brachwitz) an den Start. Der Arbeitsvermittler will sich für eine "gerechte Entwicklung aller Ortschaften und einen komfortablen öffentlichen Nahverkehr zum Sitz der Verwaltung" in Löbejün einsetzen.

Alle fünf Bewerber sprachen sich für eine Prioritätenliste kommunaler Aufgaben sowie den Erhalt von Kitas, Schulen, Feuerwehren, Vereinen, sozialen, kulturellen und touristischen Einrichtungen der Doppelstadt aus. Zu dieser Problematik hatte es eine Reihe von Fragen der Zuhörer gegeben.

9 400 Wahlberechtigte werden am kommenden Sonntag den hauptamtlichen Bürgermeister der Stadt Löbejün-Wettin wählen. Die Wahl des neuen Stadtrates findet am 28. November statt.