Lions-Club in Halle Lions-Club in Halle: Auf den Spuren der Dorothea Erxleben

Halle (Saale) - Diese Frau hatte es schwer, klar: Schon mal als Frau, weil sie - die vor genau 300 Jahren geboren wurde - nach höchster Bildung strebte und es schließlich tatsächlich schaffte, Deutschlands und vielleicht sogar der Welt erste Doktorin zu werden. Und weil sie dennoch zugleich vier Kinder hatte - und, nicht zu vergessen, auch einen Mann.
Doch wie schwer es diese Dorothea Christiane Erxleben zu ihrer Zeit noch in einer sehr speziellen Hinsicht hatte, davon konnten sich gerade zwei Dutzend Hallenserinnen von heute überzeugen: Frauen, die allesamt Mitglieder des nach der Erxleben benannten hiesigen Lions-Clubs sind. Und die ihre Namenspatronin gerade auf eine besonders witzige und stilvolle Weise gefeiert haben: Nämlich mit einem Fest in Kostümen, wie sie auch die berühmte Ärztin und Vorreiterin des Studiums auch für Frauen einst getragen haben könnte. Und was war das Fazit nach diesem Selbstversuch von Erxlebens akademischen Nachfolgerinnen?
„Sehr unbequem“, ja fast eine Folter sei es für viele gewesen, sich da hineinzuzwängen, sagt Inge Richter. Die kaufmännische Direktorin der Theater, Oper und Orchester GmbH ist Mitglied der Lions und hat ihnen sogar schon turnusmäßig als Präsidentin vorgestanden. Und von ihr kam natürlich die Idee, die anstehende Geburtstagsfeier - auch schon als Vorgeschmack auf den 20. Clubgeburtstag im kommenden Jahr - so zu feiern, dass auch ein schönes Bild und ein gewisses Erxleben-Gefühl allen Beteiligten im Gedächtnis bleiben kann: Dem Theaterfundus sei Dank - was die Kostüme betrifft! Aber dafür sei natürlich auch eine kleine Spende fällig gewesen, so Inge Richter: Womit wir schon bei einem der wichtigsten Inhalte der Lions-Aktivitäten wären: dem Helfen.
So wie weltweit weit über 300.000 Frauen in teils reinen Damen- und teils gemischten Clubs, so sind auch die Hallenserinnen (in zwei Clubs), ebenso wie die beiden hiesigen Herren-Clubs, sozial stark engagiert. Auch, weil sie dazu in der Lage sind, denn die Mitglieder sind allesamt in führenden Positionen tätig. Oder sie sind Freiberuflerinnen und sonstige Akademikerinnen. Und die Liste des Engagements der Frauen, die in Halle auf den Spuren von Dorothea Erxleben wandeln, ist lang: Sie unterstützen den Verein zur Förderung krebskranker Kinder, das Krokoseum in den Franckeschen Stiftungen, haben einen Patenschaftsvertrag mit der Christian-Gotthilf-Salzmann-Schule für verhaltensauffällige Kinder, begleiten ein Autismusprojekt, einen ambulanten Kinderhospizdienst und ein Mutter-Kind-Café für minderjährige und in schwierigen Verhältnissen lebende Eltern von noch kleinen Kindern.
Und die Liste ließe sich noch lange fortsetzen. Doch dann käme ein zweiter Aspekt zu kurz: Die Geselligkeit, die bei diesem Lions-Club aber meist mit gemeinsamen Kultur- und Bildungserlebnissen zu tun hat. Wohl ganz im Sinne der Namenspatronin, die seinerzeit auch keine Zeit hatte, ihre Zeit mit nutzlosen Dingen zu verschwenden. (mz)