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Liebestrank Gift oder Medizin  Liebestrank Gift oder Medizin : Mysterium Maiwurm hat einiges zu bieten

Von Katja Pausch 15.06.2020, 13:30
Der Schwarzblaue Ölkäfer, auch Maiwurm genannt, hat allerhand zu bieten.
Der Schwarzblaue Ölkäfer, auch Maiwurm genannt, hat allerhand zu bieten. Steffen Schellhorn

Halle (Saale) - Wenn es wärmer wird, hat er seinen großen Auftritt: Der Schwarzblaue Ölkäfer (Meloe proscarabaeus) tritt vor allem im Mai und im Juni in Erscheinung, wovon auch sein zweiter Name zeugt. „Er wird auch Maiwurm genannt und ist einer der interessantesten Käfer hierzulande“, so Fotograf Steffen Schellhorn, der als Entomologe ein ausgewiesener Kenner von Insekten ist und nicht nur Meloe proscarabaeus mit der Kamera eingefangen hat.

Maiwurm - oder Ölkäfer - bildet bei Gefahr eine gelbliche Flüssigkeit

Dem schwarzblau glänzenden Krabbler mit den langen Beinen wird in diesem Jahr die Ehre zuteil, Käfer des Jahres 2020 zu sein. Und auch wenn das allein schon eine Nachricht ist, hat der auf der Roten Liste der bedrohten Arten stehende Käfer einiges mehr zu bieten. Geschichten um den Ölkäfer, dessen Namen auf die Fähigkeit zurückgeht, bei Gefahr eine gelbliche, giftige Flüssigkeit aus Poren an den Beingelenken austreten lassen, erzählen Schauriges von Heilkräften und von Liebe - und von Giftmorden!

Seit Tausenden von Jahren ist der Ölkäfer in Mitteleuropa heimisch, seit 4.000 Jahren wird er vom Menschen genutzt - wenn auch nicht immer zum Vorteil des Menschen. So wurde das Reizgift Cantharidin im Körper der Käfer gegen eine Fülle von Krankheiten verwendet. Bereits 1550 v. Chr. wird in einem altägyptischen Papyrus das wahrscheinlich älteste Ölkäferpflaster beschrieben, welches wehenerzeugend wirken soll.

Ölkäfer gehört zu den bekanntesten „Liebestränken - doch mit fatalen Folgen

Viele volkstümliche Namen sind dem Käfer verpasst worden - neben „Pflasterkäfer“ auch der wenig schmeichelhafte Name „Pissekäfer“, ein Hinweis auf seine harntreibende Wirkung. In eine andere Richtung hingegen zielt die Verwendung des Käfers als Aphrodisiakum - bekannt als „Spanische Fliege“.

In Honig zubereitet, gehörten Ölkäfer zu den bekanntesten „Liebestränken“ - oft allerdings mit fatalen Folgen. Denn bereits ein einziger Käfer enthält eine tödliche Dosis Cantharidin für einen Erwachsenen. Diese hohe Toxizität machte man sich im antiken Griechenland für Hinrichtungen zunutze, und bis in die Neuzeit sind Morde mit dem Käfergift bekannt. (mz)

Entomologe Steffen Schellhorn.
Entomologe Steffen Schellhorn.
Steffen Schellhorn