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Kult-Lesebühne im "Palais S" Lesung in Halle (Saale): Autor Peter Berg entführt im Palais S in "die Poesie des Alltäglichen"

Von Detlef Färber 03.10.2017, 08:00
Geschichten liegen zwar auf der Straße, doch Peter Berg weiß, wie man sie aufhebt - und aufwertet.
Geschichten liegen zwar auf der Straße, doch Peter Berg weiß, wie man sie aufhebt - und aufwertet. Marco Junghans

Halle (Saale) - Auf der Bühne ist er der ruhende Pol. Anfangs. Auch, weil dies zu einem bewährten Wechselspiel gehört, das Peter Berg mit seinem Mit-Moderator Christian Kreis vorzuführen pflegt.

In der Regel bis zu Dreiviertel der Redezeit des halleschen Literatur-Talks „Kreis mit Berg“ übernimmt Kreis, doch das verbleibende Viertel - jenes von Berg - hat es regelmäßig in sich! Allein schon, weil sich das Publikum im Kabarettsaal auf Bergs satte Baritonstimme freut.

Für Autor Peter Berg liegen die Geschichten auf der Straße

Die verleiht dem Leichtfüßigen seiner plaudrigen Texte schon mal klanglichen Tiefgang: Einen Tiefgang, den dann prompt bestätigt findet, wer seinen Worten und Sätzen nachsinnt. Findet man darin doch immer wieder etwas von der Philosophie und Poesie, die auch im Alltäglichen zu finden ist. In Geschichten, die auf der Straße liegen. Man muss sie, wie Berg, nur finden.

Sie dann aber noch aufzuschreiben, scheint Uneingeweihten das mindeste Problem zu sein. Ist es aber nicht. Peter Berg feilt bis kurz vor dem Auftritt an den Texten, die er bei seiner oder bei anderen Lesebühnen vorträgt. Dass sie dann so mühelos wirken, beruht also auf harter Arbeit: Die Schwierigkeit der Leichtigkeit ist von Bergs Seite damit auf heiterste Weise bewältigt.

Aber warum nimmt er scheinbar Banales, Nebensächliches, Unspektakuläres so wichtig? Warum widmet er der Reflexion und Interpretation von Petitessen diese Sorgfalt? „Die kleinen Augenblicke zählen“, sagt Peter Berg - und seine Begründung lässt sich hören: Weil nämlich nicht zuletzt sie es seien, „die Menschen verändern“.

Autor Peter Berg kam der Liebe wegen nach Halle (Saale)

Verändert hat sich auch Peter Berg - doch ohne sich zu verbiegen. In Rostock geboren, ist er nach Jugendjahren in Berlin zunächst der Liebe wegen nach Halle gekommen. Und geblieben, um die Welt aus nun zufällig hallescher Perspektive schreibend zu durchdringen. Ein Autorenheft von ihm, das vor dem Druck steht, soll entsprechend „Berg-Werk“ heißen.

Der Autor, studierter Germanist übrigens, veranstaltet die Lesebühne nun schon im vierten Jahr mit. Bei der letzten Folge hat er auf seine unvergleichliche Weise das Thema „Kitsch“ höchst witzig durchdekliniert. Am Mittwoch nun folgt die nächste Runde, und wieder mal ist es ein Berliner Autor, den „Kreis mit Berg“ buchstäblich in die Zange nehmen werden.

Lesung in Halle (Saale): Gastautor Robert Rescue kommt aus Berlin

Robert Rescue nennt sich der Mann und ist seinerseits Protagonist einer der inzwischen zahlreichen Berliner Lesebühnen, mit denen die kultige hallesche in regem Austausch steht. „Brauseboys“ heißt Rescues Bühne, die in den „Osram“-Höfen im Berliner Wedding angesiedelt ist.

Der Gastautor dieses Mittwochs schreibt überwiegend komisch: „Zum Glück hab ich wenigstens Pech“ lautet der Titel seines bislang erfolgreichsten Buchs, der in dieser Hinsicht vielversprechend klingt. Und der bestens passen dürfte zu dem, was am Mittwoch wieder von Peter Berg zu erwarten ist.

Lesung in Halle (Saale): Der gefürchtete Wehrdienst ist Thema des Abends

Dann werden beide nach Art des Hauses mit Christian Kreis zum Abendthema buchstäblich die literarischen Klingen kreuzen, denn es geht um den einst so gefürchteten Wehrdienst. Und um das, was mal Reserve hieß - im zivileren Sinn wohl auch darum, wer wen wann wie und womit aus der Reserve locken mag, kann oder wollen sollte.

Gespannt darf man auch darauf sein, wie der diesmalige Musiker Toralf Friesecke - im Duo mit „Flo“ - sich zum schmissigen Grundton des Abends melodisch positioniert.

Lesebühne „Kreis mit Berg“ am Mittwoch, 20 Uhr, im Palais S in der Ankerstraße 3c. Eintritt: 5 Euro. (mz)