Lesung Lesung: Für die Liebe ist immer Sommer

Halle/MZ - Diese Gedichte passen zur Jahreszeit. So, wie sich die Kleidung im leichten Sommerwind an uns schmiegt, so können sich auch die Verse von Sonetten buchstäblich anschmiegen und uns dann sehr, sehr nahegehen. So wie am Donnerstag: Da lasen Ralf Meyer und Werner Makowski aus ihrem gemeinsamen Buch „Sonette bei den Brombeeren“ in der Buchhandlung Jacobi & Müller. Die Zuhörer der Lesung schwitzten, nippten an ihrem Wein und nickten. Ja, so ist der Sommer, so ist das Leben! Und mit jedem gelesenen Wort verloren sie die Scheu vor der vornehmen Gattung Sonett und spürten, dass es keiner Theorie bedarf, um diese Verse zu verstehen. Denn sie sind Liebesbotschaft an das Leben.
„Die Liebe gehört zum Sommer“, flüstert Werner Makowski gleich eingangs - und wieder nicken die Zuhörer. Doch dass der Sommer hier weiter greift als die gleichnamige Jahreszeit, wird schnell klar: „Sommer ist, wenn man nicht schlafen kann“, sagt Ralf Meyer verschmitzt in einem seiner Gedichte. Und schon sind wir beim Thema Liebe. Werner Makowski sagt in seinen Texten dazu, dass nur die Liebe uns über die Zeit hinwegtragen kann. Die 20 Jahre Altersunterschied zwischen den befreundeten Dichtern, die sich scherzhaft mit Goethe und Schiller vergleichen, werden da spürbar. Und doch sind sie sich beide in einem einig: „Die Liebe ist keine Privatsache!“
Eingebettet sind die insgesamt 44 Sonette von leuchtenden Aquarellen des Grafikers Frank Hauptvogel. Dass es einer langen Zeit bedarf, um eine Leichtigkeit hinzukriegen, wie sie diese Gedichte erreichten, zeigen die neun Jahre Arbeit, in denen die Sonette reiften - immer auch im Dialog zwischen beiden Künstlern. Das Ergebnis sind Gedichte beider, die immer wieder aufeinander Bezug nehmen und so einen einzigen Liebesgarten heraufbeschwören. In diesen Garten verwandelte sich dann auch die Buchhandlung. Man glaubte fast schon zu spüren, wie eine namenlose Katze an den eigenen Beinen vorbeistreift und hörte, wie ein Wind durch die Brombeersträucher rauscht. Und man hatte eine Frau vor Augen, die sich auf einem verschwitzen Laken räkelte.
Zu der Stimmung, in der man all das sehen und sich so in Träumen verlieren konnte, trug der Charme der kleinen Buchhandlung bei: „Unsere Leseabende finden immer in einer familiären Atmosphäre statt, sie besitzen eine lange Tradition“, sagt Antje Jacobi und betont, dass vor allem Schriftsteller aus der Region hier eine kleine Bühne bekommen. „Schon seit der Eröffnung des Ladens 1997 fanden die Leseabende statt. Einer der Stammgäste auf dem Podium ist Halles einstiger Stadtschreiber André Schinkel. Und das Publikum darf hoffen, dass auch Ralf Meyer und Werner Makowski ihr nächstes Buch „Die Probe“, an dem sie gerade zusammen mit Frank Hauptvogel arbeiten, auch wieder in diesen Räumen präsentieren werden.
Weil bei dieser Arbeit nun nicht der Grafiker die Texte bebildert, sondern die Dichter zu den Bildern schreiben, die um russische Tänze kreisen, können wir schon auf das nächste Mal Augenschließen und Lauschen gespannt sein: Vielleicht werden wir dann ja von einer temperamentvollen Tänzerin durch den Raum geschwungen.