Leiter im "Familienbetrieb Roxy" Leiter im "Familienbetrieb Roxy": Der Kümmerer im Südpark

Halle (Saale) - Das negative Image des Südparks ist wohl das drängendste Problem des Viertels. Eine hohe Arbeitslosigkeit, Kriminalität und Perspektivlosigkeit herrschen hier nach Ansicht vieler Hallenser vor. Doch gibt es wirklich keine Hoffnung für den Südpark? Einer, der es wissen muss. ist Guido Stark, Diplom-Sozialpädagoge und Leiter des „Familienbetriebs Roxy“ in der Offenbachstraße. Er kennt viele Familien im Quartier.
In der Anlaufstelle, die vom Internationalen Bund getragen wird, gibt es Freizeitangebote für Kinder und deren Familien sowie Beratung bei familiären Problemen. „Unsere Arbeit hat drei Komponenten“, erklärt der 45-Jährige. Erstens die offene Arbeit mit Kindern und Jugendlichen. „Ab sechs Jahren können Kinder uns ohne ihre Eltern besuchen. Es gibt Sport- und Spielangebote, und die Kinder können mitgestalten.“
Gemeinsame Radtour und Bogenbau-Kurs
So wird etwa eine Radtour gemeinsam geplant oder Stark bietet einen Bogenbau-Kurs an, bei dem alle Kinder ein gemeinsames Ziel verfolgen. Auch Fitnessangebote gibt es. „Dort können sie ihre Aggressionen abbauen und sich gegenseitig messen“, so Stark. Das sei gerade für die Jungs wichtig.
Das zweite Standbein ist das Familienangebot. Mittwochs und freitags können Familien hier Tischtennis spielen oder kochen. „Dadurch öffnen sich die Eltern und beginnen, über Probleme zu sprechen“, sagt der Leiter des Roxy. Auch untereinander würden sich die Eltern helfen, etwa bei Anträgen für Ämter.
Im Südpark leben viele Arbeitslose und Alleinerziehende
„Im Südpark leben viele Arbeitslose und Alleinerziehende, die mit drei oder vier Kindern nicht noch arbeiten gehen können“, sagt Stark. Von „Problemen“ im Viertel will er aber nicht sprechen, sondern von „Herausforderungen“, betont er. Einige Familien hätten Probleme bei der Bewältigung ihres Alltags. Oft fehle es an Geld oder die Familien oder Alleinerziehende seien schlicht überfordert. Für sie gibt es das dritte Angebot, die Familienhilfe.
Zu zusätzlichen Problemen habe vor drei bis vier Jahren der Zuzug von Roma-Familien geführt. „Das waren plötzlich 20 bis 30 Kinder, die zusätzlich ins Roxy kamen“, erinnert sich Stark. „Am Anfang wussten wir nicht, was auf uns zukommt. Da mussten wir umdenken.“ Es habe Handgreiflichkeiten gegeben, „und am Anfang sind auch einige Spielsachen weggekommen, das muss man ehrlicherweise so sagen“, erzählt Stark. Ein Grund für die Konflikte sei auch gewesen, dass die Roma kaum deutsch gesprochen hätten.
Südpark: „Inzwischen ist die Situation besser geworden“
„Inzwischen ist die Situation besser geworden“, schätzt Stark ein. Viele Roma seien weggezogen und die verbliebenen würden gut deutsch sprechen und in die Schule gehen. „Jetzt sind wir respektiert und anerkannt, aber es ist noch ein weiter Weg bis zum vollen Vertrauen“, sagt er.
Insgesamt sei der Südpark wieder auf einem guten Weg, nachdem die Stadt ihn jahrelang vernachlässigt habe. „Das Interesse der Stadt und der Vermieter kam erst, als es einen Aufschrei gab“, sagt Stark. Wohnungen seien in einem miserablen Zustand gewesen, wer sich ein besseres Viertel leisten konnte, sei gegangen. Das habe zu einer schlechten Durchmischung geführt - ein Trend, der sich hoffentlich bald wieder umkehre. „Ich erkenne jetzt jedenfalls ein hohes Interesse von Seiten der Stadt“, sagt Stark. So sei etwa in neue Spielgeräte am Roxy investiert worden und andere bauliche Veränderungen im Südpark würden geprüft. (mz)

