Leitende Jobs in Halle Leitende Jobs in Halle: Gleichstellung von Frauen? Von wegen!

Halle (Saale) - Gleichberechtigung? Von wegen: An der Uni Halle sind von 266 Professorenstellen nur 55 mit Frauen besetzt. 42 Prozent aller Referatsleiter im Landesverwaltungsamt sind weiblich, das sind 19 Fachkräfte von 45. Gerade einmal ein Viertel aller Aufsichtsräte der kommunalen Unternehmen in Halle sind Frauen. Ein Lichtblick ist da die Stadtverwaltung Halle, wo inzwischen gut 54 Prozent aller Führungspositionen weiblich besetzt sind.
Es gibt also noch genug zu tun in Sachen Gleichberechtigung. Das meint auch Annett Körner, Gleichstellungsbeauftragte im Landesverwaltungsamt. In der Behörde, die 1.400 Beschäftigte hat, sei die vom Land angestrebte 50-Prozent-Quote von Frauen in Führungspositionen noch lange nicht erreicht: „Wir haben einen Frauenanteil von 70 Prozent. Aber je höher die Vergütungsgruppe ist, um so weniger Frauen gibt es“, sagt sie. Auf der obersten Ebene - bei den sechs Abteilungsleitern - gibt es genau eine Frau, Annekathrin Preuße. Sie steht dem Bereich Ordnung und Migration vor.
Frauen in Jobs: Die größte Hürde
Die größte Hürde sowohl für die Mitarbeiterinnen in der halleschen Ernst-Kamieth-Straße als auch in den anderen Dienststellen im Land sei die Praxis der Bewertungen, die alle drei Jahre im öffentlichen Dienst durchgeführt werden. Frauen werden dabei häufig schlechter beurteilt und das aus zwei Gründen: „Wegen des Teilzeiteffekts - Frauen in Teilzeit werden unbewusst schlechter beurteilt als Vollzeitmitarbeiter. Und wegen des Hierarchieeffekts, denn Beschäftigte in höheren Ebenen werden häufig besser beurteilt“, so Annett Körner. Allerdings würden die Mitarbeiter für diese Effekte sensibilisiert. Dazu gebe es sogar Schulungen - jedoch freiwillig.
Wie sehr Klischees noch in den Köpfen sind, zeigt ein weiteres Beispiel, das Annett Körner nennt: Bei der Besetzung einer Stelle gab es zwei gleichqualifizierte Bewerber, eine junge Frau und einen jungen Mann. Da die Frau ja möglicherweise noch Kinder bekommen könnte, habe man sich für den Mann entschieden. Der jedoch später - Ironie der Geschichte - in Elternzeit ging.
Halle: Gleichstellungsaktionsplan soll bis 2018 umgesetzt werden
Gegen solche Klischees will man nun auch in der Stadtverwaltung Halle vorgehen. In einem Gleichstellungsaktionsplan, der bis 2018 umgesetzt werden soll, sind dafür zahlreiche Punkte aufgeführt. Unter anderem die Erhöhung der männlichen pädagogischen Fachkräfte in Kindertagesstätten.
Künftig sollen aber auch mehr Frauen bei der Berufsfeuerwehr mitmischen: „In der Vergangenheit waren die Einstellungstests sowohl für Männer als auch für Frauen gleich. Seit diesem Jahr wird der Sporttest geschlechterspezifisch gestaffelt, so dass Frauen besondere Berücksichtigung finden“, sagt die Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Halle, Susanne Wildner. Sind derzeit nur sechs Frauen bei der Berufsfeuerwehr, was einer Quote von zwei Prozent entspricht, so sollen nun aktiv mehr Frauen für diesen männlich geprägten Beruf geworben werden.
Motivierung von Männern zur Wahrnehmung der Elternzeit
Mit diesem und weiteren Projekten etwa zur Motivierung von Männern zur Wahrnehmung der Elternzeit oder Antidiskriminierungsworkshops in Schulen soll bis 2018 nun in Halle noch mehr für Gleichberechtigung getan werden. Susanne Wildner meint: „Am wichtigsten ist es aus meiner Sicht, die jahrhundertealte Tradierung von Rollen von der damit scheinbar untrennbar verbundenen gesellschaftlichen Wertung zu trennen. Die Lösung dieser Aufgabe beginnt also im Kopf.“ Dabei müssten Meinungen überprüft und mehr sensible Wahrnehmung der Geschlechter geübt werden.
Konkret heißt das für die leitenden Angestellten der Stadtverwaltung: Im September kommenden Jahres gibt es eine Fortbildung für Führungskräfte „Erfolgreich führen mit System“. Einer der Schwerpunkte: Genderrelevanz. (mz)