Leipziger Kette expandiert Leipziger Kette expandiert: Hier will der Konsum in Halle erste Filialen eröffnen

Halle (Saale)/Leipzig - Kleine Märkte statt großer Einkaufstempel: Die Konsumgenossenschaft Leipzig fühlt sich im Kiez um die Ecke wohl und hat mit dieser Strategie Erfolg. Nun will das Einzelhandelsunternehmen auch um Marktanteile in Halle kämpfen. In der Großen Steinstraße, nahe des Curie-Platzes, wird Konsum in eine ehemalige Rossmann-Filiale ziehen. Es ist der Auftakt für ehrgeizige Expansionspläne. In den nächsten fünf bis sieben Jahren wollen die Sachsen insgesamt zehn Filialen in Halle eröffnen.
„Wir sind überzeugt, dass sich die ostdeutschen Großstädte zu attraktiven Zentren entwickeln. Daran wollen wir teilhaben“, sagt Michael Faupel, Vorstand der Konsumgenossenschaft Leipzig, deren Tradition bis 1884 zurückreicht. Neben Halle hat der Nahversorger auch Chemnitz im Auge. Die Saalestadt liegt für Leipzig aber direkt vor der Haustür. Beide Regionen wachsen zusammen.
Konsum Leipzig: „Halle fängt an zu leben.“
„Halle fängt an zu leben. Wie sich die Stadt in den vergangenen Jahren gewandelt hat, ist beeindruckend. Mit dieser Dynamik wird Halle für Investoren interessant“, sagt Faupel. Die Filialen in Halle sollen unter dem Markennamen „Konsum Halle“ firmieren. Derzeit ist die Genossenschaft in der Stadt auf der Suche nach geeigneten Objekten und Grundstücken.
Neben der Großen Steinstraße hat Konsum schon zwei weitere Standorte im Auge: ein Areal in der Innenstadt in Marktnähe sowie im Burgviertel in Nachbarschaft der Gaststätte „Zum Mohr“. Die Verträge seien noch nicht unterzeichnet. Es werde sich aber um zwei Neubauprojekte handeln. „Wir bauen nicht selbst, sondern mieten uns ein“, sagt Faupel. Partner ist das Bauunternehmen Papenburg. Die Märkte sollen kleiner als 500 Quadratmeter sein, aber dennoch vollwertige Sortimente bieten. „Wir setzen auf Produkte aus der Region und einen hohen Frischeanteil. Das ist unsere Kompetenz“, sagt Faupel.
Konsum Leipzig hat derzeit etwa 1.000 Mitarbeiter
Konsum hat derzeit etwa 1.000 Mitarbeiter und befindet sich wirtschaftlich nach eigenen Angaben auf Wachstumskurs. Im vergangenen Jahr erzielte die Genossenschaft einen Umsatz von 125 Millionen Euro - die jährlichen Steigerungsraten würden zwischen sechs und sieben Prozent liegen.
Die Konsum Leipzig eG wurde am 3. Februar 1884 im Leipziger Ortsteil Plagwitz als „Consum-Verein für Plagwitz und Umgegend“ ins leben gerufen. Dort hat die Genossenschaft auch heute noch ihren Hauptsitz. In den vergangenen Jahren hat sich Plagwitz gewandelt - aus einem industriellen Viertel wurde ein aufstrebender Stadtteil.
Nach dem Ende der DDR wurde am 1. Januar 1991 die heutige Konsum Leipzig eG gegründet. Sie entstand aus der Fusion mehrerer Genossenschaften. Damals war die eG ein Schwergewicht, das es mit den ganz großen Handelsketten aufnehmen konnte. So verfügte die Genossenschaft damals noch über 579 Verkaufsstellen und 71 Gastronomiebetriebe, von denen Ende 2008 noch 60 Supermärkte und zehn Nachbarschaftsläden übrig waren.
Diese Größenordnung hat Konsum weitgehend gehalten. Aktuell betreibt der Nahversorger 62 Filialen in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen. Die Genossenschaft setzt auf kleine Märkte mit innovativen Ansätzen. 2018 hatten die Leipziger ihren ersten Markt eröffnet, der über eine Ladesäule für E-Autos verfügt.
Mit der Expansion nach Halle schließt sich für Dirk Thärichen, wie Faupel Vorstand in der Konsumgenossenschaft, indes ein Kreis. Der Manager war Chef des Bewerbungskomitees für die Olympischen Sommerspiele 2002 in Leipzig. Ein Traum, der sich nicht erfüllte. „Ich wollte schon damals viel stärker mit Halle zusammenarbeiten. Politisch war das in der sächsischen Landesregierung aber nicht gewollt. Jetzt schaffen wir über den Konsum die Verbindung nach Halle“, sagt er.
Konsum: Anschlag in Leipzig Plagwitz trübt Eröffnung
Anfang Mai, wenn in der Großen Steinstraße mit einem Fest das Ende der Straßenbaustelle gefeiert wird, will sich Konsum auch öffentlich in Halle vorstellen. Die neue Filiale, etwa 280 Quadratmeter groß und mit Platz für rund 6.000 Artikel, wird aber erst Mitte des Jahres eröffnen. „Wir stoßen in Halle in eine Marktnische. Kleine Supermärkte, die zu Fuß erreichbar sind, gibt es ja kaum noch“, sagt Thärichen. Im Saalekreis ist Konsum mit Filialen in Merseburg und Großkugel schon vertreten.
Unterdessen ist die Eröffnung der 62. Konsum-Filiale im sogenannten Westwerk, einer ehemaligen Armaturenfabrik im Leipziger Ortsteil Plagwitz, von Protesten überschattet worden. Unbekannte Täter hatten in der Nacht zum Donnerstag 52 Glasfenster der Vorhalle zertrümmert. Am Donnerstagabend warfen Männer dann zwei gekochte Kartoffeln in Richtung eines Kassierers.
Die Polizei schließt einen linkspolitisch motivierten Hintergrund nicht aus - vor der Sanierung der Halle hatten hier Künstler ein Kulturzentrum. Die Szene fühlt sich vertrieben. Der Unmut, so erklärte Konsum gegenüber der MZ, richte sich nicht gegen den Markt, sondern gegen den Vermieter der Immobilie. (mz)
