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Leicht bekleideter Lyriker Leicht bekleideter Lyriker: Joseph von Eichendorff liebte das Baden in der Saale

Von Tanja Goldbecher 25.11.2019, 11:15
Das Eichendorff-Denkmal auf der Saalepromenade.
Das Eichendorff-Denkmal auf der Saalepromenade. Silvio Kison

Halle (Saale) - Statuen von berühmten Personen haben oft etwas Majestätisches, fast Unnahbares. Das neue Eichendorff-Denkmal, das der Bildhauer Bernd Göbel angefertigt hat und Samstag auf der Saalepromenade eingeweiht wurde, ist anders. Es zeigt den 17-jährigen Joseph von Eichendorff (1788 bis 1857), wie dieser just vom Schwimmen aus der Saale kommt und in Richtung Reichardts Garten schreitet.

Mit der rechten Hand hält er ein um seine Hüften geschwungenes Badetuch fest – wodurch aber längst nicht alle Körperteile vollständig bedeckt sind. In der linken Hand trägt er sein geöffnetes Tagebuch.

Aufregende Studentenzeit in Halle

Eichendorff stammte gebürtig aus einer schlesischen Adelsfamilie, die ihren Sitz auf Schloss Lubowitz bei Ratibor hatte. Ab 1805 erlebte der berühmte Lyriker eine aufregende Studentenzeit in Halle. In seinem Tagebuch schrieb er immer wieder über die wunderschöne Aussicht von der Burgruine Giebichenstein.

In seinem Gedicht „Bei Halle“ kommt er regelrecht ins Schwelgen und erinnert an die mittelalterliche Geschichte der Burg. Er schreibt aber auch über die Halloren, die „Freunde der Studenten“ waren und ihn duzten, sowie über sein regelmäßiges Baden in der Saale.

„Er selbst konnte Reichardts Garten nicht betreten und blieb ein Zaungast“

„Ein freies Leben führen wir, Franz Moor“, steht in dem Tagebuch der Bronzestatue. Es ist ein Satz aus Friedrich Schillers Drama „Die Räuber“, der Eichendorff tief beeindruckt hat und sinnbildlich für jene Phase seines Lebens steht, die er in Halle verbrachte. Eichendorff wurde von anderen Dichtern wie Johann Wolfgang Goethe inspiriert, die sich in Reichardts Garten aufhielten.

„Er selbst konnte Reichardts Garten jedoch nicht betreten und blieb ein Zaungast“, sagte Bildhauer Göbel bei der Einweihung des Denkmals. Deshalb bildete er den jungen Eichendorff ab, wie dieser zielstrebig in die Richtung des Giebichensteiner Dichterparadieses läuft.

Idee von Eichendorff-Plastik in Königswinter in Nordrhein-Westfalen

Die Idee, dem Lyriker ein eigenes Denkmal zu setzen, kam von Wolfgang Kupke. Er hatte eine Eichendorff-Plastik in Königswinter in Nordrhein-Westfalen gesehen und wollte so ein Denkmal auch in Halle errichten. Er gründete einen Verein und sammelte fast 50.000 Euro, um das Projekt umzusetzen. Auch die Stadt Halle beteiligte sich mit rund 10.000 Euro an der Finanzierung. „Bürger wie Wolfgang Kupke sorgen dafür, dass das Wohl der Stadt größer wird“, sagte Oberbürgermeister Bernd Wiegand (parteilos).

Zugleich verdeutliche die Statue, was eine Stadtgesellschaft erreichen kann, wenn sie zusammenhält. Das sei vor allem nach dem Anschlag am 9. Oktober, bei dem ein Rechtsterrorist zwei Menschen in Halle ermordete, ein wichtiges Zeichen.

Laut Vereinschef Kupke sind nach der Errichtung der Bronzestatue auf dem Marmorsockel noch Spendengelder übrig geblieben. Diese sollen nun zur Restaurierung der Eichendorff-Bank beigesteuert werden, die sich ebenfalls unweit der Saale und des neuen Denkmals befindet. (mz)