1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Halle
  6. >
  7. Lebensretter für den Hausgebrauch

Lebensretter für den Hausgebrauch

Von Andreas Lohmann 13.01.2005, 17:46

Halle/MZ. - Diagnose: plötzlicher Herztod. Wilfried Mövius, Leitender Notarzt in Halle, hat sie schon oft gestellt. "Da ist nichts zu machen, oft kommt man einfach zu spät", sagt er aus Erfahrung. Nur die schnellste Hilfe könne das Leben dieser Menschen retten Am Donnerstag wurde ein kleiner Schritt dahin unternommen: Die Ärzte Simone Heinemann, Andreas Köhler und Claudia Schnürer wollen in ihrer Gemeinschaftspraxis am Kleinschmieden 6 ab sofort Laien im Umgang mit Herzschock-Geräten trainieren, damit sie Familienangehörigen im Ernstfall auch zu Hause beispringen können. "Eine ganz wichtige Sache", so Mövius.

Der plötzliche Herztod zählt zu den häufigsten Todesursachen in Deutschland. "Daran sterben jährlich 130 000 Menschen", so Kardiologin Dr. Heinemann. Sei der Herzstillstand durch Kammerflimmern verursacht, könne er nur durch einen elektrischen Herzschock (Defibrillation) behoben werden. "Dann zählt jede Minute."

"Auch Laien sind in der Lage, in solchen Situationen rasch zu helfen, wenn sie einen Defibrillator haben", erklärte Daniel Thau von der Firma Fleischhacker aus Schwerte, die Herzschock-Geräte mehrerer Hersteller vertreibt. In der Arztpraxis führte er sie an einer Puppe vor. Thau: "Sie sind einfach zu bedienen, man kann nichts falsch machen." Der Schock wird nur ausgelöst, wenn das Gerät erkannt hat, dass es notwendig ist.

Thau übergab den Ärzten ein Zertifikat der Björn-Steiger-Stiftung, die sich dem Kampf gegen den Herztod verschrieben hat. Die Praxis darf sich nun Björn-Steiger-Zentrum nennen, als erste in den neuen Ländern. Nicht nur Patienten und Angehörige können nun in Halle den Umgang mit den kleinen Lebensrettern üben. "Der Pförtner im Rathaus müsste so ein Gerät auch griffbereit haben", riet Heinemann.