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"League of Legends" "League of Legends": Wlan-Party in Halle soll Diabetes-Kranken helfen

Von Steffen Könau 11.02.2014, 18:32
Eine Figur aus dem beliebten Action-Spiel
Eine Figur aus dem beliebten Action-Spiel Riot Lizenz

Halle (Saale)/MZ - Ein paar Jahre lang ist Katarina Braune sehr diszipliniert gewesen. „Als ich mit dem Studium angefangen habe“, sagt sie, „habe ich mir gesagt: Du musst mit dem Zocken aufhören.“ Bis dahin war die Medizinstudentin begeistert von Computerspielen. „Ich bin schon eine richtige Gamerin gewesen“, sagt die 22-Jährige, die gerade dabei ist, Sachsen-Anhalts größtes Computerspielturnier zu organisieren.

„Blue Buff for Diabetes“ aber wird am 1. März keine Wlan-Party wie viele andere, bei denen übernächtigte Fans an summenden Computern sitzen und sich bei Pizza und Cola virtuelle Gefechte liefern. Katarina Braune und ihren Mit-Organisatoren Marius Rößler, Johannes Ehrlich und Franz Weisbrich geht es beim Zocken um einen guten Zweck: Die virtuellen Schlachten in der Märchenlandschaft des derzeit meistgespielten Computerspiels „League of Legends“ sollen Geld einbringen, mit dem das Quartett aus Halle eine neue Behandlungsmethode im Kampf gegen die Volkskrankheit Diabetes Typ 1 finanzieren will.

Katarina Braune weiß genau, wie wichtig und nötig das ist. Sie war zwölf, als sie selbst ihre Diagnose bekam. „Ich bin von Anfang an gut mit der Krankheit zurechtgekommen“, sagt sie, „aber ich weiß, dass es vielen anderen Kindern und Jugendlichen nicht so leicht fällt.“ Immer aufpassen, den eigenen Stoffwechsel immer im Hinterkopf haben und die nächste Spritze nicht vergessen, das ist nicht so leicht. „Es gibt auch immer noch ganz viele Leute, die einem dumme Tipps geben, immer nach dem Motto, dann iss eben nicht so viele Süßigkeiten.“ Dabei sei Typ-1-Diabetes eine genetisch bedingte Krankheit, bei der das körpereigene Immunsystem Zellen zerstört, die Insulin produzieren sollen.

Katarina Braune ist von Anfang an offensiv mit ihrer Diabetes umgegangen, denn „ich hatte beschlossen, mich davon nicht unterkriegen zu lassen, sondern mich dagegen zu engagieren“. Vielleicht hätte sie auch sonst Ärztin werden wollen, sagt sie, aber so gab es eben nie einen Zweifel. Es geht der jungen Hallenserin darum, Vorurteile zu bekämpfen und Aufklärung zu betreiben. Aber auch darum, das Selbstbewusstsein von jungen Diabetikern zu stärken. Katarina Braune gründete eine Online-Community für Betroffene und später einen gemeinnützigen Verein. Sie half in einer Diabetesklinik in Südafrika und hob schließlich „Icing Sugar“ aus der Taufe, ein internationales Ski-Camp für junge Leute mit Diabetes.

Ein Versuch, Skisport und Zucker zusammenzubringen, die sich eigentlich nicht so gut verstehen. „Den Zucker konstant halten, das geht ja noch, wenn man eine Stunde joggt“, erzählt Katarina Braune aus eigener Erfahrung. Aber wer den ganzen Tag auf der Skipiste sei, habe da schon Schwierigkeiten - bei denen die sogenannten CGMS-Technologie allerdings helfen kann, wie sie erklärt. „Das Gerät informiert den Träger in Echtzeit über seine Blutzuckerwerte, was extrem dabei hilft, die Kontrolle über die eigene Krankheit zu übernehmen.“ Leider werde CGMS bis heute nur in Ausnahmefällen von den Krankenkassen bezahlt, „so dass nur wenige Menschen diese tolle Technologie nutzen können“.

Aber die Hallenserin belässt es in solchen Fällen eben nicht beim Jammern. Stattdessen hatte sie zusammen mit ihrem Freund Marius Rößler eine Idee: Warum nicht das eigene Lieblingscomputerspiel nutzen, um über Startgebühren und Spenden Geld für „Icing Sugar“ einzuspielen? „Nachdem ich die meisten Scheine an der Uni gemacht hatte, habe ich ja wieder angefangen mit dem Spielen - und bin auf ,League of Legends’ gekommen.“ Das von der Firma Riot Games entwickelte Action- und Strategiespiel, von Fans nur „LoL“ genannt, ist das weltweit meistgespielte Online-Game, Diabetes Typ 1 die sich weltweit am schnellsten verbreitende Krankheit. Das passt. „Die Verbindung ergibt noch mehr Sinn, weil der blaue Kreis nicht nur ein Wappen in ,League of Legends’ darstellt, sondern auch das Symbol für den Kampf gegen Diabetes ist.“

Seit November haben Katarina Braune und Psychologiestudent Rößler zusammen mit Johannes Ehrlich und Franz Weisbrich, die Medizin und Wirtschaft studieren, an der Vorbereitung des Turniers gearbeitet. „Wir sind ein gutes Team“, lobt die Erfinderin, „der eine kann gut Social Media, der andere kennt sich mit der Technik aus.“ Es mussten Sponsoren überzeugt und ein Austragungsort für das Finale gefunden werden, Catering war zu organisieren, Preise für die Sieger und Moderatoren.

Idee kam auf Anhieb an

Die Idee aber kam auf Anhieb an, wie die Reaktionen bei Facebook zeigen. In den ersten 24 Stunden gab es 300 „Gefällt mir“-Kicks, bis heute sind es weit über tausend. Den Youtubefilm für das Turnier sahen sich sogar rund 4.000 Menschen an. Auch namhafte Sponsoren fanden sich und mit Melek Balgün, die normalerweise E-Sports-Events für die Computerspiel-Liga ESL Pro Series moderiert, wird am Finaltag eine ausgewiesene Expertin als Gastgeberin fungieren. Im Augenblick laufen schon die virtuellen Vorrundenkämpfe um die Teilnahme an der Endrunde, bei denen 220 Teams aus fünf Ländern versuchen, eine Fahrkarte zum Finale im Audimax der Uni Halle zu erkämpfen. Dort messen sich dann die besten acht Teams vor Publikum, zünftig ab zwölf Uhr Mittags beginnen die Schlachten, die über den Internetsender Twitch TV weltweit live verfolgt werden können.

Für Katarina Braune, Marius Rößler, Johannes Ehrlich und Franz Weisbrich wird es der Tag sein, an dem Wünsche wahr werden. Ein Ende, aber vermutlich auch schon wieder ein Anfang. Im Moment überlegen die vier, ihr „Blue Buff for Diabetes“ zu einem regelmäßigen Turnier zu machen und dann jedes Jahr ein anderes Projekt für junge Diabetiker zu unterstützen.

Ein CGMS-Gerät
Ein CGMS-Gerät
Guardian Lizenz
Johannes Ehrlich, Katarina Braune, Marius Rößler und Franz Weisbrich (von links) haben das Turnier „Blue Buff for Diabetes“ organisiert.
Johannes Ehrlich, Katarina Braune, Marius Rößler und Franz Weisbrich (von links) haben das Turnier „Blue Buff for Diabetes“ organisiert.
Andreas Stedtler Lizenz