Laternenfest ohne Festessen
Halle/MZ. - "Ja, wo war eigentlich die internationale Gourmetmeile", fragte am Montag Thomas Bock noch einmal sicherheitshalber bei der MZ nach. Lag es etwa an dusteren Laternen zum Fest? Gefunden habe er am Riveufer jedenfalls nur einen dänischen Hot-Dog-Stand.
Der Manöverkritik stellt sich Jürgen Kerber ohne Ausflüchte. "Die Gourmetmeile war ein Flop." Die 35 Händler hätten es nicht geschafft, sein Konzept zum Laternenfest umzusetzen, bedauert der Chef von "Jay Kay Event". Vielen fehlte wohl das Vertrauen in die Idee - obwohl es eigentlich Auswahlkriterien für Teilnehmer gab. Dafür sollten die Event-Agenturen Mikoleiczyk aus Regis-Breitingen (Sachsen) und Kopke aus Magdeburg sorgen, die mit der Vermietung der Schlemmermeile beauftragt waren. "Allerdings ist jeder Händler selbst für sein Geschäft verantwortlich", sagt Kerber.
Verantwortlich fürs Geschäftliche ist auch Hans-Dieter Jehnert von der gleichnamigen halleschen Fleischerei, der nach zwei Fest-Tagen vorzeitig abbaute. "Unser Umsatz hat nicht gestimmt", berichtet der Metzger. Seinen Mutzbraten habe er am Freitag für vier - am Sonnabend nur noch für 3,50 Euro unter die Leute gebracht. "Hätte ich Bier verkaufen dürfen, wäre ich auf meinen Schnitt gekommen." Zudem beklagt er, dass heimische Händlerkollegen gefehlt hätten.
Die Idee der Gourmetmeile findet Jehnert an sich gut, aber unrealistisch. Bei den teuren Standgebühren, die er zu zahlen habe, könne er keinen Fünf-Sterne-Koch einstellen, geschweige denn Gaumenfreuden zu kleinen Preisen anbieten.
Mit dieser Argumentation gibt sich der Veranstalter nicht zufrieden. Laut Jürgen Kerber sind die Standmieten gegenüber dem Vorjahr um etwa 200 Euro gesunken, und für den Ausschank von Getränken konnte sich jeder bewerben. "Nur aus hygienischen Gründen muss der Verkauf getrennt von Nahrungsmitteln erfolgen", so Kerber.
Die Mehrzahl ihm bekannter Händler sei über den "unerwarteten Absatz happy" gewesen. "Viele mussten vor Mitternacht schließen, weil die Ware abverkauft war", erzählt der Event-Manager. "Das ist der beste Beweis, dass auch eine Gourmetmeile funktioniert. Nächstes Jahr nehmen wir erneut dazu Anlauf." Dass das Fest regionaler geprägt war, unterstreicht Kerber. "60 Prozent der Händler kamen aus Halle und dem Saalkreis."
Zur Kritik fehlender Toiletten sieht Kerber sich nicht im Rechtfertigungs-Zwang. Mit 13 Großcontainer- und sechs Behindertentoiletten wurden die Auflagen der Stadt übertroffen. Die habe in ihrer Ausschreibung lediglich elf Container und die Hälfte Behindertentoiletten gefordert. Kommentar S. 8