Landesmünzkabinett-Chef Ulf Dräger Landesmünzkabinett-Chef Ulf Dräger: Halle gilt als internationale Medaillen-Metropole

Halle (Saale) - Wenn es für seine Verdienste in dieser Sache eine Auszeichnung nach olympischem Vorbild gäbe, müsste es eine Goldmedaille sein - mindestens! Doch ausgerechnet Gold ist beim Thema Medaillen etwas aus der Mode gekommen - jedenfalls bei jener Art Plaketten, mit denen sich Künstler befassen. Und Fachleute wie Ulf Dräger.
Der Hallenser ist Kustos des im Kunstmuseum der Moritzburg angesiedelten Landesmünzkabinetts - und so von Amts wegen nicht nur fürs uralte Hartgeld samt historischen Scheinen zuständig, sondern auch für das, was er als kleine Denkmäler bezeichnet: Medaillen nämlich, die als Ehrungen und Erinnerungsstücke eine lange Geschichte haben und die inzwischen mit der Kleinstplastik ein gemeinsames Sammelgebiet bilden.
Es sind auch annähernd die gleichen Künstler, die sich mit beidem befassen. Und in Halle sind es besonders viele - und das seit hundert Jahren: Seit es die „Burg“ gibt: Gustav Weidanz, Gerhard Lichtenfeld und Bernd Göbel sind die wichtigsten, wenn auch beileibe nicht die einzigen Künstler in diesem Zusammenhang. Weit über tausend Medaillen in hundert Jahren seien im Dunstkreis der Burg kreiert worden, meint Dräger - und schätzt ein: „Das ist weltweit nicht zu schlagen!“
Ausstellung in der alten Leopoldina
Halle ist also eine Medaillenmetropole - und das sogar international! Daraus müsste doch was zu machen sein? Dieser Gedanke treibt Dräger seit langem um. Doch mit Gedanken allein gibt sich der 50-jährige gebürtige Hallenser nicht ab. Er tut auch allerhand. Gerade hat er eine Ausstellung in der alten Leopoldina (Emil-Abderhalden-Straße) zur Medaillengeschichte rund um die Burg mit gestaltet. Und am Wochenende sind die Moritzburg und verschiedene Orte in der Stadt Schauplatz der Jahrestagung der deutschen Gesellschaft für Medaillenkunst.
In diesem Rahmen wird es erstmals auch eine Art Messe geben, bei der 25 Künstler ihre Medaillenkreationen und Kleinplastiken ausstellen und zum Kauf anbieten. Eine Veranstaltung, die in Halle, dem „Mekka der Medaillenkunst“, sogar zur Tradition werden könnte - oder sollte. So, wie solche Messen auch auf anderen Gebieten wünschenswert wären, wo Halles Künstler führend sind - meint Dräger. Etwa mit Keramik oder Schmuck. Auch da müsse Halle „mit seinen Pfunden wuchern“.
„Idee Schatzkammer“
An Leuten wie ihm soll es nicht liegen, wenn es gilt, die Ausstrahlung der Stadt kraft ihrer Kreativ-Potenziale mal nennenswert zu erhöhen. Dazu beigetragen hat Dräger auch schon durch sein Engagement etwa für die „Idee Schatzkammer“ - also die dauerhafte museale Darbietung spektakulärer Sammlungsstücke. Auch mit der Art, wie er als Kurator der grandiosen Schau „Im Land der Palme“ den Hallensern ihren so gut wie vergessenen, aber vielleicht bedeutendsten Landesherren Herzog August - genannt auch „August der Stärkere“ - wieder nahegebracht hat.
Doch alledem liegt auch Drägers Sicht auf die „so nötige“ Förderung der allgemeinen Lebenskultur zugrunde. Zu der seine Medaillen beitragen könnten - einerseits als „Spiegel des kulturellen Klimas“, wie der Kustos meint. Andrerseits auch als etwas, das man sich mal selber gönnt: Eine kleine Kostbarkeit mit ganz persönlicher Relevanz. Oder als Heiligtum „auf die Hand“. Oder in der Tasche - als ständiger Begleiter also. Und als etwas Schönes fürs bessere Gefühl.
Medaillen-Messe am Samstag von 15 bis 18 Uhr in der Moritzburg