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Kupferne Kassette bleibt in der Versenkung

Von Martina Springer 10.03.2006, 16:27

Halle/MZ. - Sagt Wolfgang Fuchs - und er muss es einfach wissen. Schließlich war der mittlerweile 69-Jährige Komplexbauleiter der damaligen Umgestaltung und damit das, was man heute als Projektmanager bezeichnen würde.

Als Widerlager, so erläutert Bauingenieur Fuchs den Laien, werden die Endfundamente bezeichnet, in denen jede Brücke und damit auch die Hochstraße links und rechts fest verankert ist. Da der genannte Bereich nahe der Magdeburger Straße während der jetzigen Bauarbeiten nicht aufgerissen wird, bleibt die kupferne Rolle - zumindest auf absehbare Zeit - in der Versenkung verschwunden.

Helga Aßheuer, deren Vater Hellmuth den Behälter mit den Emailleverschlüssen angefertigt hatte (die MZ berichtete), wird das nicht stören. Im Gegenteil. Sie ist nun die Sorge los, die Kassette könnte im Zuge der gegenwärtigen großen Neugestaltung des Riebeckplatzes verloren gegangen sein.

Gefreut hat sie sich auch über die Reaktion mehrerer Hallenser, die wie Wolfgang Fuchs wussten, wo die Dokumentenrolle in den Boden eingelassen ist. Hans Nedok zum Beispiel, der damals beim BMK Chemie arbeitete und verfolgen konnte, wie zur Grundsteinlegung die Sektgläser klangen, schrieb an die MZ: "Die Kassette wurde in das Fundament des Widerlagers Nord eingelassen." Hans-Joachim Keneder weiß, dass sich die Kassette "im ersten Stützen-Fundament auf der Nordseite der Hochstraße und zwar im Fundament der westlichen Richtungsfahrbahn" befindet.

Für den Baufachmann Fuchs waren die knapp vier Jahre, die von der Grundsteinlegung bis zur Eröffnung der Hochstraße vergingen, eine aufregende Zeit. Als knapp 28-Jähriger solch eine Aufgabe übertragen zu bekommen, das sei schon "ein Riesending" gewesen, sagt er. "Bevor es los ging, war der Platz eine einzige große Steinwüste." Außerdem seien durch den Krieg viele Karten und andere Dokumentationen verloren gegangen, die über Leitungen und Rohre im Erdboden hätten Auskunft geben können. "Ich habe noch immer den Eindruck, am längsten dauerten die Vorbereitungsarbeiten, bevor endlich begonnen werden konnte."

In der Zeit des Baus der Hochstraße entstand auch das Interhotel (heute Maritim-Hotel), wurden die großen Wohnblöcke links und rechts davon hochgezogen und das Bürogebäude an der Magdeburger Straße, in dem jetzt die HWG sitzt, errichtet. Der Gestaltung des Riebeckplatzes (damals Thälmannplatz) folgten viele weitere Verkehrsprojekte - die Schnellstraße in Richtung Zoo zum Beispiel und der Ausbau der Nord-Ost-Tangente zum heutigen Einkaufszentrum Peißen.