Kunst von Marc Fromm Kunst von Marc Fromm: Ein Glitzerschwein im Finanzamt?
![Glitzerschwein im Finanzamt](https://bmg-images.forward-publishing.io/2021/4/5/53a7a236-7223-42cc-9311-1dafd366687b.jpeg?auto=format)
Halle (Saale) - Die Hülle fiel am Montag. Bis dahin hatte ein weißes, beschriftetes Tuch hinter der Fensterfassade des linken Lichthofs im immer noch neuen Finanzamt am Hallmarkt die Neugier geweckt auf das, was nun am besten von außen, also von unten her (und demnach immer für jedermann) sichtbar ist: Nämlich eine Figur, die auch das Zeug dazu haben dürfte, eine Art Maskottchen oder gar Wappentier zu werden - für den hiesigen Steuertempel zumindest, wenn nicht gar für die Stadt, die zu diesem Zweck bislang nur den altbekannten Esel zu bieten hat: Den Esel, der auf Rosen geht.
Und nun? Fliegt ein Schwein oder besser schwebt. Hebt quasi permanent ab. Und es schwebt nicht nur, nein, es glitzert sogar, was der Figur nun auch den Namen gibt: „Glitzerschwein“ heißt das Kunstwerk des halleschen Bildhauer-Stars Marc Fromm, das Sachsen-Anhalts Finanzminister André Schröder (CDU) nun eingeweiht hat.
Aus vielen Metallplatten filigran zusammengeschweißtes Werk
In der letzten Woche war das aus vielen Metallplatten filigran zusammengeschweißte Werk per Kran in den Lichthof gehoben worden, wo es an vier stählernen Seilen genau über zwei darunter gepflanzten Bäumen positioniert und fixiert worden ist - ebenso wie im Lichthof nebenan eine Reihe von „Kristallen“, die dort einen Sternenhimmel bilden und Fromms zweiteiliges Kunstwerk komplettieren.
Dessen Installation wiederum muss bis Herbst ihrerseits komplettiert werden - mit einer raffinierten Beleuchtung, die von dem Schwein ausgehende Lichtspiele ringsum an die Fassade werfen und sie so gerade in der dunklen Jahreszeit zur Dauerattraktion machen soll.
Schwein an der Außenhaut mit Kristallen bestückt
Das beabsichtigte Funkeln oder Glitzern hat übrigens damit zu tun, dass besagtes Schwein an der Außenhaut mit Kristallen bestückt ist, was unmittelbar mit mit der Grundidee des Künstlers zu tun hat. Fromm, der 46-jährige gebürtige Hesse, gelernte Holzbildhauer und „Burg“-Absolvent, hatte mit seinem Entwurf unter fast hundert Bewerbern das Rennen um den 100.000-Euro-Auftrag gemacht - wohl nicht zuletzt, weil sich seine Idee dem ortsbedingten Thema Geld auf raffinierte Weise zunächst zu entziehen schien, um dann doch assoziativ und spielerisch wieder darauf hinzulenken.
Fromm hatte zunächst Gelände und Quellen erkundet - und herausgefunden, dass an dem Ort der einstigen, jahrzehntelangen Brache und Baugrube ein legendäres StadtUrerlebnis angesiedelt ist: Die Story um ein Schwein, das ein Salzvorkommen entdeckt haben und damit die Grundlage für den Reichtum Halles in frühen Jahren und den Aufstieg der Stadt gelegt haben soll.
Hintergedanke der Jury bei ihrem Votum
Damit dürfte es sich auch für künftig qualifiziert haben zu Halles und des hiesigen Wirtschaftsstandorts Glücksschwein! So zumindest dürfte der Hintergedanke der Jury bei ihrem Votum zu Fromms Gunsten gelautet haben. Der Künstler dankt es den Juroren und lobt deren Mut, „so eine knackige Figur hier zu platzieren“. Mut hat Fromm übrigens selbst immer wieder bewiesen - beginnend mit seiner spektakulären „Heiligen Familie“ bis hin zu der nicht weniger aufsehenerregenden „Winke-Katzen“-Installation. All das hat den vielseitigen und experimentierfreudigen halleschen Künstler längst in die Liga der international gefragten und gelisteten Kreativen katapultiert - und damit, klar, auch an die Spitze seiner Zunft im Lande.
Mit Fromms so witziger wie hintergründig-fundierter und attraktiver „Kunst am Bau“-Lösung hat das Finanzamt also echt Schwein gehabt. Und weiß nun ein gutes Omen in Sachen Landesfinanzen stets in Reichweite. Nach außen hin strahlt es sogar als Vorbild ab: Dafür, dass die Aufgabe, Kunst im öffentlichen Raum zu schaffen, wieder ernster genommen wird. (mz)
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