Kunst aus Glas und Blei
Zappendorf/MZ. - Werner Wollenhaupt arbeitet an einem Großauftrag. Der freiberufliche Bleiverglaser soll 18 jeweils zwei Quadratmeter große buntverzierte Fenster für Häuser im halleschen Paulusviertel neu gestalten. Die Termine drängen. So fügt der 51-jährige Zappendorfer auch während des Gesprächs mit der MZ ohne Pause Stück für Stück der von ihm nachgebauten Fenster zusammen.
Die Originale stammen aus dem Jahr 1912. Ihr Blei ist porös geworden. Manche Scheibe ist gesprungen. Sie hat Werner Wollenhaupt in seiner Werkstatt hinter dem Haus erst fotografiert, dann Stück für Stück auseinander genommen und die einzelnen Teile - 120 sind es jeweils - in einem Wasser-Essig-Bad gesäubert. So war zu erkennen, welche Art Glas in welcher Farbe er für die Neuanfertigungen benötigen würde.
Diese neuen Teile bestehen selbstverständlich aus handgemachtem Antikglas, geliefert von einer Firma aus Berlin. "Ich lege Wert darauf, diese alte Handwerkskunst so authentisch wie möglich auszuüben. Aber natürlich bediene ich mich dabei auch neuer Technik", erklärt der gelernte Elektromonteur, der sich alles nötige Wissen und Können autodidaktisch angeeignet beziehungsweise von Kollegen abgeschaut hat und seit drei Jahren selbstständig ist.
Mit Glasmalfarbe bringt der Zappendorfer dann die Motive auf, brennt die Teile bei 580 Grad Celsius und kann sie dann in Blei einfassen. Das gießt er übrigens im so genannten Bleizug selber. Und wenn man ihm dabei zuschaut, ist es, als wäre er sein Leben lang stets mit Bleiaufreiber und Glashammer umgegangen. "Das Handwerk zu lernen, fiel mir nicht schwer. Ich musste doch auch in meinem alten Beruf vielseitig sein", so Werner Wollenhaupt, der nebenbei gern drechselt und in Mußestunden an einem Porträt seiner Tochter malt.
Er konzentriert sich aber nicht nur auf die Bleiverglasung. Auch Glasmalerei, -ätzung und verschiedene Restaurierungsarbeiten bietet der 51-Jährige an, der von sich behauptet, jetzt seinen Traumberuf gefunden zu haben. "Ich kann meine eigenen Ideen einbringen. Die Arbeit ist sehr abwechslungsreich. Und ich bin unabhängig, was schon immer mein Bestreben war", heißt es zur Begründung.
Sein Können spricht sich herum. Im halleschen Landesmuseum gestaltete der Zappendorfer bereits ein elf Meter langes Fenster über dem Portal. Auch in Kirchen von Müllerdorf bis Nauendorf konnte man ihm bereits bei der Arbeit über die Schulter sehen.