Kundgebung am Steintor Kundgebung am Steintor: Hunderte gedenken der Opfer des Halle-Attentats
Halle (Saale) - Ein Israelflagge ist zu sehen, daneben ein Plakat in Gedenken an Jana L. und Kevin S., die durch den Attentäter von Halle ermordet wurden.
Vor Prozess gegen Halle-Attentäter: Kundgebung am Steintor
Schwarz-Weiss-Fotos der beiden Opfer stehen auf dem Tisch vor dem Rednermikrofon, ihnen wird auch in einer Schweigeminute gedacht. Mehrere hundert Teilnehmer sind an diesem Montagabend zur Kundgebung der Initiative 9. Oktober, die in Halle am Steintor stattfindet, gekommen. Es ist der Vortag vor dem Beginn des Prozesses gegen den Attentäter von Halle.
Keine Bühne für den Täter
Der Angeklagte Stephan B. wird von verschiedenen Rednern ganz bewusst nicht namentlich genannt. Stattdessen ist etwa vom "Prozess gegen einen Rassisten" die Rede. Die Kundgebung läuft unter dem Titel: Solidarität mit den Betroffenen - Keine Bühne für den Täter.
Vielfach wird während der Kundgebung erklärt, dass der Attentäter von Halle kein Einzeltäter sei und dabei auf seine menschenfeindliche Ideologie verwiesen, die weltweit und auch in Deutschland Attentäter hervorbrachte. Der Anschlag von Halle wird gemeinsam mit Hanau, mit dem Mord an Walter Lübke und dem NSU genannt.
Betroffene sollen besser geschützt werden
Die Linke-Politikerin Henriette Quade erklärt, dass nach all diesen Anschlägen Debatten geführt wurden und sagt: "Auch nach dem nächsten Anschlag werden Debatten geführt." Es müsse laut Quade aber etwas passieren, damit die Schutzbedürfnisse von Betroffenen ernst genommen werden. Auch Quade widerspricht, dass es sich bei dem Halle-Attentäter um einen Einzeltäter handelte.
Gesellschaftliche Aufarbeitung gefordert
Der hallesche SPD-Politiker Igor Matviyets, selbst Mitglied der jüdischen Gemeinde, fordert eine gesellschaftliche Aufarbeitung, die außerhalb des Gerichts passieren müsse. Es müsse laut Matviyets herausgegefunden werden, in welchen Netzwerken sich der Attentäter von Halle bewegt hat, wie er sein geschlossenes Weltbild formen konnte.
Die Hoffnung des SPD-Politikers ist, somit Radikalisierungen zukünftig früher zu erkennen. Seine Befürchtung ist indes, dass der Attentäter den Prozess als Bühne nutzt.
Gedenken an Opfer von rechter Gewalt
Zum Ende der Kundgebung werden an diesem Abend 250 Schilder unter den Anwesenden verteilt. Auf jedem steht der Name eines Opfers, das in Deutschland seit 1990 durch rechte Gewalt ums Leben kam, wie eine Sprecherin der Initiative 9. Oktober sagt.
Beim Anblick der Namensschilder bricht ihre Stimme. Es sei krass, dass zu sehen, erklärt sie und sagt: "Danke, dass ihr mitmacht. (mz)