"Gucci"-Abdul hinter Gittern Mit Video: Jugendlicher Intensivstraftäter wollte Profi-Boxer oder Lehrer werden - Das sagen seine Freunde
Der 14-jährige Abdul aus Halle war in seinem Boxverein sehr erfolgreich, wollte später sogar Profi-Boxer werden oder Lehrer. Dann rutschte er auf die schiefe Bahn und sitzt für seine begangenen Straftaten nun hinter Gittern. Doch was sagen der Verein und seine Freunde dazu, die viel Zeit mit ihm verbracht haben?
Halle (Saale). - In den Plattenbauten von Halle Neustadt spielt sich seit mehr als zwei Jahren Unglaubliches ab: Jugendbanden sorgen durch Fälle von Diebstahl, Erpressung, Körperverletzung und Raubstraftaten für große Unsicherheit in der Stadt.
Jugendbanden in Halle für zahlreiche Straftaten verantwortlich
Die jugendlichen Täter schrecken dabei auch nicht vor Gewalt zurück, wenn ihr Opfer, das meist selbst minderjährig ist, sein Hab und Gut nicht herausgeben will. Die Polizei bildete Ermittlungsgruppen und konnte seit Oktober letzten Jahres schon 80 Tatverdächtige schnappen.
Einige der Jugendlichen prahlten im Spätsommer 2023 auf dem Markt in Halle mit ihrem Diebesgut. So auch ein heute 14-Jähriger, besser bekannt als "Gucci"-Abdul. Er bekam für seine zahlreichen Taten eine Haftstrafe von zwei Jahren und neun Monaten.
Ausgerechnet der Junge, der noch vor einem Jahr von seinen ambitionierten Zukunftsplänen in einem Interview beim Boxsportverein ISK Halle sprach. So sagte der damals 13-Jährige, dass er die Schule beenden und studieren möchte. Sollte eine Karriere als Profi-Boxer nicht möglich sein, würde er vielleicht Lehrer werden wollen.
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"Gucci"-Abdul war im Boxsportverein ISK Halle: Freunde und Trainer sind von Taten geschockt
Im Sportverein hatte er einen guten Ruf, wurde sogar zweifacher Deutscher Meister und hatte ein paar Freunde im Verein. So auch den 14-jährigen Rasho. Er hätte Abdul die Straftaten nie zugetraut. Genauso wie viele Andere im Boxverein.
Chef-Trainer Vladi kann es ebenfalls nicht glauben, sagt jedoch, dass er nicht täglich in die Köpfe der Jungs schauen könne. "Ich weiß aber auch, dass uns schon allein ein Streetworker sehr helfen könnte", sagt er weiter.
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Stadtrat Christoph Bernstiel (CDU) sieht die Arbeit in dem Boxsportverein sehr positiv und hält einen Streetworker so wie der Chef-Trainer für sinnvoll. "Es ist das, was wir bräuchten. Diese engagierten Trainerinnen und Trainer, die wir haben, die sich mit diesem Phänomen direkt auseinandersetzen, dass wir die entlasten", sagt er. Sie sollen neben ihrem Training und Verein nicht noch Prävention betreiben und Elterngespräche führen, sagt er weiter. Dafür bräuchte es einen Streetworker.
Bernstiel sieht noch viel Luft nach oben in der Bekämpfung der Jugendkriminalität. Seit mehr als zwei Jahren habe er schon einige Vorschläge eingebracht - umgesetzt worden seien bisher aber sehr wenige davon.