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Kriegsende 1945 Kriegsende 1945: Graf Luckner fährt vor

Von Michael Falgowski 14.03.2013, 20:02
Jürgen Seilkopf am Mittwoch beim Probewurf von Flugblättern: Es war aber nur weißes Papier.
Jürgen Seilkopf am Mittwoch beim Probewurf von Flugblättern: Es war aber nur weißes Papier. thomas meinicke Lizenz

Halle/MZ - Es ging um Leben und Tod, um nicht weniger: „Männer und Frauen von Halle!“, stand auf den Flugblättern, die von amerikanischen Bomben-Flugzeugen im April 1945 zu Tausenden über Halle abgeworfen wurden. „Noch stehen Eure Häuser. Noch ist Eurer Stadt das Schicksal so vieler deutscher Städte erspart geblieben.“ Dies nun sei die Stunde der Tat. Es gebe nur eine einzige Wahl: „Übergabe oder Vernichtung!“

Tatsächlich wurde die Bombardierung abgewendet, die Stadt wenige Tage später, am 19. April 1945, um 10.55 Uhr übergeben.

Flugblätter im Probewurf

Am Mittwoch fielen ebenfalls Flugblätter - auf den Markt. Jürgen Seilkopf hatte sie von den Hausmannstürmen geworfen. Unten klaubten vereinzelt Passanten die wenigen nicht verwehten Zettel auf und blickten verwundert nach oben. Denn auf den vermeintlichen Flugblättern stand keine Botschaft, keine Werbung, keine Forderung. „Das ist eine Probe. Wir wollen testen, von wo und wie man Flugblätter werfen muss, damit sie nicht alle in der Dachrinne der Kirche oder sonstwo landen“, erläutert Jürgen Seilkopf von der Luckner-Gesellschaft. Seine Erkenntnis nach mehreren Flugblatt-Dummy-Würfen: „Am besten wirft man das Papier vom Turmumgang aus. Und: Hoffentlich ist es am 19. April windstill.“ Dann sollen nämlich rund 200 mit dem originalen „Übergabe-oder-Vernichtungs“-Text bedruckte Flugblätter hinab segeln, wenn in einer Gedenkfeier der Rettung Halles vor 68 Jahren gedacht wird.

Die Flugblätter sollen Kulisse einer seltsamen Szenerie bilden : Ein Kübelwagen mit US-amerikanischen Hoheitszeichen und ein Sanitätsauto mit dem Symbol des Roten Kreuzes fahren vor. Und den Autos entsteigen auf Halles Markt: General Terry de la M. Allen, der seine Bomber auch nach dem Verstreichen seines Ultimatums am Boden ließ, und der als Person heute kontrovers diskutierte Hallenser Felix Graf Luckner. Die Schauspieler Wolf Gerlach und Peer-Uwe Teska mimen diese beiden Männer und deren historische Begegnung, bei der sie die Bombardierung Halles diskutierten. Halles Stadtmarketing-Chef Stefan Voß übersetzt den überlieferten englischen Dialog.

Um 10.55 Uhr läuten dann Halles Kirchenglocken - zehn Minuten lang. Im Anschluss beginnt ein Gottesdienst, in dem Marktkirchen-Pfarrer Harald Bartl und Probst Reinhard Hentschel von der Moritzkirche für die Rettung Halles danken.

Stille Helden ehren

Hans Goedecke, Ehrenpräsident der Luckner-Gesellschaft sagt: „Wir wollen an diesem Tag vor allem der stillen Helden gedenken, jener Hallenser also, die damals ihre Hausdächer, ihre Gärten und Höfe deutlich mit weißen Tüchern ausgelegt haben und den über Halle kreisenden amerikanischen Piloten ein unmissverständliches Zeichen gegeben haben: Wir wollen nur noch Frieden!“