Kreiswehrersatzamt im Paulusviertel in Halle Kreiswehrersatzamt im Paulusviertel in Halle: Stadt kauft Immobilie zum Schnäppchenpreis

Halle (Saale) - Es ist eines der letzten Filetgrundstücke im Paulusviertel: Das ehemalige Kreiswehrersatzamt in der Albert-Schweitzer-Straße 40. Seit dem Ende der Wehrpflicht steht das rund 3.000 Quadratmeter große Gebäude leer. Die Stadt will jetzt das Haus samt dem 7.500 Quadratmeter großen Grundstück über die Hallesche Wohnungsgesellschaft (HWG) von der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BlmA) kaufen. Dies geht aus einer Vorlage der Verwaltung für den am Dienstag stattfindenden Finanzausschuss des Stadtrates hervor, die hinter verschlossenen Türen behandelt wird. Der Kaufpreis liegt nach MZ-Informationen bei 1,6 Millionen Euro. Ein Schnäppchen. Denn der Bund gewährt den Kommunen beim Kauf von ehemaligen Bundeswehrgebäuden einen Preisnachlass von 250.000 Euro, wie die BmlA auf MZ-Anfrage mitteilte.
Fachbereich Bildung soll umziehen
Voraussetzung dafür ist die öffentliche Nutzung des Gebäudes. Die Stadt plant, das Kreiswehrersatzamt von der HWG zu mieten und dort die Mitarbeiter des Fachbereiches Bildung unterzubringen. Die Mietkosten betragen für die kommenden 20 Jahre zusammen 3,4 Millionen Euro. Auf den angrenzenden Freiflächen soll die HWG einen Schulgarten und einen Spielplatz bauen.
Mit dem Umzug will die Verwaltung den Fachbereich Bildung dort konzentrieren. Zum einen könnte so ein Teil der Mietfläche in der Magdeburger Straße 23 aufgegeben werden. Da der Quadratmeterpreis dort höher liegt, würden Kosten gespart, heißt es in der Vorlage. Zum anderen soll das Gebäude in der Schopenhauer Straße 4 im Paulusviertel leergezogen werden. Dort ist derzeit ein Großteil des Fachbereiches Bildung untergebracht.
Widerstand im Paulusviertel
Dieses Haus soll dann wiederum an die HWG verkauft werden, um damit den Bau der neuen Schulkantine am Giebichenstein-Gymnasium zu finanzieren. Als Kaufpreis sind dafür zwischen 2,5 und 3,5 Millionen Euro vorgesehen. Das Gebäude in der Schopenhauer Straße soll zu Wohnungen umgestaltet werden. Auf der angrenzenden Freifläche ist ein Neubau geplant. Allerdings stocken die Verhandlungen seit Monaten. Nach MZ-Informationen ist die HWG nicht bereit, den hohen Kaufpreis zu zahlen. Zudem regt sich im Stadtrat und im Paulusviertel Widerstand gegen diese Pläne. So fordern die Mitbürger und die Grünen in einem Antrag für den Stadtrat, dass die Grünfläche an der Schopenhauer Straße erhalten bleibt. Ohne den Neubau wäre der Kauf des Gebäudes für die HWG allerdings endgültig unwirtschaftlich.
Zu Gunsten der Sozialwohnungen
Doch es gibt noch andere Möglichkeiten, das Kreiswehrersatzamt zu nutzen. So könnten in dem Gebäude auch Sozialwohnungen eingerichtet werden. Dies teilte die BlmA auf MZ-Anfrage mit. Auch in diesem Fall würde die Stadt beziehungsweise eine kommunale Wohnungsgesellschaft das Gebäude zum verbilligten Preis bekommen.
Im Stadtrat stößt diese Möglichkeit auf Sympathie. „Die Stadt sollte das intensiv prüfen, bevor sie sich einfach für Nutzung durch die Verwaltung entscheidet“, sagte der Fraktionsvorsitzende der Linken, Bodo Meerheim, auf MZ-Anfrage. Das Gebäude samt Freiflächen käme insbesondere für kinderreiche, junge Familien in Frage. „Der Umzug der Verwaltung macht nur Sinn, wenn die Schopenhauer Straße verkauft werden könnte. Doch das wird angesichts des Widerstandes im Paulusviertel schwierig“, sagte Meerheim. Auch der Fraktionsvorsitzende der SPD, Johannes Krause, zeigte sich offen für diese Lösung. „Bevor man die Entscheidung trifft, sollte die Stadt die Möglichkeit von Sozialwohnungen prüfen“, sagte er. Zeit für die Prüfung ist noch ausreichend vorhanden. Zwar drängt die BlmA auf einen möglichst schnellen Verkauf des Kreiswehrersatzamtes bis Ende August dieses Jahres. Doch eine Ausschlussfrist für den verbilligten Kaufpreis gebe es nicht. (mz)