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Kostenlose App Kostenlose App: Halle ist in Jodel-Stimmung

Von Anne Schneemelcher 26.10.2015, 08:09

Halle (Saale) - Die Generation Internet ist schlau genug, nicht mehr mit einem Edding die Toiletten-Wände zu beschmieren, wenn sie ihre Meinung verbreiten will. Nein, heutzutage wird „gejodelt“. Die Sprücheklopfer von heute brauchen für ihre Meinungsverbreitung aber weder einen fetten Filzstift, noch müssen sie wirklich jodeln können um sich mitzuteilen. Sie brauchen lediglich die Smartphone-Anwednung „Jodel“, bei der mittlerweile 800.000 Nutzer einen Account haben. Kostenlos und anonym können sich Studenten über ihre Uni, die Seminare, Dozenten und natürlich über das Campus-Leben austauschen.

Auch an der Uni Halle wird gejodelt. An einem gewöhnlichen Montag geht es bei den halleschen Studenten aber eher weniger um eine Zusammenfassung der Seminare und Vorlesungen. Ihnen steckt augenscheinlich eher noch das Wochenende in den Knochen. „Zu faul für irgendwas, ich bleib heut im Bett liegen“, schreibt ein Nutzer, der wohl keine Anwesenheitspflicht in der Uni hat. Andere kommen nicht in Gang, denn die Nacht war nicht so erholsam. Beispielsweise konnte einer wegen des Halle-Cubes nicht schlafen. Denn der habe das nächtliche Firmament zum Leuchten und Blinken gebracht. Das findet ein Jodler sehr schade, denn er muss sich nun eingestehen, dass er wohl wirkliche keine „Erleuchtung“ hatte. Aber: „Was ist der Halle-Cube?“, fragt ein Nutzer, der auf seine Frage folgende Antwort erhält: „Cooler Club am Bahnhof Kröllwitz“. Doch nicht nur der Cube bringt die Jodler zum Schmunzeln. Sie stellen auch für sie wichtige Fragen wie: „Falls ich mal wieder die Nacht durchmache: Dann Elmex oder Aronal?“

Der Trash-Talk der Hallenser auf Jodel reicht von witzig und ironisch bis hin zu informativ. Je unterhaltsamer ein Spruch ist, desto mehr Pluspunkte sammelt der kreative Jodel-Verfasser. Denn jeder neben Nachricht, die kommentiert und diskutiert werden kann, gibt es einen Pfeil. Mit dem können andere den Jodler bewerten. Der Pfeil kann nach oben gedrückt werden, wenn es sich um einen guten Spruch handelt. Ein Klick nach unten wiederum entspricht einem Minuspunkt. Ist eine bestimmte Anzahl negativer Bewertungen erreicht, wird der Spruch gelöscht. Somit regulieren die Nutzer den Inhalt selbst und können obszöne oder verletzende Sprüche anprangern.

„Sehr selten“ mussten die App-Entwickler auf MZ-Nachfrage bisher einschreiten und Inhalte löschen. Die meisten Sprüche sind witzig und stellen keine Bedrohung dar. Aber es gibt auch Ausnahmen. Erst im Oktober missbrauchte ein Nutzer in Schweden die App, um einen Amoklauf an der Universität von Lund anzudrohen. Die Universität blieb daraufhin für einen Tag geschlossen, während die Polizei versucht den Verfasser der Nachricht zu ermitteln. Für solche Drohungen ist Jodel natürlich nicht gedacht. Anonym sollen Nutzer Witziges veröffentlichen - „Sei freier, verrückter als jemals zuvor“, heißt es auf der Internetseite der Entwickler. Seit einem Jahr ist die App auf dem Markt.

Anders als in anderen Sozialen Netzwerken braucht der Nutzer kein Profil anlegen und Daten hinterlegen. Runterladen und Losjodeln ist das Motto. Gestartet ist die App an der Heimat-Uni des 24-jährigen Erfinders Alessio Borgmeyer in Aachen. Täglich melden sich neue Nutzer an. Auch die Studenten der Martin-Luther Universität Halle sind dabei und tauschen sich aus. Von Jodler zu Jodler werden Änderungsschneidereien in der Saalestadt empfohlen; den Erstsemestern wird erklärt, dass die Melodie des Glockenspiels vom Roten Turm zu „Freude schöner Götterfunken“ gehört; ein anderer Nutzer zählt zehn „Ähms“ der Dozentin in einer Minute und sicherlich wird auch die Frostbeule, die abends nach wärmenden Kuschel-Freunden sucht, irgendwann nicht mehr einsam sein müssen - vielleicht sogar dank Jodel. (mz)

Mehr zur App gibt es im Internet auf der Seite: www.jodel-app.com