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"Kostenlos ist kein Wettbewerb" "Kostenlos ist kein Wettbewerb": Warum Reeder den Saalebus als unfaire Konkurrenz sieht

Von Jonas Nayda 02.09.2019, 08:00
Der Saalebus bietet Platz für elf Fahrgäste und einen Kapitän. Seit zwei Wochen schippert freitags bis sonntags über die Saale.
Der Saalebus bietet Platz für elf Fahrgäste und einen Kapitän. Seit zwei Wochen schippert freitags bis sonntags über die Saale. Silvio Kison

Halle (Saale) - Der Saalebus sorgt für Wirbel auf dem Wasser. Rüdiger Ruwolt, Kapitän des Ausflugsschiffes „MS Händel II“ kritisiert den kostenlosen Bootsverkehr scharf. Für ihn ist der Saalebus „unfaire Konkurrenz“. Der Förderverein Pro Halle, der den Saalebus ins Leben gerufen hat, will von Konkurrenz nichts wissen und weist die Kritik von sich. Inzwischen beschäftigt sich auch der Bundesverband der Deutschen Binnenschifffahrt (BDB) mit dem Fall.

Saalebus als Ausflugsboot und damit unfaire Konkurrenz?

Seit zwei Wochen schippert von freitags bis sonntags ein acht Meter langes, rot verkleidetes Floß mit zwölf Sitzplätzen zwischen Kröllwitz und der Peißnitzinsel hin und her. Es hält dabei an fünf Anlegestellen und ist für die Fahrgäste gratis. Mit dem Projekt soll das Image der Stadt verbessert werden. Es ist die neueste Aktion des Fördervereins, der sich seit Jahren kreativ an der Entwicklung von Touristik und Kultur in Halle beteiligt. Deshalb übernimmt Pro Halle auch die Betriebskosten des Saalebusses. Alleine am ersten Wochenende sind rund 270 Menschen mit dem Saalebus gefahren – ein großer Erfolg für den Verein. „Alles verlief reibungslos, der Förderverein ist durchweg zufrieden“, sagt Linda Jäger, Sprecherin von Pro-Halle.

„Ich habe ja nichts gegen Wettbewerb, aber kostenlos ist kein Wettbewerb“, sagt Rüdiger Ruwolt. Er würde sich schließlich auch nicht neben einen stadtbekannten Imbiss stellen und Gratis-Würstchen an Passanten verteilen. Ruwolts Argumentation: Der Saalebus gilt zwar offiziell als Wassertaxi, könnte aber auch von Touristen als Ausflugsboot benutzt werden. Dann würden sich die Angebote von Ruwolt und Pro Halle beißen. Die Strecke am Riveufer ist beliebt, weil dort besonders viele Fußgänger laufen.

Pro Halle widerspricht Kritik: Saalerundfahrt mit den privaten Anbietern

Für die Fahrt vom Kröllwitzer Restaurant Krug zum grünen Kranze bis zur Peißnitzinsel braucht der Saalebus eine Stunde. In gemütlichem Tempo geht es an Sehenswürdigkeiten der Stadt vorbei. Die Skipper, die das Floß steuern, erzählen während der Tour ein paar Geschichten über die Historie der Stadt und das alles kostet den Fahrgast nichts. Ruwolt nimmt für eine Ausflugsfahrt auf der MS Händel II, die ebenfalls eine Stunde dauert, 9,50 Euro. Allerdings ist die Strecke länger: Die Route verläuft von der Elisabethsaale auf Höhe der Magistrale bis nach Trotha,  auf Ruwolts Schiff werden Getränke serviert. Von montags bis samstags fährt die MS Händel II täglich zwei bis drei Mal. Am Sonntag fährt das Schiff drei Mal bis nach Wettin. An guten Tagen könne er weit mehr als 100 Fahrgäste begrüßen, sagt Ruwolt.

Auf MZ-Anfrage erklärt Pro Halle, man stehe in keiner Konkurrenz zu privaten Schiffstouren, da der Saalebus lediglich als Shuttle zwischen den Anlegestellen fungiere. Rundfahrten seien nicht möglich, darauf würden die Skipper sehr genau achten. „Die komplette Schönheit der Saale können Interessierte nur bei einer Saalerundfahrt mit den privaten Anbietern genießen“, sagt Sprecherin Linda Jäger. Der Saalebus soll außerdem zunächst nur bis Ende September fahren. Ob Pro Halle im Sommer 2020 erneut in See sticht, hänge vom Erfolg in dieser Saison ab.

Fehlen Saalebus notwendigen Genehmigungen?

Der Bundesverband der Deutschen Binnenschifffahrt (BDB) meldet unterdessen Bedenken über die Betriebserlaubnis des Saalebusses an. Wie aus einem Schreiben des BDB an das Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt Magdeburg (WSA) hervorgeht, das der MZ vorliegt, sei nicht deutlich, ob es sich um ein Sport- oder ein Fahrgastboot handelt. Auch die Anlegestellen würden nicht dem Sicherheitsstandard entsprechen.

Pro Halle hat das rote Boot von der Firma Wohnmobil & Wassersport gemietet. Laut Linda Jäger verfüge das Unternehmen selbstverständlich über alle notwendigen Genehmigungen. Wo nötig, habe Pro Halle zudem die Anlegestellen am Ufer restauriert. Das WSA nahm auf MZ-Anfrage keine Stellung zu dem Thema. Saaleschifffahrt in Halle ist seit jeher ein schwieriges Geschäft. Vor vier Jahren ist die Reederei Riedel Pleite gegangen. Das Familienunternehmen hatte ebenfalls Ausflugsfahrten auf der Saale angeboten. Nach der Insolvenz hatte Rüdiger Ruwolt der Reederei zwei Schiffe abgekauft. (mz)