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Kooperationen mit US-Unternehmen Kooperationen mit US-Unternehmen: Warum der US-Gouverneur einen Bogen um Halle macht

Von michael tempel 16.03.2015, 06:23
Nevadas Gouverneur Brian Sandoval
Nevadas Gouverneur Brian Sandoval BUNDESSTAAT NEVADA Lizenz

halle (Saale) - Frühaufsteher sind aufgeweckte Leute, sind auf Zack. Weil seine Bewohner statistisch gesehen morgens eher aus dem Bett steigen als andere, bemüht Sachsen-Anhalt das Frühaufsteher-Image zu Marketingzwecken. Doch zumindest im Fall der „Büschdorf-Nevada-Connection“ soll die Landesregierung jetzt ungeahnte Schläfrigkeit gezeigt und einen Besuch des Gouverneurs des US-Bundesstaates in Halle und Sachsen-Anhalt verhindert haben.

Nevada ist der siebtgrößte US-Bundesstaat und liegt im Westen der Vereinigten Staaten. Er verfügt zwar über 80 Prozent der Fläche Deutschlands. Es leben aber nur etwa 2,7 Millionen Einwohner dort. Hauptstadt ist Carson City. Die bekannteste Stadt ist jedoch Las Vegas mit ihren Spielcentern. Wichtigtester Wirtschaftszweig: der Tourismus. Laut Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit GIZ wird Nevada immer interessanter für Investoren, so baue Elektroauto-Hersteller Tesla dort einen neuen Standort. Mitteldeutsche Firmen hinkten auf dem US-Markt hinterher: Während Deutschland jährlich im Wert von 88 Milliarden Euro in die USA exportiere, komme Sachsen-Anhalt auf ein Volumen von nur 700 Millionen Euro (0,8 Prozent). (mit)

Bei der „Büschdorf-Nevada-Connection“ handelt es sich um mehrere Unternehmer unter anderem aus dem halleschen Stadtteil Büschdorf, die bereits Kontakte mit Nevada geknüpft haben. Sie streben eine Kooperation insbesondere auf dem Gebiet der Berufsausbildung an. Auftakt war Ende 2013 ein Treffen mit einem Manager aus dem US-Staat. Eine Chance, die Partnerschaft richtig in Gang zu bringen, wäre der Deutschlandbesuch von Nevadas Gouverneur Brian Sandoval im Juli. Doch der Republikaner wird nicht in Halle und Sachsen-Anhalt, sondern in Sachsen anhalten.

Laut der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) habe man in Magdeburg „sehr zurückhaltend“ reagiert und kurzfristig kein Besuchsprogramm vorlegen können. „In Sachsen war das anders“, sagte Siegfried Karwatzki von der GIZ.

Abstecher zu BMW

Die GIZ koordiniert im Auftrag der Bundesregierung internationale Kooperationsprojekte. „Wir konnten den Gouverneur überreden, sich bei seiner Europareise auch Mitteldeutschland anzuschauen“, sagte Karwatzki. So werde Sandoval in Leipzig die Berufsausbildungsabteilung bei BMW, ein überbetriebliches Ausbildungszentrum in der Messestadt sowie mehrere kleine Firmen besuchen.

Die Amerikaner sind sehr am deutschen Berufsausbildungssystem interessiert. Karwatzki: „Und weil wir von den Kontakten zwischen Nevada und Büschdorf gehört hatten, haben wir der Landesregierung in Sachsen-Anhalt angeboten, ebenfalls ein Besuchsprogramm zusammenzustellen.“

Die Kontakte zwischen Hallensern und Nevada waren Ende 2013 durch das Bürgernetzwerk Büschdorf.info geknüpft worden. Der Verwandte einer Büschdorferin ist Chef einer Fräserei in Nevadas Hauptstadt Carson City. Der Manager wollte damals bei einem Halle-Besuch einen Fachkräfte- und Ausbildungs-Austausch initiieren. Wirtschaftsstaatssekretär Marco Tullner (CDU), der dem Treffen zugegen war, sagte die Unterstützung der Landesregierung zu. Dass die nun zunächst nicht kommt, darauf reagieren die Büschdorfer verschnupft.

„Das ärgert uns einfach. Wir sind, was Exporte in die USA anbelangt, das schwächste Bundesland“, sagte Angelo Juric. Juric will mit seiner Firmengruppe, zu der das Bildungsinstitut IbF-Halle gehört, in die USA expandieren und hätte den Gouverneursbesuch gern zur Kontaktaufnahme genutzt.

„Bleiben im Gespräch“

Im Wirtschaftsministerium will man nichts von verpassten Chancen wissen. „Wir freuen uns über den Besuch des Gouverneurs und sehen seine Wahl, nach Sachsen zu fahren, nicht als Scheitern“, so Pressesprecherin Franziska Krüger. Man wolle nach Sandovals Besuch weiter mit Nevada im Gespräch bleiben.

Auf die Frage, was bei der Besuchsvorbereitung möglicherweise schiefgelaufen ist, ging Krüger nicht ein. Auch Tullner betonte, dass der Gouverneur ja „die Region“ besuche. „Das Kind ist noch nicht in den Brunnen gefallen.“ Hinter vorgehaltener Hand wird in Magdeburg indes gemunkelt, dass zwischen Wirtschaftsministerium und Staatskanzlei (ist für internationale Kontakte verantwortlich) erst die Zuständigkeiten geklärt werden mussten und dadurch zu viel Zeit verstrichen ist. (mz)

So begrüßt Sachsen-Anhalt Autofahrer auf der Autobahn.
So begrüßt Sachsen-Anhalt Autofahrer auf der Autobahn.
Archiv/Schlüter Lizenz