Konfirmation oder Jugendfeier Konfirmation oder Jugendfeier: Wie Jugendweihe noch gefeiert werden kann

Halle (Saale) - Für viele ist es Tradition: Hat ein Jugendlicher das 14. Lebensjahr erreicht, steht der Austritt aus dem Kindesalter an. Die Aufnahme in den „Kreis der Erwachsenen“ wird oft mit Feierlichkeiten begleitet. War zu DDR-Zeiten die Jugendweihe für die meisten noch eine obligatorische Pflichtveranstaltung, gibt es heute eine breite Palette an Möglichkeiten, um den Übergang von der Kindheit in die Welt der Erwachsenen zu feiern. Doch wie unterscheiden sich die verschiedenen Angebote, und wie beliebt sind sie bei den Jugendlichen?
Jugendweihe mit Grußworten, Livemusik und Tanzgruppen
Sie gibt es immer noch. Nur wird sie heute von einem unabhängigen Verein organisiert. „Viele der Kinder von Eltern, die Jugendweihe gefeiert haben, feiern sie auch selbst“, sagt Anke Hoffmeister, Präsidentin des Landesverbands des Jugendweihe-Vereins. In Halle seien das seit zehn Jahren etwa konstant 50 bis 60 Prozent der Achtklässler.
Höhepunkt ist die sogenannte „Jugendweihefeierstunde“. In dem Festakt werden die Jugendlichen in Gruppen auf eine Bühne geholt und von einer Person des öffentlichem Lebens mit Grußworten in das Erwachsenenalter geleitet. Außerdem umrahmen die Veranstaltung Livemusik, Tanzgruppen oder Rezitationen.
Zusätzlich bietet der Jugendweihe-Verein im Zeitraum vor und nach der Feierstunde Angebote zur Jugendarbeit an. „Je nach Interessenlage fahren wir mit Schulklassen oder Gruppen in Landtage oder zur Buchmesse“, erklärt Anke Hoffmeister. Da die Jugendweihen nicht mehr direkt mit der Schule verbunden sind, sei die Zusammenarbeit mit den Erwachsenen für die Organisation der Feierlichkeiten entscheidend. „Wir sind auf die Lehrer und Eltern angewiesen“, so Hoffmeister.
Jugendfeier statt Jugendweihe?
Der Humanistische Verband bietet mit seiner „Jugendfeier“ das direkte Konkurrenzangebot zur Jugendweihe an. Seit 1991 werde auch hier im festlichen Akt der Übergang in das Erwachsenenalter zelebriert. „Im Gegensatz zu den Jugendweihen haben wir keine festen Traditionen bei unseren Feiern“, erklärt Sylvia Hartung vom Regionalverband Halle-Saalekreis der Humanisten. Stattdessen setze man auf eine offenere Gestaltung, orientiert sich an den Wünschen der Jugendlichen.
So kommen beispielsweise immer nur zwei Personen gleichzeitig auf die Bühne, und Stellproben würden vollständig entfallen. Auch bei der Jugendfeier gibt es ein halbes Jahr vor dem eigentlichen Festakt die Möglichkeit zu einer Vorbereitungszeit mit kulturellen und politischen Angeboten. In Halle feiern dieses Jahr knapp 500 Jugendliche die Jugendfeier, Tendenz steigend. „Wir sind für das nächste Jahr schon ausgeplant“, so Hartung.
Konfirmation, die Jugendweihe für religiöse Familien
Richten sich die Jugendweihe und die Jugendfeier vor allem an konfessionell Ungebundene, ist die Konfirmation im Kirchenkreis klar verankert. „Wir richten uns explizit an die getauften Jugendlichen“, sagt Hans-Jürgen Kant, Superintendent vom Evangelischen Kirchenkreis Halle-Saalkreis. Auch wenn sich etwa ein Drittel der Getauften nicht konfirmieren lassen, versuche man alle Kinder aus Familien, die der Kirche sehr verbunden sind, zu erreichen.
Die Zahl von etwa 160 Konfirmanden im Kirchenkreis bleibe dabei seit Jahren konstant. Die Konfirmation ist innerhalb der Kirche auch formell von Bedeutung, da es nur so möglich ist, Taufpate zu werden und innerhalb der Kirche Verantwortung zu übernehmen, wie beispielsweise im Gemeindekirchenrat. So gibt es auch immer wieder Menschen die sich im Erwachsenenalter konfirmieren lassen.
Lebenswendefeier als Zwischenform von Jugendweihe
Als Zwischenform zu den zuvor beschriebenen Möglichkeiten kann die Lebenswendefeier gelten. Diese gibt es in Halle seit dem Jahr 2000 als Angebot der Katholischen Kirche an bewusst nicht-kirchlich sozialisierte oder getaufte Jugendliche. „Es geht um die Vermittlung diakonischer Werte und nicht um die Gewinnung neuer Mitglieder“, sagt Christoph Tekaath, Leiter der Arbeitsstelle für Jugendpastoral im Bistum Magdeburg.
Die Vermittlung von christlichen Werten ohne sakrale Traditionen oder kirchliche Bindung stößt auf Interesse. So haben im Vorjahr etwa 600 Jugendliche an den Lebenswendefeiern teilgenommen. Diese finden in unterschiedlichen Kirchen zu je 25 bis 35 Personen statt. Wie bei allen Angeboten geht es auch hier darum, die Jugendlichen auf ihren weiteren Lebensweg vorzubereiten und den Festakt zu feiern. (mz)