Knut Müller Knut Müller: Bilder vom anderen Krisenschauplatz
Halle/MZ. - Die Bilder in der Schau in der Kleinen Marktstraße, die am Montag eröffnet wurde, sind im Gegensatz dazu von einem jedermann ganz nahen Krisengebiet angeregt: dem Geschlechterkampf. "Gepanzerte Nackte", ist der Titel der Ausstellung von digital mehr oder weniger stark verfremdeter Akt-Fotografie. Der Name ist Programm. "Müllers Frauen behaupten sich", attestierte dann auch Theo Immisch, der Kustos der Foto-Sammlung der Moritzburg, dem Künstler in seiner Rede bei der Vernissage.
Und tatsächlich sind die fast ausschließlich weiblichen Modelle in Müllers Inszenierungen gut gerüstet für jenen Geschlechterkonflikt, den Müller mit seinen Bildern zu "visualisieren" versucht, wie er sein Anliegen selbst beschreibt. Typisch dafür ist ein offenbar von "Alice im Wunderland" inspiriertes Bild, auf dem eine junge Frau, die mit geflochtenen Zöpfen und einem Gürtel-Tatoo ausstaffiert ist, mit einem Colt posiert. Aufschrift: "Alice is looking for love". Auf einem anderen der großformatigen Blätter wird einem ungerührt sitzenden nackten Mann die Pistole gleich auf die Wange gehalten.
Ansonsten aber erschöpft sich die Panzerung der Nackten wohl eher in innerer Wehrhaftigkeit, die sich allenfalls in lässig maskulinen Körperhaltungen manifestiert. Die müsste man zum Teil lasziv nennen, stünden sie nicht in interessantem Kontrast zur Mimik, die meist keinerlei Offerte zu enthalten scheint. Aus dem Rahmen dieser Akte von sich ihrer selbst gewissen Frauen fällt eine Art Foto-Torso, das kurz oberhalb eines sinnlichen Mundes beginnt und an den Knien endet. Es ist mit einer riesigen Ziffer 2 kaschiert und mit weiteren unzähligen kleinen Zweien übersät. Eine bildnerische Hommage an alle Vize-Gefährtinnen?
"Gepanzerte Akte" bis 20. September bei "Zeitkunst", Kleine Marktstraße 4. Bis 7. September im Marktschlösschen: "Von Krisen und Kriegen".