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Kletterträume werden wahr Kletterträume werden wahr: 17 Meter hoher Turm am Thüringer Bahnhof endlich fertig

Von Katja Pausch 05.05.2020, 11:45
Mit Seil und Karabinerhaken arbeitet Michael Weidner am neuen Kletterturm in schwindelerregender Höhe.
Mit Seil und Karabinerhaken arbeitet Michael Weidner am neuen Kletterturm in schwindelerregender Höhe. Silvio Kison

Halle (Saale) - Die neueste Errungenschaft der halleschen Klettergemeinde ist nun wirklich nicht zu übersehen: 17 Meter ragt der in knalligem Gelb und Orange gehaltene imposante Kletterturm auf der Anlage am Thüringer Bahnhof in die Höhe. Dagegen sieht sein kleinerer Vorgänger aus Beton eher winzig aus. Auch wenn die Kletterer wie die Sportler anderer hallescher Vereine sehnsüchtig darauf warten, endlich starten zu dürfen, hängen doch einige der Kletterer jetzt schon in den Seilen. Nicht, um unerlaubt ihrem Sport zu frönen, sondern aus bautechnischen Gründen.

Denn derzeit geht es an den „Feinschliff“ an der außergewöhnlichen Kletterwand, die eigentlich am 9. Mai mit einem sportlichen Event eröffnet werden sollte. Unterstützung beim Routenbau, auch „Route Setting“ genannt, bekommen die halleschen Kletterer aus der Landeshauptstadt. Michael Weidner, Chef der Magdeburger Boulderhalle „Bloc Schmiede“, und Leute aus der dortigen Klettergemeinde packen auch bei diesem Projekt in Halle mit an und bringen ihre Erfahrungen ein.

„Jeder Kletterer, der eine neue Route setzt, darf ihr einen Namen geben“

„Die erste Route ist immer die schwerste“, so Weidner, der gerade eben noch in rund zehn Meter Höhe am Seil hing und eine der schon gesetzten Routen kontrolliert hat. Kein Wunder, dass Frank Wirth, hallescher Kletterer und in der hiesigen Szene „Balu“ genannt, und Frank Schorisch ihre erste Route am Turm „Knochenarbeit“ getauft haben. „Das war es definitiv“, sagt „Balu“ und macht sich an die nächste Route.

„Jeder Kletterer, der eine neue Route setzt, darf ihr einen Namen geben“, klärt Sebastian Heerwald auf. Und so tragen die roten, blauen oder grünen Routen Namen wie „Schladekante“, benannt vom Chef des halleschen Boulderkombinats Jakob Schlademann, „Sonnenseite“ oder auch „Australien lässt grüßen“. Letztere erhielt ihren Namen dank der Bumerang-Form der farbigen Klettersteine, die die Route markieren.

Karabinerhaken, Seile, Akkuschrauber und Inbusschlüssel

Die ansonsten unregelmäßig geformten Steine - für den Laien nur bunte Bauklötze - unterscheiden Kletter-Experten fachmännisch in „Griffe“ und „Tritte“. „Griffe“, erklärt Weidner, „haben eine kleine Kante, an denen die Finger des Kletterers einhaken können.“ Tritte dagegen böten mit ihrer glatteren Form mehr oder weniger einen Halt für die Füße - meistens allerdings weniger.

Wichtigstes Werkzeug beim Routensetzen sind Karabinerhaken, Seile, Akkuschrauber und Inbusschlüssel. Mit einem ganzen Schlüssel-Set in der Hand sind Sebastian Heerwald und Jens Böning dabei, in Bodenhöhe die Stabilität der Griffe und Tritte zu prüfen und noch lockere Schrauben festzuziehen. Dass einer der beiden Kletterer dabei im Hohlraum des Turms steht und von innen hantieren kann, erleichtert die Arbeit.

Mit 17 Meter hohem Turm wurde Kletter-Traum erfüllt

Mit dem Turm haben sich die etwa 1.000 Mitglieder der IG Klettern Halle/Löbejün - auch dank der Unterstützung des halleschen Outdoor-Unternehmens „Ötzi“ - einen Traum erfüllt. „Die Idee für das Projekt hatten wir schon 2017“, so Geschäftsführerin Christiane Hupe. Nach der Zusage des Förderantrags konnte im September vergangenen Jahres mit dem Bau des Turms, dessen Kosten rund 420.000 Euro betragen, begonnen werden.

Rund 40 Routen, die verschiedene Schwierigkeitsgrade zwischen drei und vier (leicht) bis zehn bergen werden, stehen nun nach Fertigstellung des Turms für das Vereinsklettern zur Verfügung. Einmal im Jahr, so Vereinschef Gerald Krug, werden die Routen neu verlegt.

Dank Solarleuchten können die Sportler auch in der Dunkelheit klettern. Und auch wenn der neue Kletterturm das Schmuckstück des Vereins ist, hat der alte Betonturm mit seinen sechs Routen noch lange nicht ausgedient - er bleibt auch weiterhin im Einsatz.

››Mehr zum Klettern in Halle im Internet unter: www.ig-klettern-halle.de (mz)

Der Turm am Thüringer Bahnhof, finanziert von der IG Klettern Halle/Löbejün,  bietet mit seinen 17 Metern Höhe.
Der Turm am Thüringer Bahnhof, finanziert von der IG Klettern Halle/Löbejün,  bietet mit seinen 17 Metern Höhe.
Silvio Kison
Prüfender Blick auf einen Stein.
Prüfender Blick auf einen Stein.
Silvio Kison