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Keine Luftnummer Keine Luftnummer: Am Leipziger Turm gibt es einen Laden für Luftballons

Von Oliver Müller-Lorey 01.11.2020, 14:00
Viele Ballons importiert Martin Schindler aus den USA. Beschriftete Holz-Gewichte zum Beschweren, kauft er bei einer Behindertenwerkstatt.
Viele Ballons importiert Martin Schindler aus den USA. Beschriftete Holz-Gewichte zum Beschweren, kauft er bei einer Behindertenwerkstatt. Silvio Kison

Halle (Saale) - Einmal wieder Kind sein, die Sorgen rund ums Corona-Virus vergessen, anderen in dieser dunklen Zeit eine Freude bereiten - das ist es, warum die Kunden in den Laden von Martin Schindler kommen. Und manchmal auch einfach, weil jemand Geburtstag hat. In dem Geschäft unweit des Leipziger Turms, in dem bis vor zwei Monaten noch Zahnseide, Haftcreme und Aufsteckzahnbürsten verkauft wurden, geht es jetzt deutlich freundlicher zu. Und bunter. Denn der 36-jährige Leipziger führt ein Fachgeschäft für Luftballons aller Art.

Von normalen runden über Zahlen und Buchstaben bis hin zu ausgefallenen Figuren ist alles dabei. Wobei selbst die auf den ersten Blick gewöhnlichen, runden Ballons nicht normal sind. „Sie bestehen aus Bio-Latex, das doppelt so schnell verrottet. Außerdem nutzen wir Biofäden aus Baumwolle, die ebenfalls besser für die Umwelt sind“, sagt Schindler, der dennoch dazu rät, die Ballons nicht in der Natur steigen und verrotten zu lassen.

Ballon-Figuren aus den USA, Japan und Spezialbetrieben aus China

Besonders stolz ist er aber auf seine Ballon-Figuren, die er aus den USA, Japan und Spezialbetrieben aus China importiert. Flamingos und Einhörner sind bei Jugendlichen ja schon fast Schnee von gestern. Deshalb führt der junge Unternehmer auch Koalas, Pandas, Löwen, Feuerwehrautos und - ganz wichtig - saisonale Ballons. Derzeit sind Kürbisse und ein lebensgroßes Skelett im Schaufenster ausgestellt. Halloween kann kommen.

Das Klappergestell ist ein sogenannter Airwalker, zu deutsch etwa „Luft-Spaziergänger“. Und so sieht der Ballon, der nicht davonfliegt, sondern den Kontakt mit dem Boden hält, wirklich aus, wenn er hinter einem Menschen hergezogen wird. Natürlich braucht es dafür Helium. Eine große Flasche, wie sie in der Industrie vorkommt, hat Schindler hinter seinem Tresen stehen. Meistens füllen die Kunden ihre neuen Ballons gleich vor Ort.

„Alle sind glücklich“

Auf die Idee, einen Ballonladen zu eröffnen, kam der ehemalige Student der Betriebswirtschaftslehre übrigens durch einen Zufall. Vor einigen Jahren führte er eine erfolgreiche Unternehmensberatung, bis sein Geschäftspartner ihn um eine große Stange Geld betrogen habe und die Ehe in die Brüche gegangen sei. „Da bin ich in ein tiefes Loch gefallen. Nach einiger Zeit habe ich angefangen, als Aushilfe in einem Ballonladen zu arbeiten und gemerkt: Das kann ich auch.“

An seinem Job begeistere ihn, dass die Kunden schon mit einem Lächeln in den Laden kommen, denn meistens sind es ja schöne Anlässe, für die Ballons gekauft werden. „Alle sind glücklich“, sagt der 36-Jährige. Er selbst wäre noch glücklicher ohne Corona - klar. Denn neben dem Verkauf der Ballons lebt Schindler von Events, für die er dekoriert. Hochzeitsfeiern, Hoteleröffnungen, Restaurantjubiläen, „all das ist gerade auf Null heruntergefahren. Mein Trost ist: Wenn ich es in dieser schweren Zeit schaffe, kann es danach nur besser werden“, sagt er. Dass er positiv denkt, wird er auch im November zeigen. Dann eröffnet er eine zweite Filiale in Leipzig.

››„Le Ballon 24“, Leipziger Straße 85, nähe Leipziger Turm. Öffnungszeiten: Di.-Fr. 13-17, Sa. 12-16 Uhr. (mz)

Die Ballons werden auf Wunsch im Laden mit Helium gefüllt.
Die Ballons werden auf Wunsch im Laden mit Helium gefüllt.
Silvio Kison