Kein Vertrauen bis zu kein Mehrwert Kein Vertrauen bis zu kein Mehrwert: Was Hallenser über die Corona-Warn-App denken

Halle (Saale) - Die Corona-Warn-App ist da. Sie ist freigeschaltet und steht zum Download bereit. Jeder Bürger kann, aber keiner muss die App nutzen. Wirklich sinnvoll ist sie, wenn sehr viele Menschen sie verwenden. Doch die Meinungen der Hallenser zur Warn-App sind geteilt. Eine MZ-Umfrage zeigt: Es gibt Pro-, aber auch Contra-Stimmen. Und es gibt die Unentschlossenen.
Der Pandemiestab der Stadt Halle begrüßt die neue Möglichkeit der Kontaktverfolgung ausdrücklich. Seine Mitglieder nutzen die Software bereits und hoffen, dass die Hallenser es ihnen gleichtun. Oberbürgermeister Bernd Wiegand (parteilos) lobt die App als „eine sinnvolle Ergänzung der Maßnahmen zur Eindämmung der Virus-Ausbreitung“. Er gesteht aber: „Ob und wie sich die App am Ende auf die Arbeit des Gesundheitsamts auswirken wird, lässt sich im Moment nicht seriös einschätzen.“
SPD-Stadtrat hält Corona-App für vernünftig und setzt auf Grundvertrauen
Der SPD-Fraktionsvorsitzende Eric Eigendorf hält die Nutzung der App für vernünftig. Er zählt zu den Stadtratsmitgliedern, die sie installiert haben. Datenschutzbedenken könne er zwar nachvollziehen, hat sie aber selbst nicht und hält sie eher für ein abstraktes Risiko. „Ich habe da auch ein Grundvertrauen“, sagt der SPD-Mann. Vor allem sieht er den konkreten Nutzen der App. „Sie kann helfen, Infektionsketten nachvollziehbar zu machen.“
Riccardo Mann gehört zu jenen Hallensern, die sich die Corona-Warn-App gleich am Dienstag heruntergeladen haben. „Weil es mich interessiert und weil ich gesund bleiben möchte“, sagt der 44-Jährige bei der Umfrage in der Innenstadt. „Es schadet ja nicht“, erklärt Paula von Biela, die die App ebenfalls seit Dienstag auf dem Handy hat. Der Vorteil aus ihrer Sicht ist, zu wissen, ob sie ein Risiko für andere ist. Weil die App ihr anzeigt, wenn sie jemanden getroffen hat, der infiziert sein könnte.
Kein Vertrauen oder Mehrwert: Hallener geteilter Meinung
Bei der Umfrage zeigt sich aber auch, dass viele Hallenser rein gar nichts von der neuen App halten. Ein Mann sagt: „Ich habe kein gutes Gefühl dabei. Ich vertraue der Regierung nicht.“ Eine Frau erklärt, sie habe nicht vor, die App zu nutzen. Sie habe grundsätzlich nicht so viel Angst vor Krankheiten und absolut keine Angst vor Corona, zumal sie keiner Risikogruppe angehört, wie sie sagt. Auch Andreas Tatus ist der Auffassung, dass das Coronavirus für ihn keine Gefahr darstellt.
Insofern habe die Technik für ihn auch keinen Mehrwert. Die rund 20 Millionen Euro, die die Entwicklung der App gekostet hat, hätten besser dafür ausgegeben werden sollen, Leute auf das Coronavirus zu testen, meint er. Dagegen gesteht die 81-jährige Doris Dietrich: „Ich traue es mir nicht zu.“ Zwar besitzt sie ein Smartphone, hat aber Angst, bei der Nutzung der App etwas falsch zu machen, wie sie sagt.
Kritik: Corona-App komme zu spät
Ein anderer Mann wägt derweil das Für und das Wider ab, als er auf die Corona-App angesprochen wird. Noch hat er sie nicht, sagt aber: „Ich bin nicht abgeneigt.“ Er ist sich nur nicht sicher, ob die Technik auch wirklich funktioniert. Was bei der ganzen Umfrage auffällt: Sowohl die App-Nutzer als auch die Nicht-Nutzer sagen, sie haben nicht wirklich Angst, sich mit dem neuartigen Coronavirus anzustecken.
Kritik und Lob kommt derweil von Christian Allner. Der Geschäftsführer des halleschen Bildungs-Start-Ups „Der Seminar“ hält die Corona-Warn-App zwar für eine gute Idee, die App komme aber zu spät. Statt sie von Tech-Giganten entwickeln zu lassen, hätten besser Start-Ups beauftragt werden sollen, die ein solch dringendes Projekt schneller umgesetzt hätten, so Allner. (mz)