Kehrtwende der Stadt im Bolzplatz-Streit
Halle/MZ. - Bauchef Thomas Pohlack sagte am Dienstag im Stadthaus: "Wenn das auf so viel Widerstand stößt, lassen wir das sein." Die Entscheidung stehe seit über einer Woche fest.
Erst am Montag hatte sich eine Bürgerinitiative (BI) gegründet, die um den Erhalt des Bolzplatzes kämpft. Am Sonnabend besuchten mehrere hunderte Menschen ein Fest auf dem Bolzplatz. Nun die Kehrtwende im Rathaus, die Pohlack auf einer gemeinsamen Sitzung des Planungs- und des Innenausschusses verkündete. Ute Meikowski, Mitglied im BI-Sprecherrat, war unter den Zuhörern. Sie sagte: "Ich bin froh darüber. Der spontane Protest der letzten Tage hat gezeigt, dass die Einwohner den Bolzplatz wollen. Er gehört zur Lebensqualität im Wohnviertel."
Für Meikowski ist das Misstrauen gegenüber der Stadt jedoch noch nicht ausgeräumt, denn Pohlack ließ offen, ob der Parkplatz-Plan nun endgültig zu den Akten gelegt ist oder nur kurzfristig. Man müsse weiter nach einer Lösung suchen, sagte er, da die bevorstehende Wiedereröffnung des Landesmuseums mit der Dauerausstellung zur Himmelsscheibe von Nebra viele Besucher anlocken werde. Auch solche, die mit dem Auto kommen.
Umgehend will Pohlack nun vorhandene Park-and-ride-Plätze an den Zufahrtsstraßen zum Museum ausschildern. Mit der Arbeitsagentur sei vereinbart worden, dass auch die Tiefgarage geöffnet wird, so dass dort zumindest an den Wochenenden 150 Parkplätze öffentlich genutzt werden können. Mit der Havag sei man im Gespräch, bei Bedarf zusätzliche Straßenbahnen in Richtung Museum einzusetzen. Langfristig sei zu überlegen, in der Adolfstraße, wenige Meter vom Museum entfernt, eine Hochgarage zu bauen. Drei stark verfallene, benachbarte Häuser könnten dort abgerissen werden. Allerdings ist die Idee noch vage: Die Grundstücke sind Privateigentum.
Dorothea Vent (Mitbürger) regte an, unter dem Bolzplatz eine Tiefgarage zu bauen. Pohlack reagierte skeptisch, da dann wohl fast alle Bäume gefällt werden müssten. Die Ausschussmitglieder begrüßten einhellig den Entschluss, den Bolzplatz nicht anzutasten. Pohlack wurde von allen Seiten kritisiert, da die Verwaltung viel zu kurzfristig agiert habe.