Weiße Haare und Sonnenbrille Karl Lagerfeld Ausstellung in Moritzburg: Warum Lagerfeld-Double vom Modezar so fasziniert ist

Halle (Saale) - Keine drei Schritte ist Wilfried Kraft im Foyer des Kunstmuseums Moritzburg gegangen, schon drehen alle Besucher ihre Köpfe nach ihm um. „Das ist doch...“ tuschelt eine Frau ihrem Mann zu. „Ja! Der sieht genau so aus, wie Lagerfeld“, antwortet dieser. „Er ist auferstanden!“ sagt ein anderer Besucher, eher im Scherz zu seiner Begleitung. Kraft ist diese Reaktion schon gewöhnt.
Senior aus Hessen ist Karl Lagerfeld-Doppelgänger
Der Rentner aus dem hessischen Schwalmtal hat schon ohne Verkleidung eine gewisse Ähnlichkeit mit dem Anfang 2019 verstorbenen Modezaren Karl Lagerfeld. Die weißen Haare hat er zu einem kurzen Zopf zusammengebunden, den Bart trägt er, wie Lagerfeld im hohen Alter als Vollbart.
Wirft er sich dann noch ein weißes Hemd und ein schwarzes Jackett über, setzt die große Sonnenbrille auf und streift die Handschuhe über, ist der echte vom falschen Lagerfeld kaum mehr zu unterscheiden - vor allem in der Moritzburg.
Lagerfeld-Double kam freiwillig und genoss es Fotos zu schießen
Denn dort wurde am Wochenende eine Fotografieausstellung mit Bildern des Modezaren eröffnet. Die mehr als 300 Bilder von Lagerfeld und seinen Musen wurden noch zu Lebzeiten gemeinsam mit ihm ausgewählt und eigens für die Ausstellung in der Moritzburg angefertigt. Am Wochenende schauten sich natürlich auch Kraft und seine Frau die Ausstellung an und wurden von den übrigen Besuchern sofort erkannt.
„Ich habe unheimlich viele Fotos machen müssen. Aber mir macht das Spaß“, sagt der 75-Jährige. Einige Besucher dachten wohl, das Kunstmuseum hätte das Double engagiert, doch das kam freiwillig. Er habe sich vorab angekündigt, aber keine Antwort bekommen. Genauso wenig, wie Kraft von Lagerfeld zeit seines Lebens auf eine Antwort wartete - vergeblich. Der Faszination für den Modezaren tat das keinen Abbruch.
Frau von Lagerfeld-Double animierte Hesse als Model zu arbeiten
Seit mehreren Jahren schlüpft Kraft in die fremde Rolle. Nicht nur die Kleidung ist es, die ihn wie den echten Lagerfeld aussehen lässt, auch die langsamen, bedächtigen Bewegungen und die Mimik. Wenn Kraft in seiner Rolle ist, lächelt er minutenlang nicht, ganz so, wie der echte. Der Hesse, der früher als Straßenmeister Leitplanken an Autobahnen montierte, arbeitet inzwischen als Model. Im Alter von 60 Jahren fing er damit an.
„Schuld daran hat eigentlich meine Frau. Sie hat eine Anzeige in unserer Tageszeitung gelesen, wo ein Model gesucht wurde“, erzählt er. Also bewarb sich Kraft und wurde angenommen. Nun präsentiert er auf Modenschauen Kleidung auf dem Laufsteg, „danach trete ich immer noch als Karl Lagerfeld auf“. Im Supermarkt oder beim Spazierengehen trägt Kraft die Utensilien jedoch nicht.
Jugendstilhäuser und Beatlesmuseum: Lagerfeld-Double erinnert sich an Halle
Nur bei besonderen Anlässen, wenn er sich einen Spaß daraus macht, aufzufallen - so wie in der Moritzburg-Ausstellung, die ihm und seiner Frau sehr gut gefällt. Halle kennt Kraft noch aus der Zeit kurz nach der Wende, als er die Autobahnen der untergehenden DDR auf den bundesdeutschen technischen Stand brachte. „Es hat sich viel getan in Halle. Damals war aber noch etwas mehr Flair da“, meint er. Die schönen Jugendstilhäuser sind den beiden auf ihrer Tour durch Halle dennoch aufgefallen.
Das Landesmuseum für Vorgeschichte und das Beatlesmuseum wollten sie sich nicht entgehen lassen, auch wenn sie am Montag wieder die Rückfahrt nach Hessen antraten. Im Sommer überlegen sie, wiederzukommen, und den Besuchern in der Moritzburg ein Lächeln zu entlocken. Die Ausstellung ist schließlich noch bis zum 23. August zu sehen. (mz)

