Kampf um das Kopfhaar in Halle Kampf um das Kopfhaar in Halle : Friseure klagen, dass Barbiere ihnen Kunden abjagen

Halle (Saale) - Sie werben mit der Bartpflege, aber auch mit den kuriosesten Mustern, die ins Kopfhaar rasiert werden. Barbiere gibt es inzwischen viele in Halle. Bei der Handwerkskammer in der Saalestadt steht allerdings der Zweifel im Raum, dass sich diese immer an die Regeln halten. Der Verdacht: Diese Betriebe bieten unzulässigerweise auch Friseurarbeiten an. Und nehmen so den traditionellen Friseursalons das Geschäft weg. Deshalb hat die Handwerkskammer bei der Stadtverwaltung darauf gedrungen, die Arbeit der Barbiere strenger zu kontrollieren.
„Schneiden sie das Haar oberhalb der Koteletten, dann gilt das als Friseurtätigkeit“, erläutert Dirk Neumann, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer in Halle. Dazu zähle eben auch schon das Rasieren von Mustern ins Kopfhaar. Ein Friseurbetrieb brauche aber einen Friseurmeister. „Ansonsten wird das Handwerk unerlaubt ausgeübt“, so Neumann. Anders formuliert: Dann sei es Schwarzarbeit. Und das kann Folgen haben. Beispielsweise in Form eines Bußgeldes.
Friseure contra Barbiere: Haben die Gespräche mit der Stadt Erfolg gezeigt?
Aber wie realistisch ist es, dass sich ein Barbier ohne Meister im Laden tatsächlich nur um die Bartpflege oder die übrige Gesichtsbehaarung seiner Kunden kümmert? „Aus der Erfahrung heraus ist ein solcher Betrieb wirtschaftlich nicht überlebensfähig“, meint Neumann.
Haben die Gespräche mit der Stadt Erfolg gezeigt? „Es wurden mehr Kontrollen durchgeführt“, räumt Neumann ein. Trotzdem sei es wichtig, dass diese regelmäßig und auch noch stärker stattfinden. Wie man die Situation im Rathaus einschätzt, ist unklar. Die Stadtverwaltung hat auf eine Anfrage der MZ zu diesem Thema bisher nicht geantwortet.
Friseure in Halle verzeichnen Rückgang an männlichen Kunden
Der Inhaber des Salons am Stadtbad Frank Bormann ist mit den bisherigen Maßnahmen jedenfalls nicht zufrieden. Er habe nichts gegen Konkurrenz. „Die muss aber auch fair sein“, sagt er. Den Rückgang an männlichen Kunden bekomme er bereits zu spüren. „Momentan ist es ein ungleicher Wettbewerb“, so der Saloninhaber. Er spricht von Dumpingpreisen, mit denen ein gewöhnlicher Salon nicht konkurrieren könne. „Dabei geht es um Mindestlohn, Steuern und die anderen Abgaben“, so Bormann. Seiner Meinung nach müssen die Kontrollen massiver werden. Und auch die Ausnahmegenehmigung, die Betriebe ohne Meister erhalten können, hält er für kein faires Werkzeug.
„Eine solche Ausnahmegenehmigung erhalten die Barbiere, wenn sie eine ,Sach- und Fachkundefeststellung‘ bestehen“, so Neumann. Damit würden sie meisterähnliche Kenntnisse nachweisen. „Innerhalb einer festgesetzten Frist erhalten sie so die Möglichkeit, ihren Meister nachzumachen“, erklärt er. Im Schnitt seien das ungefähr drei bis vier Jahre. Eine andere Möglichkeit sei zudem, dass die Betriebe einen Meister einstellen.
„Friseur und Barbier. Zwei Berufe in einem Laden vereint.“
Soran Akram ist das Image der Barbiere wichtig. Vor zehn Jahren hat er seinen ersten Friseur- und Barbiersalon in Halle eröffnet. Sein Motto: „Friseur und Barbier. Zwei Berufe in einem Laden vereint.“ Inzwischen betreibt er sieben Salons in der Saalestadt und der Umgebung. Eine Erfolgsgeschichte. „Privatleben habe ich null“, sagt er und lacht. „Als ich angefangen habe, da gab es zwei Barbierläden in Halle. Meinen und noch einen anderen. Inzwischen sind es rund 30“, so Akram.
Er selbst habe das Handwerk in seiner Heimat im Irak gelernt. „Und in Deutschland habe ich meinen Meister gemacht“, so der 38-Jährige. Außerdem habe er drei weitere Meister angestellt. Ihm ist es wichtig, dass es fair zugehe. „Alle müssen die Regeln respektieren“, sagt er. Deshalb sei auch er für verstärkte Kontrollen. (mz)