Kammer ehrt «alte» Meister
Halle/MZ. - Zwei der Geehrten sollen stellvertretend für alle näher vorgestellt werden - Renate Hoditz und Joachim Schade aus Halle.
Natürlich trägt Renate Hoditz Schmuck; schließlich wird man nicht alle Tage zur Goldmeisterin ernannt. Aber keine Kette aus Gold, sondern eine aus Silber mit dicken, verschlungenen Gliedern. Ein schönes Stück, aber sicher sehr schwer? Überhaupt nicht, sagt sie und erklärt lebhaft, dass die Kette eine Treibarbeit und federleicht sei, also viel weniger wiege, als der Betrachter annehme.
Zum Schmuck ist die Silberschmiedin erst gekommen, als sie schon eine an der "Burg" ausgebildete Gürtlerin war. Da die Herstellung von Metallgefäßen aber recht schwer ist, sattelte sie um, machte den Meister und arbeitete bis 1992 als freischaffende Künstlerin. Danach kehrte sie nochmals an ihre einstige Wirkungsstätte zurück, leitete zwei Jahre die Schmuckgestalter-Werkstatt der "Burg".
Kreativ tätig ist Renate Hoditz immer noch: "Ich bin nach wie vor gerne in meiner Werkstatt, allerdings nicht mehr nächtelang." Es habe ihr immer viel Freude gemacht, Schmuck herzustellen, vor allem jenen, der die Individualität eines Menschen unterstreicht. Und schon vor 50 Jahren fertigte sie die Amtskette für den Präsidenten der Leopoldina in Halle an - aus purem Gold; später kamen noch etliche Amtsketten für Oberhäupter verschiedener Hochschulen hinzu. Obwohl sie eigentlich Ärztin werden wollte, es aber als Tochter aus bürgerlichem Hause nicht durfte, hat sie es nie bereut, ihr Leben lang mit Gold und Silber umzugehen.
Bei Joachim Schade war es eher Zufall, dass er Geigenbauer wurde - im Elternhaus hatte ein Geigenbaumeister seine Werkstatt, in die er mit 14 Jahren aufgenommen wurde. Nun ist er selbst schon gut 50 Jahre ein Meister seines Faches. Wie viele Geigen durch seine Hände gingen - sowohl neue als auch alte -, hat er nie gezählt. Doch nicht ohne Stolz erwähnt er, dass seine Instrumente aus Ahorn oder Fichte unter anderem von solch Virtuosen wie Yehudi Menuhin, Salvatore Accardo und Ruggiero Ricci gespielt werden. Auch in Japan, Österreich, den USA und sogar Tasmanien sind Schade-Instrumente bekannt.
Seine beiden Söhne sind bei ihm in die Lehre gegangen; der eine hat in Leipzig, der andere in Halle eine Werkstatt. "Mit Sebastian habe ich kürzlich eine Kopie der berühmten Paganini-Geige gebaut", erzählt der 73-Jährige begeistert, der sich noch längst nicht zur Ruhe gesetzt hat. Schließlich versuche er seit 60 Jahren, das Klanggeheimnis einer Stradivari zu ergründen, bemerkt er augenzwinkernd. Und das wolle er noch eine ganze Weile tun.