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Josep Caballé-Domenech an der Oper Halle Josep Caballé-Domenech an der Oper Halle: Chefdirigent vor dem Absprung?

Von Jan-Ole Prasse 13.05.2015, 06:36
Josep Caballé-Domenech fordert ein Sonderkündigungsrecht.
Josep Caballé-Domenech fordert ein Sonderkündigungsrecht. Archiv/Kiermeyer Lizenz

Halle (Saale) - Es könnte eine der kürzesten Amtszeiten jemals an der Oper in Halle werden.

Nach nicht einmal zwei Jahren als Chefdiregent und Generalmusikdirektor könnte sich der Spanier Josep Caballé-Domenech wieder verabschieden. Denn seine Vertragsverlängerung bis zum Jahr 2018 steht auf Messers Schneide. Nach MZ-Informationen hat ihm der Aufsichtsrat der Theater, Oper und Orchester GmbH (TOO) eine Frist gesetzt. Spätestens bis Ende Mai muss er das Vertragsangebot unterzeichnen. „Wenn er das nicht macht, dann suchen wir zügig einen neuen“, sagte ein Mitglied der Aufsichtsrates der MZ.

Caballé-Domenech fordert Sonderkündigungsrecht

Hintergrund der Hängepartie: Caballé-Domenech fordert nach MZ-Informationen ein Sonderkündigungsrecht im kommenden Jahr. Zu diesem Zeitpunkt wird der Posten des Geschäftsführers der TOO neu besetzt. Der Aufsichtsrat hat eine entsprechende Ausschreibung für die Nachfolge von Rolf Stiska beschlossen. „Das ist völlig unüblich, dass so etwas einem Generalmusikdirektor zugebilligt wird“, heißt es aus Aufsichtsratskreisen. Entsprechend lehnte das Kontrollgremium der TOO das Ansinnen Caballé-Domenechs ab. Bis Ende Mai muss sich der Dirigent jetzt entscheiden.

Dabei schien die Vertragsverlängerung schon in trocknen Tüchern. Schon im Oktober des vergangenen Jahres beschloss der Aufsichtsrat Caballé-Domenech eine weitere Amtszeit anzubieten. Bis Ende April hatte der gebürtige Katalane Zeit für die Unterschrift. Doch statt einer Verlängerung kam die Forderung nach dem Sonderkündigungsrecht.

Verständnis für zögerliche Haltung

Caballé-Domenech wollte sich auf MZ-Anfrage nicht konkret zu den Vertragsverhandlungen äußern. Grundsätzlich sei er sehr daran interessiert, seinen Kontrakt über die kommende Spielzeit hinaus zu verlängern. „Die genauen Vertragsbedingungen dafür waren aber bisher nicht festgelegt, in diesem Prozess sind wir gerade“, sagte der Generalmusikdirektor, der im Moment in den USA weilt.

Einige Aufsichtsratsmitglieder haben aber auch durchaus Verständnis für die zögerliche Haltung des Spaniers. Er habe die gewaltige Aufgabe vor sich, bis zum Jahr 2019 die Zahl der Vollzeitstellen im Orchester von 137 auf 99 zu reduzieren. Dabei wolle er natürlich ein entsprechendes Mitspracherecht gegenüber dem neuen Geschäftsführer haben.

Nachfolger für Direktor Axel Köhler gesucht

Der mögliche Abgang des Generalmusikdirektors ist nicht die einzige Baustelle bei der Oper in Halle. Auch die Suche nach einem Nachfolger für den im kommenden Jahr ausscheidenden Direktor Axel Köhler hat sich schwierig gestaltet. In der ersten Kandidatenrunde blieb von 23 Bewerbern nur ein einziger geeigneter übrig. Mittlerweile hat eine Findungskommission weitere Bewerber gefunden. Am 29. Mai soll in einem Auswahlgespräch mit den Intendanten der verschiedenen Sparten der TOO und dem Aufsichtsrat eine Entscheidung für die Nachfolge fallen.

Dabei stehen nach MZ-Informationen zwei Kandidaten zur Auswahl: Der in Köln geborene Regisseur Florian Lutz und der Direktor der Oper in Heidelberg Heribert Germeshausen. Beide stehen für grundsätzlich unterschiedliche Ausrichtungen der Oper. Der 1979 geborene Lutz ist bisher vor allem als Regisseur in Erscheinung getreten. Seit 2003 hat er an unterschiedlichen Opernhäusern über 30 Inszenierungen verantwortet - unter anderem in Halle „Phaedra“ von Hans Werner Henze. Germeshausen ist dagegen vor allem als Kultur- und Opernmanager bekannt. Von 2009 bis 2011 war der Musikdramaturg Operndirektor in Dessau am Anhaltischen Theater. Seit der Spielzeit 2011/12 leitet er die Oper in Heidelberg. (mz)