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José Carreras besucht Universitätsklinikum Halle José Carreras besucht Universitätsklinikum Halle: Der Tenor und die Krankheit

Von Jan Schumann 09.12.2014, 18:47
In der Universitätsklinik trafen sich Opernstar José Carreras (l.) und Facharzt Dr. Thomas Weber.
In der Universitätsklinik trafen sich Opernstar José Carreras (l.) und Facharzt Dr. Thomas Weber. Bauer Lizenz

Halle - Die grünen Klinikmäntel, der Mundschutz, das Schließen der Schleusen vor dem Eintritt in die Leukämiestation: Für den spanischen Startenor José Carreras ist das Sicherheits-Protokoll an der Universitäts-Klinik Halle nicht neu. Er kennt Stationen wie diese in Kröllwitz.

Der 68-jährige Weltstar brachte als einer der drei Tenöre die schönsten Opern der Welt zum Klingen, er sang in Wien, Mailand, New York und Buenos Aires. Auf dem Höhepunkt seiner Karriere erkrankte er schwer an Leukämie. Das war im Jahr 1987. Die Ärzte gaben ihm kaum Chancen, doch er wurde gesund - dank einer damals noch unüblichen Knochenmark-Transplantation.

Am Dienstag besuchte der Katalane Leukämie-Patienten in Halle. „Diese Menschen brauchen jede Art von Unterstützung“, sagte Carreras am Dienstagmittag, bevor er durch die Schleuse verschwand, „moralisch und wissenschaftlich.“ Seine Stiftung sammelt zu Weihnachten Spenden für die Leukämieforschung und Patientenbetreuung. Für seine traditionelle Fernsehgala filmte Carreras am Dienstag sein Treffen mit halleschen Patienten.

Hinter der Schleuse, abseits von Presse und Besuchern, traf der Tenor auf Matthias Schweigel. Der 48-jährige ist an akuter Leukämie erkrankt, ähnlich wie Carreras vor 27 Jahren. Schweigels Chemotherapie folgte die Transplantation des Knochenmarks. Er ist einer von rund 100 Blutkrebs-Patienten, die laut dem behandelten Arzt Dr. Thomas Weber jährlich in Kröllwitz versorgt werden. Mit deutschlandweit rund 11 000 Neuerkrankungen im Jahr rechnet die Deutsche Knochenmarkspenderdatei.

„Bei dieser Krankheit gibt es keine hundertprozentige Chance auf Heilung“, sagt Weber, Rückfälle seien nicht selten. „Die Leukämie verändert Menschen. Sie werden mit der Endlichkeit ihres Lebenskonfrontiert“, so Weber.

So auch das Leben des Tenors, der mit Luciano Pavarotti und Plácido Domingo seine großen Erfolge feierte. Er widmete sein Engagement bedingungslos der Krankheit, gründete die Leukämie-Stiftung, die seit 1995 auch in Deutschland Spenden sammelt - nach Stiftungsangaben bislang über 100 Millionen Euro. Ein Großteil der Summe stammt aus der jährlichen José Carreras Gala zu Weihnachten, im letzten Jahr waren es rund 2,6 Millionen Euro.

Von diesem Geld profitierte in der Vergangenheit auch das hallesche Universitätsklinikum. Im August überwies die Stiftung 250 000 Euro nach Halle. „Damit finanzieren wir Forschungsprojekte“, sagt Thomas Weber.

So untersuchen die Hallenser Spezialisten derzeit, wieso Chemotherapien bei bestimmten Patientengruppen nicht anschlagen - wichtige Arbeit im langen Kampf der Forschung. „Wenn man diese Krankheit selbst kennengelernt hat, kann man den Patienten eine ganz andere Art der Zuwendung geben“, sagte Carreras am Dienstag. (mz)

Die Gala überträgt der Fernsehsender Sat.1 Gold am Donnerstag, den 18. Dezember, um 20.15 Uhr.