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Irénée Peyrot  Irénée Peyrot : Halles Marktkirchenkantor und die Liebe zu Max Reger

Von Katja Pausch 21.07.2016, 15:00
Entspannt trotz Arbeit Organist und Kantor der Marktkirche Irénée Peyrot lädt zum Orgelsommer - hier an der großen Orgel.
Entspannt trotz Arbeit Organist und Kantor der Marktkirche Irénée Peyrot lädt zum Orgelsommer - hier an der großen Orgel. Günter Bauer

Halle (Saale) - Viele steinerne Stufen führen auf einer Wendeltreppe nach oben in das kleine Reich von Irénée Peyrot. Groß ist das Arbeitszimmer des Kantors und Organisten der halleschen Marktkirche wahrlich nicht, dafür aber einzigartig. Denn es befindet sich in einem der Blauen Türme hinter der großen Orgel auf der Westempore, mit einem schmalen Fenster mit Blick auf den Hallmarkt.

Auf den hölzernen Regalreihen an den Wänden stapeln sich Notenhefte, Akten, Papiere. An seinen Schreibtisch rollt der Franzose, der in Lyon geboren wurde und seit 2005 an der halleschen Marienkirche tätig ist, meist mit seinem bequemen Knie-Hocker. „Das ist besser für den Rücken“, meint Peyrot, der derzeit viel Bürokram um die Ohren hat - und sich dennoch die Ruhe nimmt, eine Pfeife anzuzünden. Viel Arbeit liegt hinter und in den nächsten zwei Monaten auch noch vor ihm: Seit 2005 organisiert Peyrot den beliebten Orgelsommer in Halle.

Organisten stehen Schlange

Alljährlich im Juli und August, wenn die meisten Menschen in die Ferien fahren, lädt Peyrot Organisten aus aller Herren Länder nach Halle ein. Oder vielmehr - die Organisten stehen bei ihm Schlange. „Ich habe schon internationale Anfragen für 2017 und 2018“, freut sich der Orgelsommer-Organisator, der seinen Computerarbeitsplatz ständig mit dem Hocker vor einer der beiden Orgeln in der Marktkirche tauscht.

Vier Stunden am Tag spielt der Meister - oder „übt“, wie er selbst sagt - an der Königin der Instrumente. Beide würden sich phantastisch spielen, was auch für viele internationale Organisten der Grund sei, gern nach Halle zu kommen. An der Reichelorgel, erbaut von Georg Reichel im Jahre 1663/64, habe sehr wahrscheinlich der junge Händel von seinem Lehrer Friedrich Wilhelm Zachow Unterricht erhalten. Diese Orgel und auch die große Orgel auf der Westempore, 1713-16 von Christoph Cuntius erbaut und in Anwesenheit von Johann Sebastian Bach eingeweiht, seien im Klang sehr verschieden.

Reichelorgel mitnehmen

Vor allem die kleinere Reichelorgel, die es weltweit nicht ein zweites Mal gibt, hat es dem Marktkantor angetan. Trotzdem zögert er kurz auf die Frage, welche er lieber spiele, für welche er sich entscheiden würde. „Auf die berühmte Insel würde ich dann doch die Reichelorgel mitnehmen“, so Peyrot, der sein musikalisches Doppelstudium in den Fächern Orgel und Bratsche in Lyon und St. Étienne jeweils mit einem Premier Prix absolviert und auch seine Orgelausbildung an der Musikhochschule Lübeck bei Professor Martin Haselböck mit Auszeichnung abgeschlossen hat.

In Halle nun widmet der Organist, den Konzerte durch Europa und nach Übersee führten und der sich in der Saalestadt zu Hause fühlt, seinen Sommer der Kunst des Orgelspiels. Am Freitag wird er mit Max Reger (1873-1916), dessen Orgelwerk Peyrot in mehrjähriger Arbeit komplett eingespielt hat, den Auftakt des Orgelsommers bestreiten. Bis zum 26. August werden dann fünf Organisten aus den USA, den Niederlanden, Frankreich, Tschechien und Deutschland folgen. Wann macht - bei so viel Arbeit - der Organist und Kantor eigentlich Urlaub? „Ich hatte schon“, so Peyrot. Und wo? In Frankreich natürlich. In der Heimat. (mz)

Orgelsommer, vom 22. Juli bis 26. August, jeweils freitags 19.30 Uhr, Marktkirche. Karten zu acht, ermäßigt fünf Euro