Investition im Starpark Halle Investition im Starpark Halle: Russen halten Halle hin
Halle (Saale) - Über dem Starpark an der Autobahn 14 - Halles Vorzeige-Industriegebiet - ziehen dunkle Wolken auf. Eine geplante Millioneninvestition des russischen Tresorbauers Promet ist auf unbestimmte Zeit verschoben. Dies bestätigte die Firma auf MZ-Anfrage. Grund dafür seien die Sanktionen der Europäischen Union gegen Russland wegen der Annexion der Krim im März 2014. „Wir warten darauf, dass sich die Situation verbessert und die EU die Sanktionen aufhebt“, sagte die Firmensprecherin Polina Petrova. Im Anschluss daran werde man mit dem Bau der Fabrik fortfahren.
Nach der Sanktionsliste des Auswärtigen Amtes gehören Tresorbauer allerdings nicht zu beschränkten Branchen. Danach gebe es direkte Auswirkungen nur für die Rüstungs- und Ölindustrie sowie für die Finanzwirtschaft. Im Zuge der Sanktionen habe sich die wirtschaftlichen Beziehungen zwischen den EU-Staaten und Russland aber insgesamt eingetrübt.
Tresore für 10.000 Euro
Die Investition des Tresorbauers ist durchaus wichtig für den Starpark. Der Betrieb hatte im September 2013 angekündigt, zehn Millionen Euro in ein neues Werk in dem Industriegebiet zu investieren. Bis zu 70 Arbeitsplätze sollten entstehen. Nach MZ-Informationen hat Promet auch schon den Kaufpreis für das 4.500 Quadratmeter große Grundstück im Starpark bezahlt. Im Frühjahr des vergangenen Jahres sollte eigentlich mit dem Bau der Fabrik begonnen werden. Geplant war, große Tresore mit einer Höhe bis zu zwei Metern für den europäischen Markt zu produzieren. Stückpreis zwischen 1.000 und 10.000 Euro.
In der halleschen Stadtpolitik wird die Nachricht verhalten aufgenommen. Oberbürgermeister Bernd Wiegand (parteilos) wollte die Verschiebung der Investition nicht kommentieren. „Das ist eine Unternehmensentscheidung“, sagte er. Aus dem Aufsichtsrat der Starparkgesellschaft sind aber auch andere Stimmen zu hören. „Ob die jemals in Halle investieren werden, ist vollkommen unklar“ sagte ein Mitglied. Was in diesem Fall mit dem gekauften Grundstück passiere, sei ebenfalls nicht klar.
Die Verschiebung der Investition ist schon die zweite schlechte Nachricht für den Starpark binnen einer Woche. Erst am 25. März hatte der Solarzellen-Produzent Innotech Insolvenz angemeldet. Mehr als hundert Arbeitsplätze sind bei dem Solarbauer in Gefahr, der sich im Jahr 2009 im Starpark ansiedelte. Der hallesche Sanierungsspezialist Lucas Flöther soll zusammen mit dem vorläufigen Insolvenzverwalter Rüdiger Bauch versuchen, die Firma und die Arbeitsplätze zu retten. „Wir sind in Gesprächen mit dem Verwalter“, sagte OB Wiegand.
Keine grundsätzliche Gefahr für den Starpark
Grundsätzlich sieht der Rathauschef in den beiden Nachrichten keine grundsätzliche Gefahr für den Starpark. „Wir stehen weiter mit vielen Unternehmen in Verhandlungen über eine Ansiedlung“, sagte Wiegand. Erst im vergangenen Jahr hatte Ebay Enterprise mit dem Bau eines Logistikzentrums begonnen. Im Juni soll der Betrieb mit zunächst 130 Mitarbeitern beginnen. Neben Ebay ist auch der chinesische Verpackungshersteller Greatview im Starpark ansässig. Zudem baut der Spinndüsenhersteller Enka Technica ein neues Werk mit 80 Arbeitsplätzen.
Derzeit wird im Rathaus an einem neuen, umfassenden Wirtschaftskonzept gearbeitet. Wesentliche Punkte sind dabei, auf welche Branchen sich die Stadt künftig bei der Ansiedlung konzentrieren will und wie die Aufgabenverteilung in der Verwaltung organisiert wird. Dazu soll am 2. April ein großes Arbeitstreffen der Verwaltung, der städtischen Unternehmen und Vertretern der Stadtratsfraktionen stattfinden. (mz)