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Intrigen-Vorwürfe Intrigen-Vorwürfe: Fall Schädlich lässt es in Halles Politik brodeln

Von Dirk Skrzypczak und Fabian Wölfling 12.12.2018, 09:11
Seit 16 Jahren ist Michael Schädlich Präsident des HFC. Diese Zeit geht nun zu Ende.
Seit 16 Jahren ist Michael Schädlich Präsident des HFC. Diese Zeit geht nun zu Ende. Imago

Halle (Saale) - Am vergangenen Wochenende glühte die Telefonleitung zwischen Halles Oberbürgermeister Bernd Wiegand (parteilos) und Saalekreis-Landrat Frank Bannert (CDU), dem Aufsichtsrats-Chef der Saalesparkasse. Thema: der Fall Michael Schädlich. Nach mehreren Gesprächsrunden stand das Ergebnis für die beiden Politiker fest: Schädlich ist nicht mehr tragbar für den HFC.

„Ja, wir wussten von seiner Tätigkeit als IM. Und er selbst hat nie ein Geheimnis daraus gemacht. Allerdings war uns die Tragweite nicht klar. Es heißt, die Zeit heilt alle Wunden. In diesem Fall ist es nicht so. Viele Menschen mussten unter den Methoden der Stasi leiden“, sagte Bannert der MZ.

Und er skizzierte, was passiert wäre, hätte man nicht die Reißleine gezogen. „Wäre Schädlich erneut zum Präsidenten gewählt worden, hätte das bundesweite Debatten ausgelöst, die man politisch nicht überlebt.“

Ist Schädlichs Rückzug für OB Wiegand die bequeme Lösung?

Geht es Wiegand also darum, im OB-Wahlkampf ein unbequemes Thema zu umschiffen? Oder sah er die Chance gekommen, Schädlich als HFC-Präsidenten loszuwerden, wie es Stadträtin Katja Müller (Linke) vermutet?

Am Mittwoch der vergangenen Woche hatte das MDR-Magazin „exakt“ die Stasi-Vergangenheit Schädlichs in den Jahren 1983 bis 1989 thematisiert. Tenor: Der Wirtschaftswissenschaftler sei ein übereifriger Spitzel gewesen und habe massiv Informationen weitergegeben.

Nach einem Tipp habe man 18 Monate recherchiert, erklärte am Dienstag der Autor des Beitrags im MDR. Im November sei man fertig gewesen und habe sich entschieden, den Beitrag zu senden - auch angesichts der Präsidentenwahlen.

Vorwurf gegen Schädlich, nichts zur Aufklärung der Stasi-Vorwürfe beigetragen zu haben

„Aus dem Beitrag und längeren Gesprächen, unter anderem mit dem Universitätsprofessor Wolfgang Lassmann, der bespitzelt worden ist, haben sich neue Erkenntnisse über Michael Schädlich ergeben. Diese waren bislang nicht bekannt“, sagte Wiegand am Dienstag.

Und er warf Schädlich vor, als „Repräsentant des Fußballs mit Vorbildwirkung“ nichts zur Aufklärung der Vorwürfe beigetragen zu haben. Schädlich selbst hatte „angesichts der Entwicklung“ am Montag seinen Rückzug vom HFC verkündet, will sein Amt aber noch bis zur Neuwahl des Vorstandes ausüben - voraussichtlich bis zum 3. Februar 2019.

Politische Konkurrenz wirft Wiegand Intrige vor

Nun steht Wiegand selbst in der Schusslinie, vor allem bei den OB-Kandidaten. „Ich bin entsetzt über seinen Umgang mit dem HFC-Präsidenten. Die Stasi-Vergangenheit von Michael Schädlich ist seit Jahren kein Geheimnis“, erklärte Andreas Silbersack (FDP). Offensichtlich stünden persönliche Ressentiments und Machtspielchen im Vordergrund.

„Ich würde mich nicht wundern, wenn die neuen Stasi-Vorwürfe bewusst als Teil einer Intrige gestreut wurden.“ Man könne diskutieren, ob ehemalige IM in öffentliche Ämter gehörten. „Diese Diskussion gehört jedoch an den Beginn eines solchen Amtes und nicht erst dann, wenn man denjenigen vertreiben will.“

Hendrik Lange (Linke) findet es befremdlich, „wie sich der OB des langjährigen HFC-Präsidenten entledigt“. In den vergangenen sechs Jahren seiner Amtszeit habe sich der OB nicht an Schädlichs Vergangenheit gestört. „Bemerkenswert ist auch, dass sich Bernd Wiegand als Westdeutscher berufen fühlt, Ostdeutschen den richtigen Umgang mit der Stasivergangenheit zu erklären“, kritisierte Lange.

Außerdem spiele sich der OB als Alleinherrscher über öffentliche Fördermittel auf. „Mit welchem Recht erpresst er einen ganzen Verein?“ Die städtischen Unternehmen gehörten und dienten der ganzen Stadt und nicht dem OB.

Bannert findet für Schädlich auch lobende Worte, der OB nicht

Bezeichnend: Bannert findet für Schädlich auch lobende Worte, der OB nicht. „Seine Verdienste um den Verein erkennen wir an. Und er hat meinen Respekt, weil er die Konsequenzen zieht“, sagte er. Die Sparkasse ist neben den Stadtwerken und der Wohnungsgesellschaft HWG einer von drei kommunalen Sponsoren des Klubs. Ihr Anteil am sechs Millionen Euro großen Etat des HFC liegt bei ungefähr 25 Prozent. Die Stimme des OB hat daher Gewicht. (mz)