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Interview mit Peißnitzbühne-Betreibern Interview mit Peißnitzbühne-Betreibern: Konzerte wie in den 90er Jahren

08.04.2016, 05:00
Die neuen Betreiber der Peißnitzbühne Ulf Herden und Mathias Winkler
Die neuen Betreiber der Peißnitzbühne Ulf Herden und Mathias Winkler Bauer

Halle (Saale) - Es ist vollbracht. Nach langen Diskussion hat der Stadtrat dem Pachtvertrag für die Peißnitzbühne zugestimmt. Ab dem 1. Juli werden die beiden Konzertveranstalter Matthias Winkler und Ulf Herden die Spielstätte betreiben. Über ihre Pläne für die Bühne und die kommenden Umbauten hat MZ-Redakteur Jan-Ole Prasse mit den beiden gesprochen.

Sie haben vor einer Woche den Zuschlag für die Peißnitzbühne bekommen. Können sich die Hallenser wieder auf große Konzerte freuen?

Matthias Winkler: Leider hat es ein bisschen länger gedauert mit der Entscheidung des Stadtrates für den Pachtvertrag. Darum haben wir das schon bekannte Programm. Dazu gehört das Klassik-Picknick und das Picknick Open Air mit Johannes Oerding und Mark Forster. Dazu kommen Roxette, die zu ihrem 30-jährigen Band-Jubiläum ihre einzige Tourstation im Osten auf der Peißnitzbühne machen. Und natürlich Sarah Connor.

Auf welche Künstler können wir uns denn im nächsten Jahr freuen?

Winkler: Das lässt sich heute nicht realistisch vorhersagen. Aber wir arbeiten an hoch interessanten Projekten.

Ulf Herden: Die Dimension und die Vielfalt der Veranstaltungen wird sich erweitern. Zum Beispiel können wir Traditionen wieder auflebenlassen wie den Kino-Sommer. Ob wir das in diesem Jahr noch hinbekommen, müssen wir aber schauen. Das können wir nicht versprechen.

Ist es denn das Ziel, dass die Peißnitzbühne künftig wieder von den großen Künstlern genutzt wird?

Winkler: Dafür sind wir angetreten. Wir wollen dort wirklich hochkarätige Künstler hinbringen, die seit zehn oder fünfzehn Jahren Halle nicht mehr angefahren haben. Das lag zum einen daran, dass die Peißnitzbühne nicht den Anforderungen entsprochen hat, zum anderen, weil die Eissporthalle nicht mehr zur Verfügung stand.

Was muss konkret an der Bühne gemacht werden? Sie wollen ja 315.000 Euro investieren.

Winkler: Es geht vor allem um das Bühnendach. Das ist das entscheidende. Das Dach begrenzt die Größenordnung von Künstlern, die dort auftreten können. Es ist einfach zu flach, so dass die Höhe der Lichtanlagen nicht ausreichend ist. Und um den Bühnenboden müssen wir uns auch kümmern.

Das wird schon im nächsten Jahr passieren?

Winkler: Das müssen wir sehen, wie aufwendig es ist, ein neues Dach zu installieren. Da arbeiten wir gerade dran. Klar ist aber, dass das Dach höher werden muss.

Herden: Auch die Art und Weise des Daches es ist ein Problem. Es begrenzt die Spielfläche auf der Bühne.

Eigentlich wollten sie die Wiese vor der Bühne auch dauerhaft einzäunen. Das hat der Stadtrat gestoppt.

Winkler: Jetzt wird eben nur die Bühne eingezäunt. Damit versuchen wir sie vor Vandalismus zu schützen.

Herden: Es ist fast ein bisschen tragisch, dass das mit der Einzäunung nicht geklappt hat. Denn für jedes Konzert die Absperrungen zu errichten, ist ein extrem hoher Aufwand. Zudem können wir damit das direkte Umfeld nicht schützen. Das bleibt in den Händen der Stadt.

Was kostet diese Umzäunung pro Konzert?

Winkler: Es ist für jedes Konzert ein immenser Aufwand, es müssen rund 1,5 Kilometer Zaun aufgestellt und wieder abgebaut werden. Das Gelände muss jedes Mal auf's Neue gereinigt und verstromt werden, um nur einige Kostenpunkte zu nennen. Es ist eine Eigenart von Halle: Jede andere schöne Open-Air-Bühne dieser Welt ist eingezäunt.

Herden: Zudem lohnt sich dieser Aufwand für Veranstaltungen erst ab einer bestimmten Dimension. Beispielsweise beim Klassik-Picknick mit der Staatskapelle. Da funktioniert das. Ein Konzert unterhalb von 2.000 bis 3.000 Besuchern rechnet sich da kaum.

Das klingt aber pessimistisch ...

Winkler: Wir finden, dass die Chancen größer sind als die Risiken. Leipzig hat keine Open-Air-Bühne in der Größenordnung wie Halle. Die Parkbühne hat eine Kapazität von etwa 3 000. Danach kommt erst wieder das Völkerschlachtdenkmal mit 15 000 Kapazität. Dazwischen gibt es nichts. Das heißt, die Peißnitzinsel ist der ideale Spielort in Mitteldeutschland für Kapellen, die in dem Bereich dazwischen anzusiedeln sind.

Im Stadtrat gab es kritische Stimmen zu einer dauerhaften Gastronomie an der Peißnitzbühne

Winkler: Das war nie unser Ziel. Wir machen Gastronomie zu unseren Konzerten und Veranstaltungen, ansonsten nicht.

Auch beim Thema Lärmschutz werden immer wieder Befürchtungen geäußert

Winkler: Es gelten ganz klare Vorschriften, an die halten wir uns. Wenn man mal nach Leipzig guckt: Da freut man sich, dass wir Gruppen wie AC/DC vor 50.000 Leuten auftreten lassen. Das ist laut und es gibt Parkplatzschwierigkeiten. Aber alle sind glücklich, dass die Band ihr letztes Konzert in Deutschland in der Stadt spielt.

Herden: Ich denke, wir werden mit unseren Partnern vor Ort ein gutes Verhältnis pflegen und rechtzeitig über Veranstaltungen informieren.

Was ist ihr Traum für die Peißnitzbühne in zehn Jahren ?

Winkler (lacht): Pink Floyd, die Rolling Stones und AC/DC sollen Schlange stehen. Naja: Das Optimale wäre, wenn wir die Peißnitzinsel wieder zu einer traditionsreichen Open-Air-Spielstätte in Mitteldeutschland machen könnten.

Herden: Es soll einfach jeder wieder wissen: Dort gibt es gute Konzerte, bei denen ich dabei sein will.

Winkler: So wie es in den 90er Jahren schon einmal war. Und man muss einfach sehen: Ein Open-Air-Konzert bringt richtig viel Geld in die Stadt. Bei großen Veranstaltungen gibt es kein Hotelzimmer mehr, keinen Platz mehr in den Restaurants. Das ist ein enormer Wirtschaftsfaktor. Konzerte sind ein ganz entscheidender Punkt, eine Stadt zu besuchen.

Schauen Sie künftig mit bangerem Blick auf die Saale?

Herden: Natürlich beobachten wir sehr genau, was beim Hochwasserschutz gemacht wird. Ich denke, dass viele Lehren aus der letzten Flut gezogen wurden.

Winkler: Auf der anderen Seite ist die Saale auch genau der Reiz an der Peißnitzinsel. Sie liegt damit malerisch, dort lässt sich richtig was entwickeln. (mz)

Pächter der Peißnitzbühne für zehn Jahre: Ulf Herden (links) und Matthias Winkler
Pächter der Peißnitzbühne für zehn Jahre: Ulf Herden (links) und Matthias Winkler
Günter Bauer