Internetanbieter Muth Internetanbieter Muth: Surfspaß-Bremse für Extremnutzer

Halle (Saale)/MZ - Für Heiko Elze (Name geändert) sah alles nach einem abgekarteten Spiel aus. Mehrere Seiten lang war das Papier, das ihm sein Internet-Anbieter Muth zum Jahresende zugeschickt hatte. Überschrift: „Information zu angepassten Geschäftsbedingungen und Sepa-Umstellung“.
Auf Seite vier erst stutzt Elze, als er über das Wort Drosselung stolpert. „Bisher hatten wir ja DSL-Verträge, die unbegrenzt volle Surfgeschwindigkeit garantierten.“ Damit, so mutmaßt der begeisterte Internetnutzer, könne nun wohl bald Schluss sein. Zwar kündigten die neuen Verträge des Kabelanbieters Regiospeed Muth, der unter anderem das Paulusviertel versorgt, eine Drosselung erst ab einem Verbrauch von mehr als 100 Gigabyte pro Monat an. „Aber wenn ich mir vorstelle, dass man künftig Ultra-HD-Filme guckt, klingt 100 GB nach mehr als es ist.“ Das Anschauen eines HD-Filmes kostet den Nutzer bis zu zehn Gigabyte, eine Stunde Youtube gucken verbraucht etwa ein Gigabyte. Da immer mehr Menschen immer mehr Daten herunterladen, werden die Netze immer mehr belastet.
Aus diesem Grund hatte die Telekom im vergangenen Jahr versucht, ihre bestehenden DSL-Flatrates in sogenannte Drosselverträge zu ändern. Der Weltkonzern erlitt eine peinliche Schlappe. Die Telekom wollte die Surfgeschwindigkeit nach einem Verbrauch von 75 GB von 16 000 Kilobyte pro Sekunde auf 2 000 senken - dieselben Daten hat Antennenbau Muth jetzt angekündigt.
Doch Firmenchef Andreas Muth bestreitet, seinen Kunden wirklich den Datenstrom abdrehen zu wollen. Man habe rechtlich Klarheit schaffen wollen, sagt er, „diese Drosselung praktizieren ja einige Anbieter schon.“ Das heiße jedoch nicht, dass es konkrete Pläne gebe, Kunden mit einem Verbrauch von mehr als 100 Gigabyte künftig den Surfspaß wegzubremsen. Vorsichtig sagt Muth: „Wir reden hier nur über Kunden, die das betrifft.“ Was er meint, sind die von allen Anbietern gefürchteten Extrem-Surfer, die Terabytes an Daten herunterladen. „Wir wollten hier eine klare Ansage und eine Rechtsgrundlage für uns, um reagieren zu können.“
Normale Internetnutzer, beschreibt Andreas Muth, lägen bei „vielleicht 15 GB im Monat“, die Handvoll der größten Datenfresser aber beim Hundertfachen. „Da müssen wir uns die Möglichkeit offenhalten, was zu machen“ , denkt Muth, der versichert, dass die Anbindung der Vertragsänderungen an die Mitteilung über die Sepa-Umstellung Zufall gewesen sei. „Wir wollten nichts verstecken.“ Ohnehin würden Kunden, die von einer Drosselung betroffen wären, vor Betätigung der Surfbremse informiert. „Das passiert nicht einfach so“, sagt Muth, „da melden wir uns vorher schon noch mal.“